Falschmeldungen und Verschwörungsmythen sind ein beliebtes Mittel, politische Gegener:innen im Wahlkampf zu schwächen. In Zeiten von Twitter, Telegram und Facebook nimmt digitale Hetze erschreckende Dimensionen an. Eine Studie zeigt jetzt, dass weibliche Politikerinnen wie Annalena Baerbock öfter Opfer von digitaler Gewalt und Falschmeldungen sind als ihre männlichen Kollegen.
Absurde Falschmeldungen & digitale Gewalt gegen Baerbock
Das Institut für strategischen Dialog (ISD) hat eine Studie zur Digitalen Gewalt und Desinformation gegen Spitzenkandidat:innen vor der Bundestagswahl 2021 veröffentlicht. Die Wissenschaftler:innen haben über sechs Monate Daten des Messengerdienstes Telegram und Facebook erhoben und ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen, dass Fälle von Desinformation und Verschwörungsmythen in Bezug auf die Spitzenkandidat:innen zur Bundestagswahl auf beiden sozialen Netzwerken vor allem Annalena Baerbock betreffen. So habe die Grünen-Politikerin unter anderem den „Great Reset“ für ihre angestrebte Kanzlerinnenschaft geplant: ein neues Ermächtigungsgesetz zur Etablierung einer „Gesundheitsdiktatur“. So steht es in offenen Gruppen auf Telegram, für jede:n lesbar.
Digitale Gewalt und Desinformation betrifft öfter Frauen
Frauen in der Politik seien prinzipiell öfter von digitalem Hass und Hetze betroffen als Männer, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Huberta von Voss-Witting vom Institut für strategischen Dialog sieht darin die große Gefahr, dass sich Frauen aus Angst vor digitaler Gewalt und Verschwörungsmythen aus der Politik und dem öffentlichen Leben zurückziehen.
Wie weitreichend Hass und Hetze im Netz zum Alltag von Politikerinnen gehört, zeigte bereits 2019 eine Umfrage des ARD-Politmagazins Report München. Demnach waren schon damals fast 90 Prozent aller weiblichen Bundestagsabgeordneten von Hassreden und Verleumdung im Internet betroffen. 57 Prozent der Befragten Frauen haben Erfahrungen mit sexistischen Beleidigungen und Bedrohungen gemacht. Die Folge: Jede zehnte der befragten Parlamentarierinnen habe mit dem Gedanken gespielt, aus der Politik auszutreten.
Diese Ergebnisse decken sich mit der aktuellen Studie vom ISD. Wenn sich Frauen tatsächlich aus der Politik zurückziehen, weil sie bedroht oder beschimpft werden, könne man nicht mehr von einer funktionierenden Demokratie sprechen, erklärt Huberta von Voss-Witting. Es liegt also in der Verantwortung eines jeden Nutzers und einer jeden Nutzerin der sozialen Medien und Messangerdienste, keine ungeprüften Informationen zu teilen und digitale Gewalt zu melden.
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