Was hat Fernsehen in der Kindheit mit emotionaler Intelligenz zu tun? Offensichtlich mehr, als man zunächst vermuten könnte. Welche älteren Kinderserien dabei herausstechen und welche aktuellen der Generation Alpha (zwischen 2010 und 2025 Geborene) bei der Förderung der Emotionalen Intelligenz helfen sollen.
Mehr lesen: Muttersein: Diese 4 Sätze können deinem Kind ernsthaft schaden
Alles zum Thema „Muttersein“:
Serien können beim Lernen helfen – ersetzen aber keine echten Verbindung
Kinderserien können wertvolle Impulse geben: Sie zeigen Gefühle, erklären Konflikte kindgerecht und lassen junge Zuschauer:innen erleben, wie Freundschaft, Empathie oder Mut aussehen können. Studien bestätigen, dass gut gemachte Formate sogar die emotionale Intelligenz fördern können.
Aber klar ist auch: Bildschirmzeit ersetzt keine echten Beziehungen. Gespräche mit Mama, Papa, Geschwistern oder Freund:innen – das gemeinsame Erleben, Streiten, Vertragen, Zuhören – sind durch nichts zu ersetzen. Serien können ergänzen, aber nicht das echte emotionale Training im Alltag übernehmen.
Emotionale Intelligenz: Warum sie wichtig ist
Emotionale Intelligenz – oft kurz als EQ bezeichnet – ist ein Begriff, der heute in der Erziehung genauso wichtig ist wie Mathe oder Sprache. Geprägt wurde er 1990 von den Psychologen Peter Salovey und John D. Mayer. Bekannt wurde er vor allem durch den Wissenschaftsjournalisten Daniel Goleman, der emotionale Intelligenz als Zusammenspiel von fünf Fähigkeiten beschrieb:
- Selbstwahrnehmung – also die eigenen Gefühle erkennen und benennen zu können
- Selbstregulierung – Emotionen steuern, statt von ihnen überwältigt zu werden
- Empathie – sich in andere hineinversetzen zu können
- Motivation – Gefühle bewusst nutzen, um Ziele zu erreichen
- Soziale Kompetenz – rücksichtsvoll mit anderen umgehen, trösten, helfen, Konflikte lösen
Genau hier setzen viele Kinderserien an. Drei Klassiker aus der Kindheit vieler Eltern heute sind wahre Meister darin, diese emotionalen Fähigkeiten spielerisch zu vermitteln.
Hoher EQ durch Sesamstraße
Seit über 50 Jahren vermittelt die „Sesamstraße“ mehr als Buchstaben und Zahlen. In den Geschichten von Ernie, Bert, Elmo & Co. geht es um Vielfalt, gegenseitiges Verständnis und das Erkennen von Gefühlen – oft eingebettet in Alltagssituationen, die Kinder nachvollziehen können. Besonders Figuren wie Grobi oder das Krümelmonster zeigen, dass es okay ist, Fehler zu machen oder Emotionen wie Wut, Freude oder Frust auszuleben – und dass man daran wachsen kann.
Mehr zum Thema Muttersein
Muttersein: Wenn du das am Wochenende tust, schadest du dem Erfolg deines Kindes
Muttersein: Diese 3 häufigen Sätze stören das Essverhalten deines Kindes nachhaltig
Mutter-Tochter-Beziehung: 5 Warnzeichen, dass euer Verhältnis toxisch ist
Meister Eder und sein Pumuckl
Der kleine Kobold mit dem feuerroten Haar hat es in sich – und doch berührt uns seine Beziehung zu Meister Eder bis heute. Der handwerklich bodenständige Eder begegnet Pumuckls Streichen oft mit Gelassenheit, Geduld und Humor. Kinder lernen hier: Menschen (oder Kobolde) ticken unterschiedlich – und das ist okay. Konflikte lassen sich lösen, wenn man miteinander spricht und einander ernst nimmt. Eine echte Schule in Selbstregulation und Empathie.
