Dass Frauen auch heutzutage immer noch durchschnittlich deutlich weniger verdienen als Männer, ist kein Geheimnis. Wie riesig diese Kluft aber tatsächlich ist und was alles mit diesem Gehaltsunterschied einhergeht, ist vielen Menschen aber nicht bewusst. Wir erklären dir, wie der Gender Pay Gap zustande kommt und was du als Frau dagegen unternehmen und sagen solltest, wenn du ungerecht behandelt wirst.
Was ist der Gender Pay Gap?
Per Definition versteht man unter dem Gender Pay Gap die geschlechterspezifische Lohnlücke zwischen Mann und Frau.
Man unterscheidet in den unbereinigten und bereinigten Gender Pay Gap. Bei unbereinigten Gender Pay Gap geht es um die Gesamtheit aller Löhne. Wenn wir also alle Löhne von Frauen addieren und durch die Anzahl teilen würden und dasselbe bei den Männern machen würden, wäre der Gender Pay Gap die Differenz daraus. Diese Differenz beträgt in Deutschland etwa 18 Prozent. Bei dem bereinigten Gender Pay Gap werden Faktoren wie Alter, Berufsgruppe, Arbeitserfahrung und Qualifikation mit einberechnet. Es geht also vor allem darum zu klären, wie groß der Lohnunterschied bei Frauen und Männern auf der gleichen Position ist. Der bereinigte Gender Pay Gap beträgt in etwa sechs Prozent.
Wie steht Deutschland im europäischen Vergleich da?
Wenn man sich den Lohnunterschied im europäischen Vergleich anschaut, sieht es für Deutschland gar nicht gut aus. 2020 lagen wir nämlich auf dem viertletzten Platz. Einen größeren Lohnunterschied zwischen Mann und Frau hatten lediglich Österreich (19 %), Estland (21 %) und Lettland (22 %). Die Top-Nationen, die nur einen Lohnunterschied von eins bis drei Prozent haben, sind Luxemburg, Rumänien und Slowenien. Dabei handelt es sich natürlich um den unbereinigten Gender Pay Gap.
Übrigens: Der Gender Pay Gap in den USA liegt bei etwa 19 Prozent. Dort gibt es allerdings zusätzlich große Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Regionen, ethnischen Gruppen und Altersgruppen.
Das kannst du tun, um fair bezahlt zu werden!
Wenn sich bei dir das Gefühl einschleicht, dass deine männlichen Kollegen mehr Geld bekommen, obwohl sie die gleiche Arbeit verrichten, solltest du das nicht auf dir sitzen lassen. Jedoch kommt es bei einem Gespräch übers Gehalt immer auf Fingerspitzengefühl und Sensibilität an.
Der erste Schritt sollte also sein, dass du dir ein Termin bei deinem/r Chef:in oder in der Personalabteilung holst. Auf diesen Termin solltest du dich gut vorbereiten. Lohnauszüge, recherchierte Durchschnittseinkommen und ein Wunschgehalt können dir in deiner Argumentation helfen. Wenn du dann das Gespräch über dein Gehalt führst, solltest du nicht auf Angriff gehen, sondern dich bestimmt, aber sensibel verhalten. Eine Aussage nach dem Motto „Kollege XY verdient aber mehr als ich.“ oder „Ich will mehr Geld haben.“ können nicht nur dienstrechtliche Folgen haben, sondern führen dich auch sicher nicht zum Ziel.
Am besten fragst du, wie sich dein Gehalt zusammensetzt. So kommst du nicht fordernd rüber, sondern der Fokus legt sich auf die Arbeit, die du tatsächlich leistest. Es ist sehr viel wahrscheinlicher dass dein Gehalt aufgrund deiner qualitativen Arbeit angehoben wird, als wenn du mit einer Forderung deine:n Chef:in unter Druck setzt.
Wie du einen Gehaltsverhandlung richtig führst, erfährst du auch bei uns.
Wie können wir den Gender Pay Gap abschaffen?
Auch wenn es völlig aus der Zeit gefallen scheint, dass Männer und Frauen mit gleicher Qualifikation immer noch unterschiedlich viel verdienen, ist es ein riesiges Ringen, wie sich diese Lücke schließen lässt. Island ist das erste Land, dass Unternehmen ab 25 Mitarbeiter:innen dazu verpflichtet nachzuweisen, dass Männer und Frauen bei ihnen gleich bezahlt werden. Mitarbeiter:innen berichten seitdem, dass sich ein besseres Arbeitsklima entwickelt hat und vor allem Frauen mehr Vertrauen in ihren Arbeitgeber haben.
In Deutschland sieht es nicht ganz so rosig aus. Das Ziel, das sich die Bundesregierung gesetzt hat, ist bis 2030 eine Angleichung der Löhne auf 10 % zu erzielen.
Fazit: Was ist am Gender Pay Gap dran?
Auch der Gender Pay Gap, besonders der unbereinigte, steht immer wieder in der Kritik. Dass Frauen aufgrund anderer Motivationen, Interessen, Mutterschaft und Lebensplanung andere, schlechter bezahlte Berufe als Männer eingehen, argumentierten Kritiker:innen immer wieder. Es ist aber dennoch Fakt, dass Mann und Frau, die gleich qualifiziert und gleich alt sind, viel zu oft nicht gleich bezahlt werden. Und so lange das noch der Fall ist, dürfen wir nicht aufhören über die Lohnlücke zwischen Mann und Frau zu sprechen.
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