Obwohl Wuhan mehr als 11 Millionen Einwohnern hat, war die Stadt hierzulande den meisten wohl erst ein Begriff, als das Coronavirus hier ausbrach und die Regierung am 23. Januar die Reißleine zog, um die Epidemie einzudämmen und das völlig überlastete Gesundheitssystem zu schützen. Eine komplette Metropole stand unter Quarantäne, der Nah- und der Flugverkehr wurde eingestellt, Ausgangssperren verhängt.
Damals schien es, als sei das Virus überall in Wuhan. Dementsprechend müssten inzwischen viele bereits Infizierte Antikörper entwickelt haben? Doch eine neue Studie macht deutlich: Gegen Corona immun sind nur die wenigsten.
Corona-Immunität in China deutlich geringer als erwartet
In kürzester Zeit verzeichnete die Provinz Hubai, von der Wuhan eine der größten Städte ist, mehr als 68.000 Corona-Fälle, viele davon mit einer Lungenentzündung. Doch bei vielen Erkrankten zeigten sich keinerlei Symptome. Um genauer zu sein, soll jede fünfte Covid-19-Erkrankung asymptomatisch verlaufen. Müssten dann nicht deutlich mehr Menschen infiziert gewesen sein als offiziell bestätigt?
Das zumindest vermuteten chinesische WissenschaftlerInnen des Tongji Medical College und der Huazhong University of Science and Technology in Wuhan. Sie untersuchten zwischen dem 27. März und dem 26. Mai mehr als 35.000 Einwohner Wuhans, die nie positiv auf Corona getestet wurden. Ihr Ziel: Herausfinden, ob diese nicht trotzdem Antikörper gegen die Erkrankung in ihrem Blut hatten.
Das ernüchternde Ergebnis: Gerade einmal 3,9% der getesteten Menschen in Wuhan waren gegen Corona immun.
Kaum Antikörper im Blut der chinesischen Probanden
Nur 3,2 % der 35.000 Probanden hatten IgG-Antikörper, die mit größerer Wahrscheinlichkeit einen dauerhaften Schutz bieten.
0,7 % der Probanden hatten sowohl IgG-Antikörper UND IgM-Antikörper, die kurz nach der Infektion produziert werden. Das deutet darauf hin, dass sie vor einigen Wochen mit dem Coronavirus infiziert wurden und sich ihr Langzeitschutz erst noch entwickeln muss.
Wenn aber nur 4 % der Bevölkerung tatsächlich Corona-immun ist, scheint dies eine ziemlich eindeutige Absage für die so oft diskutierte Idee der Herdenimmuntät z.B. in Ländern wie Schweden oder den Niederlanden zu sein. Denn angesichts dieser Zahlen scheint klar, dass man nicht auf die Immunität der Bevölkerung setzen kann, um sich selbst vor Corona zu schützen.
Das war’s wohl mit der Idee der Herdenimmunität
Von Herdenimmunität spricht man frühestens, wenn 20 % der Bevölkerung am Virus erkrankt sind. Andere WissenschaftlerInnen gehen sogar davon aus, dass von 70 % „durchseucht“ sein müssen.
Dazu kommt ein weiteres Problem: Vor ein paar Monaten ging man noch davon aus, dass eine durchgemachte Corona-Erkrankung gleichzeitig immun macht. Das scheint ein Trugschluss zu sein. Zwar scheint eine Covid-19-Infektion zumindest vorübergehend zu einer Corona-Immunität zu führen – wie lange die allerdings anhält, weiß bisher keiner so genau.
Das lassen auch die Zahlen der Studie aus Wuhan vermuten. Möglich ist, dass die Probanden zwar Corona hatten, ihre Antikörper im Blut aber nicht mehr nachweisbar sind. Eine Neuansteckung mit dem Coronavirus ist also möglich.
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