Lange zog er sich wie Kaugummi, doch so langsam kommt Bewegung in den Impfprozess. Mittlerweile sind mehr als 20 Prozent der Deutschen, also etwa 16,8 Millionen Menschen, mindestens ein Mal gegen das Coronavirus immunisiert worden.
Trotzdem macht der Blick über den großen Teich neidisch. In den USA haben bereits rund 130 Millionen Bürger:innen die Impfung bekommen. Allerdings zeigen die Zahlen auch: Besonders ein Geschlecht gehört häufiger zu der Gruppe der Impfskeptiker:innen …
Dieses Geschlecht ist impfskeptischer
Laut den Daten der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) liegt der Anteil der Männer unter den Geimpften unter dem der Frauen. Demnach gibt es 45,7 Prozent männliche, aber bereits 54,3 Prozent weibliche Erstgeimpfte.
„Der Trend ist in allen Bundesstaaten relativ konstant“, schrieb das das Blatt Kaiser Health News bereits vergangene Woche. „38 Bundesstaaten und Washington, DC, die die Impfungen nach Geschlecht aufschlüsseln, zeigten, dass mehr Frauen Impfungen erhielten als Männer.“ Aber warum nur sind Männer die größeren Impfskeptiker:innen?
Erfahre im Video, welche Nebenwirkungen es durch die Impfung wirklich gibt:
Männer scheinen impfskeptischer zu sein
Laut dem US-Magazin The Hill deuten die Daten darauf hin, dass Frauen ihre Bedenken hinsichtlich des Corona-Impfstoffs schneller überwinden als Männer – obwohl sie häufiger über geringfügige Nebenwirkungen klagen und eher, wenn auch extrem selten, von schwerwiegenden Nebenwirkungen wie die Fälle von Sinusvenenthrombosen betroffen sind.
Doch warum sind Männer impfkeptischer als Frauen? Das wirkt laut Expert:innen nur auf den ersten Blick so. Tatsächlich stimmt dies nur teilweise. Vielmehr haben Frauen einfach nur mehr Gründe dafür, sich impfen zu lassen.
Und das sind die 4 Hauptfakoren, die laut Expert:innen eine Rolle spielen:
1. Frauen kümmern sich mehr
Denn laut Expert:innen könnte die höhere Impfquote von Frauen darauf zurückführen sein, dass Frauen sich öfter in der traditionellen Rolle derjenigen sehen, die sich um alles kümmern müssen und demzufolge auch eher auf dem Schirm haben, Impftermine einzuhalten und auch welche für Familienmitglieder auszumachen.
2. Frauen gehörten öfter in priorisierte Gruppen
Dazu kommt, dass zu Beginn des Impfprozesses Frauen häufiger geimpft wurden, weil sie mehr zu den priorisierten Gruppen gehörten, die zum Beispiel im Gesundheitssegment arbeiten.
3. Frauen treffen häufiger Vorsichtsmaßnahmen
Zusätzlich haben Studien gezeigt, dass sich Frauen in der Pandemie mehr Sorgen machen und häufiger gesundheitliche Vorsichtsmaßnahmen einhalten als Männer. Das könne sich auch den Wunsch auswirken, sich schnellstmöglich impfen zu lassen.
4. Frauen sind stärker von der Pandemie betroffen
Andere Untersuchungen haben gezeigt, dass Frauen von der Pandemie bisher stärker betroffen waren als Männer, da sie sich mehr um die Betreuung der Kinder kümmern mussten und öfter ihren Arbeitsplatz verloren haben. „Das deutet daraufhin, dass sie möglicherweise eher bereit sind, weiterzumachen und den Impfstoff als ‚Ausweg‘ zu betrachten„, erklärt Rebecca Wurtz, Professorin für Gesundheitspolitik und -management an der University of Minnesota.
„Eine Kombination aus dem Wunsch, wieder normal zu leben und der Bereitschaft, geringfügige Nebenwirkungen des Impfstoffs zu ertragen, sind die Hauptgründe, warum Frauen den Impfstoff häufiger erhalten“, sagte die Expertin gegenüber The Hill.
Fazit: Männer eher „impflahmer“ statt impfskeptischer
Auf den ersten Blick wirkt es tatsächlich so, als seien zumindest in den USA die Männer impfskeptischer als Frauen. Das passt in das Bild, dass sie deutlich anfälliger für Verschwörungstheorien sind. Und dass, obwohl sie deutlich gefährdeter sind, schwer an Corona zu erkranken.
Doch anhand der vier Hauptfaktoren wird deutlich: Männer sind impfskeptischer, ja. Aber Frauen werfen ihre Vorbehalte nur schneller über Bord, weil für sie die Vorteile der Corona-Impfung überwiegen. Statt impfskeptisch, sind Männer wohl vielmehr „impflahm“.