In Zürich ist gerade die Hölle los. Das Universitätsspital Zürich hat seit einigen Tagen mit einer beinahe vollständigen Intensivbettenbelegung zu kämpfen. Nun hat ein internes Schreiben die Mitarbeitenden auf die kommende Ausnahmesituation vorzubereiten versucht. Es wird wohl eine Triage unter Patienten geben, so berichtet die Zeitung „Blick.“ So etwas hat es im letzten Jahr schon einmal gegen, denn Dank Corona waren die Betten auch zuvor schon fast voll belegt. Allerdings geht es dieses Mal um die Triage von Ungeimpften.
Ungeimpfte auf den Intensivstationen – Was soll mit ihnen geschehen?
Die Schweiz hat eine Impfquote von 51 %. Gleichzeitig sind die Intensivstationen bereits zu bis zu 80 % belegt. Unter Ethikern wird deswegen darüber debattiert, in den Schweizer Krankenhäusern eine neue Form der Triage einzuführen. Menschen, die sich hätten impfen lassen können, es aber nicht getan haben, würden damit als letztes behandelt. Bevorzugt werden sollen diejenigen, die sich bereits haben impfen lassen. Kann eine Triage für Ungeimpfte der richtige Weg sein?
Die Triage für Ungeimpfte: Das wären die Konsequenzen
Die Idee eine Triage für Ungeimpfte einzuführen ist aufgrund der prekären Lage in der Schweiz entstanden. Weil bereits mehr als 80 % der Intensivbetten belegt sind, droht schon bald eine Überlastung der Kliniken. Das Schlimmste daran: Ein Großteil dieser Intensivpatienten hätte vielleicht nicht ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Der Blick, ein Schweizer News-Portal, berichtet, dass mehr als ein Drittel der Patient:innen ungeimpft sei.
Gut ein Drittel der Betten seien mit Covid-19-Patienten besetzt – fast alle seien ungeimpft. Stiegen die Zahlen weiter an, drohe eine Überlastung der Kliniken, warnte der Bundesrat am Freitag im Anschluss an ein Treffen mit den Parteispitzen.
Der Leiter des Bereichs Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Schweizer Bundesamt für Gesundheit Patrick Mathys erklärte: „Wir müssen die aktuelle Lage als vierte Welle bezeichnen.“ Generell ist man sich unter Klinikspezialist:innen einig, dass es nie eine Belegung der Intensivbetten von über 75 % geben dürfe. Der Grund ist, dass die meisten Neubelegungen (gut 70 %) akute Notfälle sind.
Was ist denn nochmal eine Triage?
Die Idee der Triage stammt ursprünglich aus der Militärmedizin. Wo es zu Friedenszeiten eigentlich normal sein sollte, dass man alle Patient:innen mit der gleichen Aufmerksamkeit und Intensität behandelt, ist das in Krisenzeiten schwieriger. Gerade im Krieg müssen Ärzt:innen oft entscheiden, ob sich eine intensivmedizinische Behandlung lohnt, oder eben nicht. So werden Patient:innen je nach Schwere ihrer Verletzungen bzw. Überlebenschancen eingeteilt.
Ursprünglich stammt der Gedanke aus dem Jahr 1792 von dem Chirurg Freiherr Dominique Jean Larrey, der zu Zeiten der Napoleonischen Kriege lebte. Er teilte seine knappen Ressourcen so ein, dass so viele Patienten (Soldaten) wie möglich wieder einsatzbereit für den Krieg waren.
Im Grunde geht es also bei der Triage darum, die Menschen danach einzuteilen, ob sie in der Lage sind zu genesen; Nicht darum, ob sie die Behandlung am nötigsten brauchen.
Die Triage widerspricht dem ärztlichen Eid
Eine Triage ist der letzte Ausweg aus einer bereits unfassbar schwierigen Lage. Das wissen auch die schweizer Ethiker. Allerdings sei eine solche Bevorzugung mancher Patient:innen partout nicht mit dem ärztlichen Eid vereinbar. Micky Beisenherz und Nicki Hassan Nia besprechen dieses Problem im Podcast Apokalypse und Filterkaffee. Sie erklären: Das wäre ja genauso, als würde man Raucher:innen und Fettleibige nicht mehr behandeln. Nach dem Motto „Ihr habt eure Chance gehabt.“
Eine Triage scheint also nicht die Lösung für eine widerkehrende Coronawelle zu sein. Doch vielleicht ist die Panik der Schweizer Ärzt:innen ein Ansporn für die Gesellschaft, eine höhere Impfquote zu erreichen.
Weiterlesen?