Ob der Döner auf dem Heimweg von einer Party oder der nächtliche Gang zum Kühlschrank, weil man mit knurrendem Magen aufgewacht ist: Nachts holt uns oft der Heißhunger ein. Das Problem: Ein nächtliches Festmahl scheint direkt auf den Hüften zu landen. Doch ist das wirklich so? Setzt nachts essen wirklich mehr an, als tagsüber? Eine Studie hat das untersucht.
Nachts essen: Warum bekommt man überhaupt nachts Hunger?
Wer kennt es nicht: Nach einem feuchtfröhlichen Abend mit Freund:innen kommt man hungrig nach Hause und könnte den ganzen Kühlschrank leeren. Und das, obwohl es mitten in der Nacht ist, unser Körper also eigentlich auf Schlafen eingestellt ist. Ein möglicher Grund kann der Alkohol sein. Wie eine Studie gezeigt hat, reagiert ein Teil unseres Gehirns, der Hypothalamus, unter Alkohol stärker auf appetitanregende Reize. Da reicht schon der kurze Blick in den Kühlschrank, um eine Heißhungerattacke zu bekommen.
Doch manchmal werden wir auch mitten in der Nacht wach und haben tierischen Hunger. Grund dafür kann der Blutzuckerspiegel sein. Fällt dieser in der Nacht rasant ab, kann es passieren, dass wir mit knurrendem Magen aufwachen. Schuld daran ist unsere letzte Mahlzeit des Tages: Haben wir abends Kohlenhydrate und Zucker gegessen, sind wir mit einem hohen Blutzuckerspiegel ins Bett gegangen, der dann über Nacht stark gesunken ist.
Um nächtlichen Heißhunger zu vermeiden, solltest du abends besser auf hochwertige Proteine setzen. Diese halten Blutzuckerspiegel konstant und du kannst ohne Hunger durchschlafen.
Weiterlesen: 5 Gründe, warum du in der Nacht Hunger bekommst
Mythos auf dem Prüfstand: Macht nachts essen dick?
Vielleicht hast du auch schon mal von dem Mythos gehört, dass spät abends essen dick macht. Anhänger:innen dieser Theorie begründen das damit, dass man sich nach dem Abendessen nur noch wenig bewege und dadurch die aufgenommenen Kalorien nicht mehr verbrennen könne. Diese Behauptung wurde mit dem Argument widerlegt, dass es egal sei, wann man isst – es kommt nur auf die Anzahl der Kalorien an.
Nun ist eine neue Studie erschienen, die diese Theorie erneut auf den Prüfstand stellt. Forscher:innen des Brigham and Women’s Hospital in Boston, USA, sagen: Wer spät abends isst, stört dadurch nicht nur seinen Schlaf. Eine zu späte Mahlzeit beeinflusst auch das Hungergefühl, die Energieverbrennung und den Fettabbau im Körper.
Wie eine frühere Studie gezeigt hatte, gibt es nämlich einen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt, wann man etwas isst und einer Gewichtszunahme. „Frühere Untersuchungen von uns und anderen hatten gezeigt, dass spätes Essen mit einem erhöhten Risiko für Fettleibigkeit, erhöhtem Körperfettanteil und vermindertem Erfolg beim Abnehmen verbunden ist. Wir wollten verstehen, warum“, erklärt der Neurowissenschaftler Frank Scheer.
- Mehr zum Thema Kalorien:
- So viel darfst du morgens essen: Formel berechnet deine Kaloriengrenze
- Kalorien zählen: 5 Gründe, warum es dich krank machen kann
- An diesen 2 Merkmalen erkennst du schlechte Kalorien
- Wie viele Kalorien am Tag? Dieser Fehler beim Kalorienzählen ist fatal
Studie untersucht, wie sich nachts essen auf den Körper auswirkt
An der Studie nahmen 16 Teilnehmer:innen mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 25 teil. Damit galten sie als übergewichtig oder adipös.
Das Experiment fand in 2 Runden statt. In der ersten Runde nahmen sie um 9 Uhr ihr Frühstück zu sich, um 13 Uhr ihr Mittagessen und um 18 Uhr ihr Abendessen. In der zweiten Runde, die einige Wochen später stattfand, wurden die Essenszeiten nach hinten verschoben. Die erste Mahlzeit gab es erst um 13 Uhr, die zweite um 17 Uhr und die letzte um 21 Uhr.
Beide Runden dauerten jeweils 6 Tage. Die Proband:innen wurden währenddessen genau untersucht. Es wurden Blutproben genommen, Umfragen gemacht und Messungen durchgeführt. Heraus kamen 3 wichtige Erkenntnisse.
Erkenntnis Nr.1: Wer später isst, hat mehr Hunger
Wie das Experiment zeigte, war der Hormonspiegel von Leptin, dem Hormon, welches das Sättigungsgefühl auslöst, 24 Stunden lang niedriger, als bei den Proband:innen, die bereits um 18 Uhr ihre letzte Mahlzeit einnahmen. Das bedeutet: Wer sein Abendessen schon früh isst, hat am darauffolgenden Tag weniger Hunger.
Weiterlesen: 5 Gründe, warum du in der Nacht Hunger bekommst
Erkenntnis Nr. 2: Wer später isst, verbrennt langsamer Kalorien
Die Messungen ergaben außerdem, dass der Körper die Kalorien nur langsam als Energie verbrannte, wenn die letzte Mahlzeit des Tages erst um 21 Uhr aufgenommen wurde. Kalorien werden demnach schneller verbrannt, wenn man bereits früh zu Abend isst.
Weiterlesen: Was sind Kalorien? Diese 7 Fakten solltest du kennen, bevor du sie isst
Erkenntnis Nr. 3: Nachts essen hemmt den Fettabbau
Besonders interessant war die Auswirkung auf den Fettabbau. Nachts essen steigert laut den Ergebnissen des Experiments den Fettaufbau und verlangsamt den Fettabbau. Das erhöhe langfristig das Risiko, übergewichtig zu werden, so die Forscher:innen.
Fazit: Setzt nachts essen wirklich mehr an?
Wenn du dir jetzt vorgenommen hast, nach 18 Uhr keinen Bissen mehr zu essen, können wir dich beruhigen: Du darfst und sollst auch weiterhin abends essen – und auch nachts, wenn du Hunger hast. Da die Studie mit nur 16 Personen durchgeführt wurde, kann man das Ergebnis nämlich nicht auf die gesamte Menschheit übertragen.
Wichtiger ist es, zu beobachten, ob du ein spätes Abendessen gut verträgst, oder ob es dir möglicherweise schadet und dein Schlaf darunter leidet. Nicht zuletzt ist vor allem entscheidend, was du isst: Eine fettige Pizza wird dir vermutlich schwerer im Magen liegen als eine leichte Suppe.