„Furniture Flipping“ heißt auch Deutsch so viel wie „Möbel umdrehen“ – und genau das machen viele TikToker:innen in ihren geposteten Videos. Sie zeigen, wie sie Vintage-Möbel, die sie zum Beispiel auf dem Flohmarkt gefunden haben, in etwas Neues, ‚modernes‘ verwandeln, und, laut aufgeregten Kommentaren, diese dabei ‚verschandeln‘. Die Frage ist nun: Ruiniert die TikTok-Generation Vintage-Möbel mit ihrem Drang von Upcycling und Umgestaltung? Wir haben uns das Ganze mal genauer angeschaut.
Unsere Autorin Anika ist Expertin, wenn es darum geht, die neusten Interior- und Living-Trends von TikTok, Instagram und Co. in ihren eigenen vier Wänden umzusetzen. Diese Tricks und Tipps gibt sie auf wmn und auch im echten Leben mit viel Liebe zum Detail weiter.
Furniture Flipping: Warum TikTok gespaltener Meinung ist
Klar, Upcycling ist etwas Gutes. Immerhin schenkt man vielleicht kaputten oder aus der Mode gekommenen Möbeln so eine neue Chance und macht sie für ein bestimmtes Interior wieder einsatzbereit. Wenn man sich auf TikTok und Co. unter dem Hashtag Furniture Flipping allerdings umschaut, stößt man auf viel Ablehnung.
Denn ja, in diesen Videos werden vielleicht nie mehr so zu findende Vintage-Möbel auseinandergebaut, zersägt, neu angemalt und komplett verändert. Von dem Retro-Interior-Piece ist dabei nicht mehr viel zu erkennen, und Menschen, die Antiquitäten lieben, den Wert von diesen kennen und schätzen und Vintage-Möbel als ein Teil der Geschichte sehen, sind dementsprechend ziemlich entsetzt.
Kommentare wie „Wenn du ein normales, weißes Möbelstück haben willst, geh zu IKEA“ sind unter Furniture Flipping-Videos keine Seltenheit. Aufgrund der präsenten Negativität beginnen Content-Creator:innen, die ein Vintage-Möbelstück upcyclen und umfunktionieren wollen, ihre Videos schon mittlerweile mit Phrasen wie „Kommt mit mir und schaut zu, wie ich diesen Tisch ruiniere.“
Das Problem mit dem Furniture Flipping: Upcycling von Vintage-Pieces für Klicks?
Das Problem, was viele Kommentator:innen mit dem Furniture Flipping auf Social Media haben, ist die Frage, ob das Upcycling nur für Klicks gemacht wird (die natürlich auch durch negative Interaktion generiert werden, Stichwort „rage baiting“) oder tatsächlich einem ‚höheren Zweck‘ folgt.
Ein weiterer Punkt, den viele Gegner:innen des Furniture Flippings immer wieder ansprechen, ist der Wertverlust der Vintage-Möbel und Antiquitäten. Immerhin sind diese Interior-Pieces in ihrem Originalzustand vielleicht einiges wert – und wenn man diese einfach mit einer neuen Farbe anmalt, verlieren sie laut den Gegner:innen nicht nur ihren Wert, sondern auch ihren Retro-Charme.
Das lieben die Fans von Furniture Flipping an den Upcycling-Projekten
Allerdings hat Furniture Flipping natürlich nicht nur Hater:innen. Stattdessen gibt es viele Content-Creator:innen, die auf das Upcycling von Vintage-Möbelstücken schwören – und das aus verschiedenen Gründen. Denn oft sind die Interior-Pieces, die umgewandelt werden, nicht mehr in einer guten Kondition, um in einer normalen Art und Weise genutzt zu werden.
Das Upcycling-Projekt ‚rettet‘ damit das Möbelstück, bevor es auf der Müllheide landet – und das ist im Sinne der Nachhaltigkeit und in Bezug auf den eigenen Geldbeutel natürlich eine hervorragende Idee. Zudem wird immer wieder das Argument genutzt, dass das Furniture Flipping die Upcycler:innen glücklich macht – und dass das allein das Projekt schon wert sei.
Gewusst? Upcycling ist kein Konzept der Neuzeit. Schon im späten 18. und im frühen 19. Jahrhundert wurde alles geupcyclet, was nicht niet- und nagelfest war. Sogar im viktorianischen Zeitalter wurden Möbel durch die Kombination von Einflüssen vom Rokoko bis zur Gotik einem Upcycling unterzogen. Und selbst im alten Ägypten bemalten die Einheimischen Holzmöbel, um sie teurer aussehen zu lassen.
Der Wertverlust eines Vintage-Möbelstücks kann vermieden werden, wenn man das Upcycling nicht selbst macht, sondern sich dafür professionelle Hilfe holt. Vielleicht hat man ein bestimmtes, antikes Interior-Piece direkt ins Herz geschlossen, weiß aber nicht, wo es im eigenen Einrichtungsstil Platz finden soll – das Upcycling kann hierbei helfen und dafür sorgen, dass das Vintage-Stück trotzdem einen Platz im eigenen Zuhause findet.
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