Jede:r Mensch trifft pro Tag rund 35.000 Entscheidungen, behaupten Psycholog:innen. Natürlich zieht das mit sich, dass jede kleine Entscheidung, die wir treffen, auch etwas zu unserem Leben beitragen kann, sagt Business-Experte Daniel Schepperle. Bei 35.000 Entscheidungen ist es nicht abwegig, dass viele davon auf Denkfehlern beruhen. Diese haben wir unbewusst oder bewusst verinnerlicht und werden sie einfach nicht mehr los. An welche Denkfehler du in deinem Berufsleben noch täglich glaubst, verraten wir dir hier.
Alles zum Thema Denkfehler:
Was sind Denkfehler?
Denkfehler sind Gedanken, die uns selber Steine in den Weg legen. Oft erreichen wir verzerrte Denkergebnisse und Schlussfolgerung, ohne es zu merken. Die Psychologin Amelie Schomburg behauptet, dass wir nicht die kognitiven Kapazitäten haben, um alle Informationen einzubinden. „Selbst wenn wir die Kapazitäten hätten, so würde uns dann zumindest die Zeit fehlen. Es ist also gar nicht so schlecht, beim Denken Abkürzungen zu nehmen“, sagt die Psychologin.
Denkfehler in der Karriere können gravierend sein
In seinem Buch Die Kunst des klaren Denkens erklärt der Unternehmer Rolf Dobelli die 52 größten Denkfehler, die ihm bereits in seiner Karriere untergekommen sind.
Diese Denkfehler kommen beinahe jedem Menschen unter und es scheint, so Dobelli, beinahe unmöglich, sich von ihnen fernzuhalten. Sei also nicht enttäuscht, wenn dir der eine oder andere Denkfehler bereits untergekommen ist. Ebenso wenig solltest du überrascht sein, wenn dir diese Denkfehler in Zukunft begegnen:
1. Die Überlegenheitsillusion
Wir schätzen nicht nur uns selbst häufig falsch ein, sondern auch alle Menschen in unserem Umfeld. Die Überlegenhietsillusion beschreibt jedoch nicht nur die Tatsache, dass wir uns beispielsweise schlauer als unsere Kolleg:innen fühlen, sondern eben vor allem, dass wir die Menschen in unserem Umfeld unterschätzen. Das kann fatale Folgen haben.
Dieser Irrglaube ist bei Menschen mit niedrigem IQ besonders weit verbreitet. Das führt dazu, dass sich die Dümmsten meist für die Klügsten halten, obwohl es theoretisch andersherum sein müsste.
Mache also zu Beginn deiner Karriere niemals den Fehler, dich selbst zu überschätzen oder deine Kolleg:innen zu unterschätzen.
2. Wenn ich erfolgreich bin, werde ich glücklich
Hast auch das Gefühl, dass das Glück schon irgendwie auf dich zukommen wird, wenn du erst richtig erfolgreich bist? Dieses Gefühl haben viele von uns. Der Harvard-Professor Shawn Achor hat jedoch im Rahmen seiner Glücksforschung herausgefunden, dass es genau andersherum ist: Je glücklicher du bist, desto erfolgreicher wirst du sein.
Erfolg und Glück hängen fest zusammen, so sagt der Glücksforscher. Allerdings macht dich Erfolg nicht glücklich. Vielmehr folgt der Erfolg dem Glück. Der Grund dafür ist das Gehirn. Der Glücksforschung zufolge funktioniert das Gehirn gut 31 % besser, wenn es zufrieden ist als, wenn es unglücklich ist.
Der Glücksforscher Shawn Anchor fand in seinen Reisen in 45 verschiedene Länder heraus, dass es überall auf der Welt ähnliche Leitsprüche für die Jugend und die Kindheit gibt: „Härtere Arbeit führt zu größeren Erfolgen.“ heißt es dort.
Doch dieser Leitsatz führt nur dazu, dass wir mehr Stress empfinden. Er macht uns aber weder glücklicher, noch erfolgreicher. Umdenken ist laut der Glückforschung also existenziell: Konzentrieren wir uns darauf,eeee glücklich zu sein, wird es dem Gehirn sehr viel leichter fallen, intelligenter zu arbeiten und uns auf den Erfolg zu konzentrieren.
3. Ich muss noch mehr investieren
Beginnen wir mit einem Denkfehler, der zwar einen besonderen Namen trägt, doch den meisten Menschen bereits untergekommen ist. Die Sunk Cost Fallacy wird auf Deutsch mit „versunkene Kosten“ übersetzt.
