Der Ausbau grüner Mobilität in deutschen Städten schreitet voran. Die staatlichen Ziele sehen zwar ein noch höheres Tempo vor, doch schon heute ist ordentlich Bewegung in der Elektrifizierung beziehungsweise Dekarbonisierung der Städte. So kommen die Kommunen in Deutschland bei der Transformation voran.
Ladestationen
Die aktuelle Bundesregierung hat in ihrem „Masterplan Ladeinfrastruktur“ das Ziel formuliert, bis 2030 eine Million öffentliche Ladesäulen und zusätzlich 100.000 Schnellladepunkte zu installieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten bis 2030 pro Woche mehr als 2.000 Ladesäulen errichtet werden, aktuell sind es rund 200. Laut Bundesnetzagentur befinden sich derzeit 36.894 Normal- und 6.099 Schnellladepunkte im Betrieb.
Spitzenreiter ist dabei Bayern mit 7.707 Normal- und 1.042 Schnellladepunkten, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 6.784 Normal- und 780 Schnellladepunkten und Baden-Württemberg mit 5.581 Normal- respektive 1.117 Schnellladepunkten. In den Landkreisen führen bei den Normalladepunkten München (1.356 Säulen), Berlin (1.220) und Hamburg (1.203) deutlich vor dem Rest der Nation: Es folgen Wolfsburg (740), Hannover (532), Essen (404), Aachen (362) und Stuttgart (335). Bei den Schnellladepunkten kann außer Berlin (155) und Hamburg (163) kein Kreis auf ein dreistelliges Ergebnis blicken.
Öffentlicher Personennahverkehr
Besonders groß sind die Einsparungspotenziale beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), das hat auch die Europäische Union (EU) erkannt. Deshalb setzt die Bundesregierung aktuell eine Vorgabe aus Brüssel um: Die Clean Vehicle Directive (CVD) sieht vor, dass verbindliche Emissionsstandards in kommunalen Flotten einzuhalten sind. Die Vorgaben sollen schon ab 2. August 2021 gelten und betreffen insbesondere Busse des ÖPNV.
Wer befürchtet, die Elektrotechnologie könne Diesel- und Benzinerbusse noch nicht ersetzen, kann allerdings beruhigt sein. Der Fahrzeughersteller MAN hat kürzlich einen Test unter Realbedingungen erfolgreich hinter sich gebracht. Einen ganzen Tag lang fuhr ein Elektrobus des Herstellers durch München und bediente zwei Buslinien der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Das Ergebnis: Der Bus brachte binnen 24 Stunden rund 550 Kilometer hinter sich und musste kein einziges Mal geladen werden.
Shared Mobility
Das noch verhältnismäßig junge Konzept des Carsharings kommt ebenfalls voran. Dabei ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen sogenannten Freefloating- und stationären Systemen. Bei Letzterem sind die Fahrzeuge an bestimmten Punkten abzuholen und zurückzubringen, während das Freefloating es ermöglicht, die Leihgabe an Ort und Stelle zu beenden und das Auto für den nächsten freizumachen.
Zu Beginn des Jahres 2021 gab es laut dem Bundesverband CarSharing (bcs) in Deutschland 228 Carsharing-Unternehmen, -Genossenschaften und -Vereine, die an 855 Standorten deutschlandweit unterschiedliche Carsharing-Angebote bereitstellen. Der bcs zählt außerdem rund 2,9 Millionen registrierte Nutzer, was verglichen mit dem Vorjahr einen Zuwachs von 25,5 Prozent bedeutet. In 78 der 81 Großstädte in Deutschland (mehr als 100.000 Einwohner) gibt es Carsharing-Angebote. Während bei allen in Deutschland zu gelassenen Autos der Anteil der E-Autos Ende 2020 gerade mal 1,2 Prozent betrug, sind es bei den CarSharing-Anbietern schon 18,5 Prozent der gesamten Flotte.
Ähnlich verhält es sich beim Bikesharing, hier ist der elektrifizierte Anteil jedoch überschaubar. Die beiden größten Anbieter sind auch die beiden ältesten am Markt: Der Service Call a Bike von der Deutschen Bahn und das Leipziger Unternehmen Nextbike teilten sich lange das Geschäft. Inzwischen sind einige Firmen dazugekommen, beispielsweise das von Uber mitfinanzierte Lime, das auch E-Scooter anbietet. Häufig gehen Kommunen dabei Kooperationen mit den Unternehmen ein: In Augsburg beispielsweise besteht die von den Stadtwerken zur Verfügung gestellte Fahradflotte aus 150 Drahteseln von nextbike, die sich über 30 Stationen im Stadtgebiet verteilen. Elektrisch sind davon allerdings keine, das spiegelt auch den bundesweiten Trend beim Anteil der E-Bikes an den Verleihmodellen wider.
Eine verschwindend geringe Rolle spielen jedoch E-Scooter – trotz der oft zahlreichen Modelle und Anbieter in größeren Städten. Bei denen elektrifizierten Rollern von der anfänglichen Euphorie heute nur bedingt etwas übrig. Schuld daran ist die überschaubare Ökobilanz– das sieht auch das Umweltbundesamt in einer Beurteilung so: „Als Leihfahrzeug in Innenstädten, wo ÖPNV-Netze gut ausgebaut und die kurzen Wege gut per Fuß & Fahrrad zurückzulegen sind, bringen die Roller eher Nachteile für die Umwelt – und drohen als zusätzlicher Nutzer der bereits unzureichend ausgebauten Infrastruktur das Zufußgehen und Fahrradfahren unattraktiver zu machen.“