Es scheint noch immer vielen nicht sonderlich leicht zu fallen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass das soziale Geschlecht ein gesellschaftliches Konstrukt und es weitaus mehr als cis-männlich und cis-weiblich gibt. Erst gestern hat Beatrix von Storch (AfD) in einer Bundestagsrede bewiesen, dass Transfeindlichkeit noch immer in den Köpfen der Menschen besteht. Sie sorgte mit einem Satz für Empörung bei Social Media. Sie erklärte, Tessa Ganserer sei biologisch und juristisch ein Mann. Was daran so schlimm ist und wie man es besser machen kann, erfährst du hier.
Tessa Ganserer: Darum ist sie derzeit in aller Munde
Tessa Ganserer ist eine trans-geschlechtliche Bundestagsabgeordnete, die wegen ihres Geschlechts schon viel Kritik und Häme erfahren musste. Gestern warf die AfDlerin Beatrix von Storch den Menschen im Bundestag vor, sie seien einer Genderidiologie aufgesessen. Storchs Worte: „Sie behaupten, das Geschlecht hat mit Biologie nichts zu tun. Und jeder kann sich sein Geschlecht irgendwie selbst bestimmen.“
Weiterhin bezog sie ihre Kritik auf das Aufstellen von Tessa Ganserer auf die Frauenquote im Bundestag.
„Wenn der Kollege [Deadname] Ganserer Rock, Lippenstift, Hackenschuhe trägt, dann ist das völlig in Ordnung. Es ist aber seine Privatsache. Biologisch und juristisch ist und bleibt er ein Mann. Und wenn er als solcher über die grüne Frauenquote in den Bundestag einzieht und hier als Frau geführt wird, ist das schlicht rechtswidrig.“
Diesen Satz konnten Tessas Kolleg:innen nicht so stehen lassen und auch das Internet trug seinen Teil dazu bei, dass diese Diffamierung einer Person und die Menschenverachtung, die hier mitschwingt, eingeordnet wurden.
Britte Haßelmann nannte die Aussage „erschütternd“ und „abscheulich“. Sie sprach aus, was viele andere im Saal dachten: „Tessa Ganserer ist eine von uns.“
Weiterhin erklärte sie, dass niemand das Recht habe, über einen Menschen zu richten, der sein Selbstbestimmungsrecht wahrnimmt.
Wie kann man Menschen wie Tessa Ganserer mit Respekt begegnen?
Menschen wie Beatrix von Storch oder Redakteur:innen der Emma scheint es noch immer sehr schwer zu fallen, anzuerkennen, dass Menschen mit XY-Chromosomen trotzdem das weibliche Geschlecht haben.
Sie wird aus rechten Kreisen beschuldigt, dass Tessa Ganserer sich nur deswegen dazu entschied, ihr männliches Geschlecht abzulegen, um einen Listenplatz im Bundestag zu bekommen. Dabei ist der juristische und bürokratische Aufwand einer Geschlechtsangleichung so groß, dass wahrscheinlich niemand, der nicht Trans ist, diesen Prozess durchgehen würde. Zudem herrscht auch außerhalb von rechten Kreisen eine große gesellschaftliche Ablehnung von Trans-Person, wie man an der tendenziösen Berichterstattung erkennen kann.
Der respektvolle Umgang mit Transgender-Personen
Hat man sich aber einmal von diesem Vorurteil losgemacht, dann bemerkt man sehr schnell, dass man einem Irrtum aufgesessen ist. Menschen wie Tessa Ganserer sind nicht mehr und nicht weniger als Menschen, die sich in ihrer Haut wohlfühlen wollen, wie alle anderen auch.
Mit ein bisschen Feingefühl und ehrlichem Interesse findet man einen respektvollen Umgang. Zudem sollte man auf das hören, was sich die jeweilige Trans-Person wünscht. Frag also am besten nach, wenn du auf eine Trans-Person triffst.
Bist du ein Mensch, der, wie Beatrix von Storch in ihrer Bundestagsrede, andere Menschen verurteilt? Dann hast du noch viel zu lernen.
Einen besseren Umgang mit Transgender-Menschen zu pflegen, kann klein anfangen. Beachte beispielsweise die Pronomen und die Gender:Gaps. Das kann bereits einen großen Impact haben.
Das Regenbogenportal hat den respektvollen Umgang mit Transgendermenschen zusammengefasst. Hier heißt es vor allem: Respektieren, anerkennen, Vorsicht walten lassen und keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wichtig ist außerdem keine falsche Scheu zu haben.
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