„Wir haben unseren Camper selbst ausgebaut“ – ein Satz, den man in der Vanlife-Community oft hört. Doch wer selbst vor dieser Herausforderung steht, fragt sich schnell: Wo fängt man eigentlich an? Welche Materialien sind nötig, welche Fehler sollte man vermeiden, und wann ist es besser, Expert:innen zurate zu ziehen?
Um genau das herauszufinden, haben wir mit den Reisebloggern Esther und Kay gesprochen. Die beiden haben ihren Camper selbst ausgebaut und wissen, worauf es ankommt. Sie verraten, welche Stolperfallen beim Ausbau lauern und geben wertvolle Tipps für einen gelungenen Start.
Das Ergebnis: Ein Leitfaden für alle, die ihren Traum vom eigenen Camper verwirklichen und das Abenteuer Vanlife starten wollen.
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Vanlife: Der Blog by NOMADS – wer steckt eigentlich dahinter?
Der Reiseblog by NOMADS wird von Esther und Kay geführt. Beide haben ihren 9-to-5-Job aufgegeben und sich für ein Leben auf vier Rädern entschieden. Ihr Abenteuer begann vor ein paar Jahren mit einem One-Way-Ticket nach Island, wo sie während ihres Aufenthalts als digitale Nomaden im Online-Marketing für verschiedene Kund:innen arbeiteten.
Danach folgten Reisen durch Kanada, die USA, Kuba, Guatemala, Mexiko, Costa Rica und Hawaii. Schließlich führte sie ihr Weg nach Neuseeland, wo sie beschlossen, ihren eigenen Camper auszubauen – ein Schritt, der sie nicht nur der Natur näherbrachte, sondern ihnen auch die Freiheit gab, ganz nach ihren eigenen Regeln zu leben.
Während ihrer Weltreise gründeten sie den Blog by NOMADS, um ihre Erlebnisse und Reisetipps zu teilen. Später rückte das Thema Camper-Ausbau immer mehr in den Mittelpunkt. Verschiedene e-books, beispielsweise zum Thema „Wasserversorgung-Camper“ oder „Camper-Ausbau Ideen„, erleichtern anderen Vanlifern den Ausbau des eigenen Campers.
wmn verrieten sie, worauf es beim Camper-Ausbau wirklich ankommt – und auch für alle, die noch Zweifel plagen, finden sie motivierende Worte.

1. wmn: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen Van auszubauen? Warum wolltet ihr keinen fertigen Wohnwagen kaufen?
Die Idee, einen Van auszubauen, entstand während unserer Reise durch Neuseeland. Wir hatten schon lange davon geträumt, unseren eigenen Van auszubauen, und haben uns schließlich dazu entschieden, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen – eine großartige Erfahrung, die uns gezeigt hat, wie wertvoll es ist, einen Camper ganz nach den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen gestalten zu können.
Ein fertiger Wohnwagen kam für uns nie wirklich infrage. Sie sind oft teuer und die standardisierte Innenausstattung bietet nicht immer die Flexibilität, die wir uns gewünscht haben. Mit einem selbst ausgebauten Camper konnten wir den Raum optimal nutzen und an unseren abenteuerlichen Lebensstil anpassen, beispielsweise mit cleveren Stauraumlösungen und einer praktischen Gestaltung für lange Reisen.
Nach unserer Weltreise waren wir so begeistert von dem Prozess und dem Endergebnis, dass wir uns direkt entschieden haben, erneut einen Van für unsere Reisen durch Europa auszubauen. Denn das macht nicht nur Spaß, sondern schafft auch ein Zuhause auf Rädern, das genau zu unseren Bedürfnissen passt!

2. wmn: Wie findet man das richtige Fahrzeug für einen Camper-Ausbau – worauf sollte man bei der Auswahl achten?
Bei der Wahl des richtigen Fahrzeugs ist es wichtig, zunächst die eigenen Reisepläne und Wünsche zu definieren. Ein Modell mit ausreichend Stehhöhe, wie ein L2H2, ist ideal für längere Reisen, während ein kompakteres Modell für Städte praktischer sein kann. Besonders wichtig ist der technische Zustand des Fahrzeugs: Achte auf Rost, den Motor und die Wartungshistorie. Auch die Zuladungskapazität sollte berücksichtigt werden.
Es ist zudem ratsam, ein beliebtes Modell wie einen Mercedes Sprinter, Renault Master oder Fiat Ducato zu wählen, da diese zuverlässig sind und Ersatzteile leicht erhältlich sind. Berücksichtige dein Budget inklusive Kauf, TÜV-Prüfung und Ausbaukosten und stelle sicher, dass das Fahrzeug für deine gewünschte Ausstattung geeignet ist, z.B. für Solaranlagen oder Wassertanks. Eine Probefahrt und eine technische Inspektion sind immer eine gute Idee, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

