Seit heute beginnt der dritte und längste Bahnstreik der Gewerkschaft GDL. Von heute an dauert dieser mehr als fünf Tage und geht erstmals auch ein ganzes Wochenende lang. Grund dafür ist die Forderung von höheren Gehältern und besseren Arbeitsbedingungen für Beschäftigte. So setzt sich die GDL für eine Tariferhöhung um 1,4 Prozent im Jahr 2021 und 1,8 Prozent im Jahr 2022 ein. Außerdem fordert die Gewerkschaft eine Corona-Prämie von 600 Euro.
Bahnstreik: Fahrgäste sind die Leidtragenden
Der Tarifkonflikt der DB und GDL werde laut dem Fahrgastverband Pro Bahn auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen, so der stellvertretende Bundesvorsitzende Lukas Iffländer. “Viele Fahrgäste sind mit ihrer Geduld am Ende.”
Damit der Bahnstreik schnell ein Ende findet, fordert er die Beteiligten auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um die Fahrgäste nicht weiter zu verärgern: “Gerade jetzt, wo viele nach längerer pandemiebedingter Unterbrechung wieder zur Bahn zurückfinden wollen, erzeugt die Auseinandersetzung bei vielen nur noch Unverständnis”, so Iffländer.
Eine Gruppe trifft der Bahnstreik besonders hart, dass weiß auch Kristian Ronneburg, Verkehrspolitiker bei der Berliner Linken. “Für die Pendler und Fahrgäste der Deutschen Bahn ist der fünftägige Streik eine große Belastung.”
Höheres Ansteckungsrisiko durch volle Bahnen?
Doch nicht nur die langen Wartezeiten machen Politiker:innen große Sorgen auch die Ansteckungsgefahr durch Corona. So äußert Oliver Friederici, der verkehrspolitische Sprecher der Berliner CDU-Fraktion seine Bedenken gegenüber der Berliner Zeitung. “Wenn schon gestreikt werden muss, empfinde ich den neuerlichen Ausstand von fünf Tagen zu lang. Denn es wird bedeuten, dass die Menschen, die auf den ÖPNV in Berlin und Brandenburg angewiesen sind, sich in vollere BVG-Fahrzeuge begeben müssen. Damit steigt für alle die Corona-Ansteckungsgefahr.”
Ist eine Entschädigung durchsetzbar?
Jens Wieske vom Berliner Fahrgastverband IGEB ist sogar der Meinung, dass Fahrgäste angemessen für den Bahnstreik entschädigt werden müssen. “Wenn der Streik immer länger dauert, müsste man langsam über Entschädigungszahlen für Fahrgäste mit Monatskarten nachdenken”, so Wieske in einem Interview mit der Berliner Zeitung.