Der Verlust eines geliebten Menschen, einer Beziehung oder einer Lebensphase kann tiefe Trauer auslösen. Jeder erlebt diesen Schmerz anders, doch eins ist sicher: Er verschwindet nicht einfach. Stattdessen verändert er sich und wird ein Teil deines Lebens. Meditation kann dir helfen, deine Emotionen zu verstehen, sie anzunehmen und leichter mit ihnen umzugehen. Sie schafft Raum für deinen Schmerz, ohne dass er dich überwältigt.
In diesem Artikel gebe ich dir Ratschläge, wie du in Phasen der Trauer neuen Halt mit Meditation gewinnen kannst.
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Unsere Autorin Michelle ist ausgebildete Hatha- und Yin-Yogalehrerin und damit Expertin für Asana, Pranayama und Meditation. Dieses Wissen gibt sie nicht nur in ihren wöchentlichen Kursen, sondern auch auf wmn.de weiter.
Warum Meditation bei Trauer hilft
Trauer bringt oft eine Achterbahn der Gefühle mit sich – von Wut über Schuldgefühle bis hin zu tiefer Sehnsucht. Meditation ermöglicht es dir, diese Emotionen bewusst wahrzunehmen, ohne von ihnen mitgerissen zu werden. Wenn du lernst, deine Gefühle zu beobachten, anstatt sie zu unterdrücken, können sie sich nach und nach lösen.
Forschungen zeigen, dass Meditation direkte Auswirkungen auf dein Gehirn hat: Die Aktivität in den emotionalen Zentren wie der Amygdala nimmt ab, während das Areal für Mitgefühl und Akzeptanz gestärkt wird. Das bedeutet, dass du deine Trauer nicht verdrängst, sondern lernst, mit ihr zu leben – und dich dabei nicht allein fühlst.
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Achtsamkeit: Den Moment annehmen, wie er ist
Oft halten uns Erinnerungen an die Vergangenheit oder Sorgen um die Zukunft in einem Kreislauf des Leidens fest. Doch die Vergangenheit kannst du nicht ändern, und die Zukunft ist ungewiss. Achtsamkeitsmeditation hilft dir, im gegenwärtigen Moment zu bleiben – genau da, wo du gerade bist.
Das bedeutet nicht, dass du deine Gefühle ignorierst. Im Gegenteil: Du nimmst sie bewusst wahr, gibst ihnen Raum und erlaubst ihnen, sich zu verändern. Vielleicht spürst du beim Meditieren zuerst Schmerz oder Sehnsucht. Doch je länger du praktizierst, desto mehr erkennst du, dass diese Gefühle kommen und gehen – und du mehr bist als deine Trauer.
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Geführte Meditationen für Trauer und Verlust
Meditation kann eine wertvolle Unterstützung sein, besonders wenn du dich verloren oder überfordert fühlst. Geführte Meditationen begleiten dich durch den Prozess der Trauer und helfen dir, Trost und Ruhe zu finden.
Eine einfache Übung:
- Setze dich an einen ruhigen Ort. Schließe die Augen und konzentriere dich auf deinen Atem.
- Richte deine Aufmerksamkeit auf deine Gefühle. Welche Emotionen tauchen auf? Erkenne sie an, ohne sie zu bewerten.
- Benenne deine Gefühle. Sage dir innerlich: „Ich spüre Trauer“, „Ich fühle Sehnsucht“.
- Stelle dir eine liebevolle Umarmung vor. Vielleicht von einer verstorbenen Person oder von dir selbst. Spüre die Wärme und das Mitgefühl.
- Atme tief ein und aus. Mit jedem Atemzug lass den Schmerz ein Stück weiterziehen.
Diese Übung dauert nur wenige Minuten, kann aber viel bewirken. Wenn es dir das alleine Meditieren schwerfällt, dann kannst du stattdessen auch eine geführte Meditation wählen. Auf Spotify und YouTube gibt es viele Meditationen, die das Thema Trauer und Verlust fokussieren. Hier ist eine persönliche Empfehlung:
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Mit Selbstmitgefühl durch die Trauer
Ein wichtiger Aspekt der Trauer-Meditation ist Selbstmitgefühl. Trauer geht oft mit Selbstvorwürfen einher: „Hätte ich mehr tun können?“, „Warum fühle ich mich noch immer so?“ Diese Gedanken verstärken das Leid.
Achtsamkeitsmeditation hilft dir, dich selbst mit liebevollen Augen zu sehen. Du erkennst, dass deine Gefühle menschlich sind, dass du nichts falsch gemacht hast – und dass es in Ordnung ist, Zeit zu brauchen.
Übe eine einfache Selbstmitgefühls-Meditation:
- Setze dich bequem hin und lege eine Hand auf dein Herz.
- Sage dir innerlich: „Es ist okay, traurig zu sein.“
- Atme tief ein und stelle dir vor, wie du dich selbst tröstest – so, wie du es bei einem geliebten Menschen tun würdest.
Mit der Zeit wirst du merken, dass du sanfter mit dir selbst umgehst und die Trauer nicht mehr als Feind betrachtest, sondern als Teil deines Weges. Auch hier habe ich eine Empfehlung für eine geführte Meditation:
Wichtig zum Ende: Meditation hilft – aber du musst nicht allein durch die Trauer
Meditation ist eine kraftvolle Methode, um mit Trauer umzugehen. Sie kann dir helfen, deine Gefühle zu verstehen, innere Ruhe zu finden und den Schmerz loszulassen. Doch sie ersetzt keine Gespräche oder Unterstützung durch andere Menschen.
Wenn du das Gefühl hast, alleine nicht weiterzukommen, sprich mit Freunden, Familie oder einer professionellen Begleitung. Trauer ist ein Prozess, und du musst ihn nicht allein durchstehen.