3. wmn: Welche grundlegenden Werkzeuge und Materialien braucht man für den Einstieg? Gibt es etwas, das ihr besonders empfehlt?
Die wichtigsten Werkzeuge für den Camper-Ausbau sind:
- Akkuschrauber und Stichsäge – zum Schrauben und Holzarbeiten
- Kreissäge – für lange, gerade Schnitte
- Schleifmaschine – für eine saubere Oberfläche
- Multitool – vielseitig einsetzbar zum Schleifen, Schneiden und für kleine Details
- Schraubzwingen – unverzichtbar, um Materialien während der Bearbeitung zu fixieren
Empfohlene Materialien:
- Armaflex-Isolierung – einfach zu verarbeiten und sehr effektiv gegen Kälte und Hitze
- Multiplexplatten – leicht und stabil, perfekt für Möbel und Wände
- Dichtungsmaterial und Polymerkleber – für wasserfeste und stabile Verbindungen
- Lüftungsgitter und Dachfenster – für eine gute Luftzirkulation und Feuchtigkeitsregulierung
Mit diesen Essentials bist du bestens ausgestattet, um deinen Camper praktisch und effizient auszubauen!

4. wmn: Was sind die häufigsten Fehler, die Anfänger:innen beim Camper-Ausbau machen, und wie lassen sie sich vermeiden?
- Fehlende Planung: Viele starten ohne ein detailliertes Konzept. Erst planen, dann bauen!
- Mangelnde Isolierung: Hochwertige Isolierung wie Armaflex ist entscheidend für Komfort und Energieeffizienz.
- Unzureichende Belüftung: Ohne Lüftungsöffnungen entsteht schnell Kondenswasser und Schimmel.
- Überschätzung der eigenen Fähigkeiten: Bestimmte technische Installationen wie Elektrik und Gas sollte man Profis überlassen.
5. wmn: Strom, Wasser, Gas: Wie komplex ist die Installation der technischen Ausstattung, und was sollten Einsteiger:innen darüber wissen?
Technische Installationen können anspruchsvoll sein, sind aber mit der richtigen Planung gut machbar.
Elektrik (Stromversorgung)
Ein 12V-System mit Versorgungsbatterie, Solarpanels und Wechselrichter ist die Basis der meisten Camper. Wichtige Punkte:
- Berechne deinen Stromverbrauch je nach Geräten und Reiseverhalten.
- Überlege, ob du vorwiegend autark oder auf Campingplätzen stehst (entscheidet über Batteriekapazität & Solaranlage).
- Erstelle einen Stromplan und lasse ihn von einem Profi prüfen.
In unserem E-Book Camper-Elektrik erklären wir alles Schritt für Schritt.

Wassersystem
Besteht aus Frisch- & Abwassertank und einer Tauch- oder Druckpumpe. Zu beachten:
- Warmwasser? Dann brauchst du einen Boiler oder Durchlauferhitzer.
- Autark stehen? Größere Tanks (z.B. 60–100L) sind dann sinnvoll.
- Vermeide Lecks mit abgedichteten Leitungen und hochwertigen Anschlüssen.
Gasversorgung
Gasinstallationen sind komplex und sollten sicher eingebaut werden. Wichtige Punkte:
- Gasflaschen oder LPG? LPG ist günstiger und nachfüllbar, erfordert aber einen Festeinbau.
- Sicherheit: Eine belüftete Gaskammer und ein Gaswarner sind essenziell.
- Alternativen: Viele entscheiden sich für Diesel- oder Elektrokochfelder statt Gas.
Da Gasinstallationen risikoreich sind, sollten sie immer von einem Fachmann geprüft werden.
Mit guter Vorbereitung lässt sich ein sicheres und effizientes System realisieren!

6. wmn: Welche Arbeiten können Laien selbst erledigen, und wann sollte man besser Expert:innen in Anspruch nehmen?
Selbst machen:
✔ Isolierung
✔ Wand- & Bodenverkleidung
✔ Möbelbau
Besser Profis überlassen:
⚠ Elektrik
⚠ Gasinstallationen
⚠ TÜV-relevante technische Prüfungen
7. wmn: Wie viel Zeit und Budget sollte man realistisch für einen kompletten Ausbau einplanen? Gibt es versteckte Kosten, die oft übersehen werden?
Ein kompletter Ausbau kann 3–6 Monate dauern, je nach Erfahrung und verfügbarer Zeit. Budgettechnisch sollte man mit mindestens 5.000 bis 15.000 € rechnen, exklusive Fahrzeugkauf.
Oft übersehene Kosten:
- TÜV-Abnahmen & Umbauten
- Zusätzliches Werkzeug
- Kleinteile wie Schrauben, Dichtungen, Kabel
- Versicherung während der Ausbauphase

8. wmn: Was könnt ihr unseren Leser:innen mitgeben, wenn sie noch Angst davor haben, einen Van selbst umzubauen?
Einfach anfangen! Ein Van-Ausbau ist ein Lernprozess, und Fehler gehören dazu. Starte mit einfachen Projekten wie der Isolierung oder einem Bettgestell. Es gibt zahlreiche Ressourcen und Communitys (wie by NOMADS), die dich unterstützen können.
Am Ende steht dein Traum-Camper, genau nach deinen Vorstellungen – und das ist jede Mühe wert!
Tipp: Du hast spezifische Fragen oder bist auf der Suche nach Inspiration? Dann schaue unbedingt auf dem Blog by Nomads noch einmal vorbei!