Dieser Denkfehler kommt im Job immer dann auf, wenn du bereits Geld oder Zeit in ein Projekt investiert hast, dieses Projekt sich aber als Fehlschlag herausstellt. Hast du beispielsweise in den letzten Wochen an einem neuen Projekt gearbeitet, das bis heute keine Früchte trägt, wirst du weiterhin darauf beharren, das Projekt weiterzuverfolgen. Der Grund ist die viele Zeit und die Arbeit, die du bereits investiert hast. Das sind die sogenannten „versunkenen Kosten.“
Was dein Gehirn nicht verstehen will ist, dass diese Zeit und der Aufwand umsonst waren. Anstatt das Projekt einzustampfen, willst du nur noch mehr Zeit und Geld in das Projekt hineinstecken.
„Jetzt haben wir schon so viel Zeit hineingesteckt. Wir können das Projekt nun nicht einstampfen.“ So oder so ähnlich argumentieren Menschen, die der Sunk Cost Fallacy aufgesessen sind.
Wichtig ist es aber zu wissen, dass dies niemals der Grund dafür sein sollte, an einem Projekt weiterzuarbeiten. Man sollte immer mit einem klaren Kopf auf die Dinge schauen und abwägen: „Bringt das Projekt mich oder das Unternehmen nach vorne?“ Wenn dem nicht so ist, dann sollte das Projekt eingestampft werden.
4. Meine Pläne müssen eingehalten werden
Beim Arbeiten in einem Unternehmen, in einem Startup oder als selbstständige Person wirst du immer wieder Pläne machen müssen: Pläne für deinen Tag, Pläne für die nächste Woche und Pläne für die nächsten Jahre. In jeden Plan, den du machst, fließt eine Menge deines Herzblutes. Allerdings solltest du dir schon während des Plänemachens abschminken, dass dieser Plan zu 100% in die Tat umgesetzt werden kann.
Schon Konfuzius wusste, dass Pläne nicht immer funktionieren können. Er sagte: „Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen.“ So wirst auch du es schwer haben, deine Pläne in die Tat umzusetzen. Warum ist das so?
Beim Arbeiten ist Kooperation das A und O. Du bist in deinem Job nicht nur von dir selbst, sondern von vielen anderen Menschen abhängig. Während eines Projektes wird es immer wieder passieren, dass Menschen ihre Meinung oder ihre Pläne ändern. Halte also bloß nicht eisern an deinem Plan fest, sondern sei immer offen für Veränderungen.
5. Alles muss sofort passieren
Oft haben wir das Gefühl, dass Projekte direkt umgesetzt werden können, wenn wir uns nur genug Mühe geben. Eine Anfrage von einer Kundin zu bearbeiten, kostet dich doch nur ein paar Minuten? Dann kannst du der Kundin auch versprechen, dass ihr Problem schon gleich gelöst ist? Nein, bitte nicht.
Das ist ein Denkfehler, der vor allem vielen jungen Mitarbeiter:innen unterkommt. Leider kommt dir auch hier die Kooperation mit Kolleg:innen in die Quere. Bevor du jemandem Versprechungen machst, solltest du zunächst von allen Beteiligten grünes Licht bekommen haben. Schnell wird dir klarwerden, dass nicht alles sofort passieren kann und wird. Hier greift der alte Spruch „Gut Ding will Weile haben.“
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6. Wenn ich länger brauche, wird es perfekt
Genauso ein großer Denkfehler, wie alles sofort machen zu wollen, ist der Denkfehler, alles auf die lange Bank zu schieben. Du möchtest, dass dein Projekt bei Abgabe perfekt ist? Das ist ein nobler Wunsch, doch ist das meist nicht machbar.
Je länger du das Projekt niemandem zeigst, desto länger kannst du auch kein Feedback dafür bekommen. Feedback von Kolleg:innen oder Kund:innen ist aber besonders wichtig, um deine Arbeit von allen Seiten zu beleuchten. Oft ist es also besser, ein nicht ganz fertiges Projekt abzugeben und mit Feedbackschleifen zu rechnen, als für das „perfekte Projekt“ viel zu viel Zeit zu benötigen. Schnell wird dir auffallen: Auch wenn du denkst, dass du das „perfekte Projekt“ abgeben hast, wird es immer Verbesserungen und Veränderungsvorschläge geben.
Fazit: Wie erkennt man Denkfehler?
Und? Hast du einige Denkfehler von dir selbst wiedererkannt? Wenn ja, dann ist das ganz normal und nicht schlimm. Mit den obigen Erklärungen wird es dir ab heute leichter fallen, deine eigenen Denkfehler zu erkennen und damit umzugehen.
Für noch mehr Wissen über die größten Denkfehler lohnt sich das Buch „Die Kunst des klaren Denkens“ von Rolf Dobelli.
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