EQ fördern durch Winnie Puuh
Der gemütliche Bär und seine tierischen Freunde zeigen in jeder Folge, was echte Freundschaft bedeutet. Ob Tiggers Übermut, Ferkels Angst oder I-Aahs Melancholie – alle Emotionen haben Platz und dürfen sein. Genau das macht „Winnie Puuh“ so wertvoll: Kinder lernen, dass jedes Gefühl erlaubt ist, und dass es anderen oft ähnlich geht. Eine sanfte Einführung in emotionale Selbstwahrnehmung und sozialen Umgang.
Und was schaut die Gen Alpha?
Während die Gen X die oben genannten Serien geliebt hat, standen bei den Millennials auch Serien wie „Hanni und Nanni“ und „Wickie“ hoch im Kurs, Filme über selbstbewusste Mädchen und über einen schüchternen, untypischen Wikinger-Jungen. Auch heutige Kinderserien können emotionale Intelligenz fördern und mit vermeintlichen Klischees brechen – wenn sie gut gemacht sind:
Bluey (Disney+)
Die Serie zeigt den Alltag einer australischen Hundefamilie – mit viel Liebe, Fantasie und emotionaler Tiefe. Eltern machen Fehler, Kinder dürfen Gefühle zeigen, und Konflikte werden kindgerecht gelöst.
Papa Bandit ist emotional präsent und kreativ, Mama Chili ist stark und zugleich sensibel – beide Elternteile übernehmen Care-Arbeit auf Augenhöhe.
Elinor Wonders Why (YouTube)
Die Serie folgt Elinor, einem neugierigen Kaninchenmädchen, das alltägliche Fragen erforscht – mit einem starken Fokus auf Empathie, aktives Zuhören und Zusammenarbeit. Kinder lernen, dass es okay ist, Dinge nicht zu wissen, und dass man durch Gespräche, Beobachtung und Rücksichtnahme viel lernen kann.
Elinor ist eine neugierige, forschende Heldin, ohne dabei besserwisserisch zu sein. Die Nebenfiguren sind vielfältig, feinfühlig und ermutigen zur offenen Kommunikation – ohne klassische Rollenbilder zu reproduzieren.
Ada Twist, Scientist (Netflix)
Ada erforscht mit Neugier und Herz wissenschaftliche Fragen – dabei lernt sie, mit Misserfolgen umzugehen und im Team Lösungen zu finden.
Mädchen im MINT-Bereich, inklusive Freundesgruppe – die Serie setzt auf kooperative Problemlösung.
Fazit: Vernünftig aussuchen, mitschauen und Streaming-Zeit begrenzen
Ob du mit der „Sesamstraße“ groß geworden bist oder dein Kind heute „Bluey“ schaut – Kinderserien können wichtige emotionale Kompetenzen fördern. Voraussetzung ist, dass sie echte Gefühle zeigen, Konflikte nicht meiden und Figuren bieten, mit denen Kinder sich identifizieren können. Denn was wir als Kind fühlen lernen, begleitet uns ein Leben lang. Lasse dein Kind nicht wahllos streamen, schaue im Idealfall zwischendrin mit, um deinem Kind Fragen beantworten zu können, und achte darauf, dass die TV- oder Streamingzeit begrenzt bleibt. Und wie eingangs gesagt: Nichts ersetzt den persönlichen Austausch und das eigene Lernen.
Du magst unsere Themen? Dann lies uns auch bei Google News.
Wichtig zu wissen!
Muttersein kann herausfordernd sein. Sei geduldig mit dir selbst und erlaube dir, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Es ist völlig in Ordnung, sich zu entschuldigen. Vergleiche dich nicht mit anderen – jede Mutter und jede Familie ist einzigartig. Wenn du dich aber überfordert fühlst, suche dir professionelle Hilfe und bitte Bekannte oder Verwandte um Unterstützung.

Als Mutter von vier Kindern weiß Stephanie, wie aufregend die Reise sein kann. Von Schwangerschaft über Muttersein bis zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf teilt sie persönliche Einblicke in den Alltag und Tipps, die ihr selbst geholfen haben. Ihre Meinung: Niemand ist perfekt und jede Situation ist anders. Wissen teilen und über Probleme reden ist aber die halbe Miete.