Viele von uns, die schon mehrmals den Bewerbungsprozess bestritten haben kennen sicherlich diese eine Frage, die man sich stellt: “Erfülle ich denn wirklich alle Anforderungen?” Tatsächlich gibt es die ungeschriebene Regel, dass nur 80 Prozent der Anforderungen erfüllt sein sollten. Denn Arbeitgeber:innen schreiben in der Regel die Stelle für die perfekte Person aus, die nicht der Realität entspricht. Neuste Erkenntnisse zeigen sogar: Es gibt Jobs, bei die Kenntnisse kaum erfüllt werden müssen.
Welche Kenntnisse braucht du?
Bei diesen Jobs reichen weniger als 50 Prozent der Kenntnisse
Bei welchen Jobs muss man weniger als 50 Prozent der Anforderungen erfüllen? Das Handelsblatt hat sich Auswertungen des Hays Institut für Wirtschaft für 50 verschiedene Berufe genauer angeschaut.
So wird davon berichtet, dass sich die Entwicklung besonders stark hin zu mehr Passgenauigkeitstoleranz bei Projektassistenten, Bauleiterinnen, IT-Technikern, kaufmännischen Sachbearbeiterinnen oder Elektronikern zeigt. Hier erfüllen Bewerber im Schnitt sogar weniger als die Hälfte der gewünschten Kenntnisse aus der Stellenanzeige. Auch die Matching-Tendenz für Jobs wie Softwareentwickler, Finanzbuchhalter oder Einkäufer sinkt seit Jahren.
Bei diesen Jobs ist weniger als 50 Prozent gefragt:
Projektassistenz: 49,8 %
Planer: 48,4 %
Bauleiter: 47,9 %
IT-Techniker: 46,7 %
Personalsachbearbeiter: 44,7 %
Supportmitarbeiter: 44,0 %
Kaufmännische Sachbearbeiter: 41,5 %
Elektroniker: 41,4 %
Geforderte Kenntnisse: Die Anforderungen variieren
Was Bewerber:innen für den nächsten Job können müssen, variiert dabei von Job zu Job stark. Persönlichkeitsmerkmale oder „Soft Skills“ genannt, haben die Wissenschaftler:innen in ihrer Auswertung bewusst unberücksichtigt gelassen, weil man unter Begriffen wie „Flexibilität“ sehr unterschiedliche Anforderungen haben kann verstehen.
Aber auch bei den Fachspezifika gehen die Zahlen auseinander. So müssen Bewerberinnen laut IW und dem Handelsblatt im Schnitt sechs fachliche Skills aus einer Stellenausschreibung abhaken können, um einen Job zu bekommen. Bei Fachärzten reichen im Schnitt gerade einmal zwei Fähigkeiten. Bei Cloud-Ingenieuren sind es durchschnittlich neun. Die Analyse zeigt, dass vor allem im Bauwesen, im verarbeitenden Gewerbe sowie in Teilen des Handwerks die Passgenauigkeit auf die Stellenbeschreibung geringer ausfällt als bisher gedacht.
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Job-Kenntnisse: Diese Fachbereiche sind flexibel
Deshalb rät Studienautor Holger Schäfer, Arbeitsmarktökonom des IW, Jobsuchenden: „Mehr Mut zur Lücke!“
Gerade Frauen trauten sich oft nicht, sich zu bewerben, wenn Soll- und Ist-Profil nicht völlig übereinstimmte, so der Jobmarktexperte gegenüber dem Handelsblatt. Dabei sähen es viele Arbeitgeber überhaupt nicht eng, wenn mehrere Stichpunkte des Stellenprofils unerfüllt blieben. So sagt Schäfer: „Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung führen zu größerer Kompromissbereitschaft der Arbeitgeber.“ Demnach stellt sich dies als sehr gutes Zeichen für Quereinsteiger und Jobwechsler heraus.
Das Handelsblatt berichtet weiter von einer hohen Flexibilität in bestimmten Branchen. So fordern manche Branchen eine geringere Passgenauigkeit, die sich unter dem Maximum von 100 Prozent befindet.
Beispiele sind Architekten (48,1%), das Baugewerbe (48,6%), Personennahverkehr (52,0%) oder Behörden und die öffentliche Verwaltung (52,2%).
Die Kenntnisse nicht beherrschen: Geht das?
Die Statistiken zeigen deutlich: Kenntnisse sind gewollt und auch Voraussetzung. Jedoch gibt es Branchen und bestimmte Jobs, in denen die Voraussetzungen unter 50 Prozent liegen. So musst du bei der Jobsuche nicht immer denken, dass du 100 Prozent erfüllen musst. In einem Bewerbungsverfahren zählen manchmal durchaus andere Stärken und Soft Skills mehr als ein perfekt auf die Stelle abgestimmter Lebenslauf.