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Verbotenes Spritzgift im Bio-Rapsöl? Öko-Test liefert überraschende Ergebnisse

Kalt gepresst, raffiniert, Bio oder herkömmlich: Rapsöl steht in fast jeder Küche. Aber was holen wir uns damit noch auf den Teller?

Frau greift Rapsöl
© sergeyryzhov/ Getty Images via Canva.com

Gute vs. schlechte Fette

Fette haben einen schlechten Ruf: schließlich machen sie dick – aber ganz so einfach ist es nicht. Diese Fette benötigt unser Körper sogar zum Überleben.

Was Fette angeht, existieren bereits zahlreiche Mythen und Vorurteile: Sind sie nun gesund oder machen sie dick? Wir widmen uns diesmal einer viel grundlegenderen Frage: Steckt im Rapsöl auch wirklich nur Rapsöl? Öko-Test hat das Öl, das in fast jedem Küchenschrank steht, untersucht und bringt Ergebnisse ans Licht, die wir uns mal genauer anschauen sollten.

Öko-Test stellt Rapsöl auf den Prüfstand

Insgesamt wurden 30 Rapsöle getestet: Die Preisspanne ist groß und bewegt sich zwischen 1,39 und 15,98 Euro pro Liter. Unter den Produkten befinden sich sowohl kalt gepresste als auch raffinierte Öle. Raffiniertes Rapsöl mit Testurteil „sehr gut“ ist schon ab 1,39 Euro zu haben, während das günstigste kaltgepresste Bio-Öl mit „sehr gut“ ab 3,30 Euro kostet. Die gute Nachricht ist also: Es gibt auch Testergebnisse, die sich sehen lassen können – und das zum erschwinglichen Preis.

Die Bestnote verteilte Öko-Test insgesamt elfmal, während sieben Produkte „mangelhaft“ oder gar „ungenügend“ ausfallen. In der Kritik stehen beim Rapsöl Mineralölbestandteile und Pestizide, aber auch Transfette. Außerdem fällt in diesem Test auf, dass der Raps nur selten allein aus Deutschland beziehungsweise Österreich stammt.

Die guten Nachrichten zuerst

Insgesamt elf von 30 Testprodukten wurden immerhin mit „sehr gut“ bewertet. Das heißt, wir müssen das beliebte Rapsöl nicht ganz aus der Küche verbannen. Schließlich ist es vielseitig einsetzbar und vergleichsweise schon günstig zu haben. Obendrein fand das Labor heraus, dass keines der Öle „zusammengepanscht“ ist – es handelt sich also bei allen Produkten wirklich um reines Rapsöl. Dennoch können Schadstoffe enthalten sein und das sind sie laut Öko-Test auch in einigen Ölen.

Rapsöl-Ergebnis sorgt für Überraschungen im Labor

Öko-Test wurde in gleich drei Bereichen von den Ergebnissen der Rapsöl-Tests überrascht. Allerdings nicht gerade positiv:

1. Die Transfettsäuren sind in hohen Mengen zurück

Das Labor hielt dieses Problem für längst behoben, wurde aber beim aktuellen Rapsöl-Check eines Besseren belehrt. Transfette sind ungesättigte Fettsäuren, vor denen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, weil eine hohe Aufnahme das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann. Seit 2019 gibt es einen Grenzwert für diese, den die Produkte auch alle einhalten, aber immerhin zu mehr als 50 Prozent ausschöpfen. Das ist zu viel, sagt Öko-Test und gibt dafür zwei Noten Abzug.

2. MOAH gehören nicht ins Rapsöl

Und trotzdem stecken sie drin: Zumindest in drei Produkten wurden die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) entdeckt. Diese gelten laut Öko-Test als besonders kritisch, weil sich in dieser großen Gruppe von Stoffen auch krebserregende Substanzen befinden können. Die Überraschung? Im vorangegangenen Rapsöl-Test waren diese nicht enthalten.

3. Längst verbotenes Spritzgift in Bio-Rapsöl

Wie kann das denn passieren? Das Pestizid, um das es sich hier handelt, heißt DDT und ist in Deutschland seit 1972 verboten. Es gilt als wahrscheinlich krebserregend und ist hochgiftig für viele Tierarten. Obendrein gehört es zu den in der Umwelt nur sehr schwer abbaubaren Verbindungen. Was macht DDT also ausgerechnet in einem Bio-Rapsöl?

Rapsöl
Erstaunlich: Nur wenige Rapsöle enthalten ausschließlich Raps aus Deutschland. Foto: Maya23K/ Getty Images via Canva.com

Der Raps für das Produkt, in dem dieses Pestizid gefunden wurde, stammt laut Aussage des Herstellers aus Rumänien. Und dennoch: DDT ist in der gesamten EU beziehungsweise nahezu weltweit mittlerweile aus gutem Grund verboten. Der Fund im fertigen Produkt war allerdings so gering, dass es ohne Probleme verkauft werden darf und unter der Nachweisgrenze liegt. Das bestätigte ein Gegengutachten des Herstellers sowie die erneute Untersuchung im Labor von Öko-Test.

Gesundheit gefährdet durch Rapsöl mit DDT-Rückständen?

Laut dem Hersteller des Rapsöls, in dem Spuren von DDT nachgewiesen wurden, kann es sich dabei nur um Altlasten handeln. Das klingt plausibel, sagt auch Öko-Test: Denn dieses Pestizid ist extrem schwer abbaubar. Eine akute Gesundheitsgefahr geht von dem Produkt nicht aus, aber dennoch sei es das gute Recht der Verbraucher:innen gerade bei einem Bio-Produkt höhere Ansprüche zu stellen.

Noch mehr problematische Pestizidrückstände

In rund der Hälfte der getesteten Produkte stecken Rückstände weiterer Pestizide. Zwar nur im Spurenbereich, aber dennoch wertet Öko-Test diese Rapsöle ab, wenn es sich um zwei oder mehr Arten von Pestiziden in einem Produkt handelt. Denn die Wechselwirkungen dieser Stoffe sind nicht ausreichend bekannt. Zu diesen bedenklichen Rückständen zählt auch Deltamethrin, das als vermutlich krebserregend, reproduktionstoxisch und sicher als bienengiftig gilt. Dieses wurde in drei Produkten gefunden.

Fazit: Ein Blick auf die Testergebnisse lohnt sich

Öko-Test hat 30 Sorten Rapsöl von Bio-Qualität über bekannte Hersteller bis hin zu günstigeren Eigenmarken getestet. Die ausführlichen Testergebnisse sowie den Testsieger kannst du hier einsehen. Eins können wir dir schon verraten: Zumindest geschmacklich gab es beim Rapsöl keine großen Überraschungen.

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