Im Alter von 16 Jahren musste ich aufgrund schlimmer Bauchschmerzen zum Arzt. Ich entschied mich für eine Praxis, in die meine ganze Familie ging. Seine Begründung für meine Schmerzen warn meine „gebärfreudigen Hüften“ und mein Gewicht. Als ich mir noch am selben Tag eine zweite Meinung einholte, wurde ich ins Krankenhaus eingewiesen. Die Diagnose: Verdacht auf Blinddarmentzündung. Es dauerte noch ein paar weitere Jahre, bis sich herausstellte, dass meine Bauchdecke sich mit meinem Unterleib verwachsen hatte.
Ich bin jedoch nicht die einzige, die solch sexistische Bemerkungen beim Arzt über sich ergehen lassen muss. Auf Twitter teilen Frauen unter dem Hashtag #frauenbeimarzt ihre Erfahrungen und berichten über ihre traumatischen Erlebnisse. Wie du dich vor einem sexuellen Übergriff oder unangemessene Bemerkungen von medizinischem Personal schützen kannst.
Sexuelle Übergriffe beim Arzt: Frauen berichten über ihre Erfahrungen
Leider sind Erfahrungen wie meine kein Einzelfall, wenn es um gewöhnliche Behandlungen beim Ärzt:innen geht. Das weiß auch die österreichische Influencerin und Journalistin Joanalistin. Auf Twitter hat sie Mitte Januar ihre Follower:innen aufgefordert, ihre Erfahrungen zu kommentieren. Darauf kamen zahlreiche Antworten.
Die Nutzerin Verena Altenberger beschrieb, wie sie bei der Physiotherapie gebeten wurde, ihr Shirt auszuziehen. Da sie darunter keinen BH trug und bei den Übungen auf und ab springen musste, weigerte sie sich. Daraufhin wurde sie gebeten, die Praxis zu verlassen. Den Termin musste sie dennoch zahlen.
Das erzählte die Userin Katharina Nocun: Mir hat mal ein älterer männlicher Frauenarzt nach der Untersuchung das Bein getätschelt, während ich noch unten rum unbekleidet auf dem Stuhl saß.
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Auch die Userin Whatwouldbuffydo? beschrieb einen Übergriffigen Besuch beim Frauenarzt: Mit 16 (?) bei meinem Gyn, der hat mir seinen Finger reingesteckt, in den Mund gesteckt und gesagt: „Schmeckt gut“. Ich fand das furchtbar, aber dachte, dass das normal wäre. Hat später nie wieder jmd gemacht. Scheint nicht normal.
Sogar als Kinder mussten viele Frauen schon Sexismus erfahren. So ist es auch bei der Userin Susanne Wosnitzka: „Als Schulkind: Amtsärztl. Untersuchung, wir mussten unangekündigt antreten bis auf Unterhose/-hemd. Ärztin schaute jedem Kind ungefragt in die Unterhose, vielleicht ob wir schon Schamhaare hatten & „reif“ seien. Die pure Fleischbeschau. Kotzhaft.„
Tipps, wenn dein Arzt schonmal übergriffig wurde
Wenn du etwas Ähnliches bei deinem Arzt erlebt hast, bist du in Deutschland zum Glück nicht ganz mittellos. Den Vorfall kannst du natürlich bei sexuellen Übergriffen nicht nur zur Anzeige geben, sondern auch bei der Ärztekammer deines Bundeslandes melden.
Die können dafür sorgen, dass der Arzt mit Sanktionen rechnen muss und sogar nicht mehr andere Patient:innen behandeln darf. Hier findest du eine Übersicht aller Ärztekammern in ganz Deutschland.
Unter der 08000 116 016 können Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, ebenfalls eine Anlaufstelle findet. Hier hilft dir ausgebildetes Fachpersonal weiter.