Queen Elizabeth II. (95) feierte am Sonntag (6.2.) ihr 70. Thronjubiläum. Die großen Feierlichkeiten sollen Anfang Juni steigen, dann wird die Königin bereits 96 Jahre alt sein. Das Zepter zu Lebzeiten weiterzureichen, kommt für sie nicht infrage. Irgendwann in einer hoffentlich noch fernen Zukunft wird es aber einen Wechsel an der Spitze des Königshauses geben. Wie der Aussieht und warum Prinz Charles (73) vielleicht erstmal noch die bessere Wahl ist als sein Sohn Prinz William (39), erklärt Royal-Expertin Julia Melchior im Interview mit spot on news.
Man kann es sich zwar nicht wirklich vorstellen, nach 70 Jahren Queen Elizabeth, aber der Tag wird kommen. Wer wird ihr dann auf den Thron folgen?
Julia Melchior: Ja, noch ist es unvorstellbar. Ganz klar geregelt und schriftlich fixiert ist aber, dass mit dem Moment des Todes der Königin der Prinz von Wales den Thron besteigt. Und der Prinz von Wales ist Charles. Er wird automatisch der nächste König sein. Was aber nicht heißt, dass er nicht zu Gunsten seines Sohnes William verzichten könnte. Das liegt in seiner Hand und es wäre sicherlich auch ein großes Signal, dass er an die Institution denkt und nicht nur an die Personalie. Denn natürlich würde eine jüngere Generation an der Staatsspitze der Krone guttun. Charles und Camilla können die Menschen nicht so erreichen wie William und Kate.
Gibt es auch etwas, das für Charles und Camilla in der Thronfolge spricht?
Melchior: Ja. Gerade, weil sie noch eine junge Familie sind, wäre eine Thronbesteigung natürlich ein einschneidendes Erlebnis für die Cambridges als Familie, weil Kate und besonders William dann vielmehr beansprucht werden. Die Queen arbeitet ja immer, jeden Tag. Die einzigen beiden Ausnahmen sind Weihnachten und der Ostersonntag. An allen anderen Tagen wird sie mit den sogenannten Red Boxes beliefert, in denen sich die Staatspapiere befinden. Damit wird sie von der Regierung über das politische Tagesgeschehen, Gesetzesvorlagen und dergleichen informiert. Und es ist bekannt, dass diese von ihr jeden Tag akribisch studiert werden. Das britische Staatsoberhaupt zu sein, ist ja nicht nur ein zeremoniell dekoratives Amt, sondern ein aufreibender Beruf. Und so gesehen wäre es auch nachvollziehbar, William und seiner Familie noch etwas mehr Zeit für sich zu geben.
Prinz Charles ist in den letzten Jahren ohnehin beliebter geworden oder täuscht das?
Melchior: Prinz Charles galt ja lange als Ökospinner. Er hat sich schon früh mit Umweltfragen, dem Schutz des Waldes und biologischer Landwirtschaft auseinandergesetzt. Er hat auch eigene Bio-Kekse auf den Markt gebracht. Diese Themen treiben ihn seit 40 Jahren um. Aber die meisten haben ihn lange nicht ernstgenommen. Mittlerweile ist es aber so, dass er seine Plattform bekommt. Beim UN-Klimagipfel vergangenes Jahr in Glasgow war er Gastgeber und mahnte in seiner Rede, die „buchstäblich letzte Chance“ zur Abwendung der Katastrophe zu nutzen. Und das kommt bei den jungen Briten sehr, sehr gut an. Sie schätzen Prinz Charles.
Die Dramen und Skandale der Vergangenheit spielen bei den jungen Leuten keine Rolle?
Melchior: Das ganze Schmierentheater in den 1980er und 1990er Jahren haben sie gar nicht mitbekommen. Die sehen diesen älteren Herren, der die Zukunftsthemen seit 40 Jahren auf der Agenda hat und mit totaler Überzeugung dafür eintritt. Er weiß, wovon er spricht und spricht nicht nur darüber, weil es gerade in ist. Dadurch hat er ein großes Ansehen bei den jungen Leuten, aber er kann die Massen nicht so erreichen wie William und Kate mit ihrer Familie.
Sie arbeiten gerade an einem Film für ARTE und das ZDF, der nicht den Blick zurück auf die Lebensleistung der Queen richtet, sondern nach vorn auf die Zukunft des britischen Königshauses mit William und Kate. Was können Sie denn dazu schon verraten?
Melchior: Der Film heißt „Powerpaare“ und soll im Umfeld der Feierlichkeiten zum 70. Thronjubiläum und dem 40. Geburtstag von Prinz William – beides im Juni – laufen. Es geht um drei königliche Paare der neuen Generation und ihre Rolle in modernen Demokratien. Der Fokus liegt auf William und Kate. Außerdem geht es um Felipe und Letizia von Spanien und Victoria und Daniel von Schweden. Denn diese drei Staaten gehören laut Demokratieindex zu den demokratischsten Ländern der Welt und haben doch ein Königshaus an der Spitze. Offenbar ist das kein Widerspruch.