Wir Menschen sind soziale Wesen und trotzdem brauchen wir manchmal unsere sogenannte „Me-Time“. Während andere es genießen, Zeit allein zu verbringen, ist der Gedanke für dich regelrecht unerträglich. Deine Kehle schnürt sich zu, dir wird heiß und kalt und ein unwohles Gefühl breitet sich in dir aus, sobald du an die Einsamkeit denkst. Wenn du Angst vor dem Alleinsein hast, könntest du an Autophobie leiden. Hier erfährst du, was hinter der Furcht vor der Einsamkeit steckt.
Unsere Autorin Anna Chiara setzt sich ehrenamtlich als Erfahrungsexpertin für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein und klärt über Themen rund um mentale Gesundheit und Resilienz auf.
Autophobie – die irrationale Angst vor dem Alleinsein
Unter Autophobie versteht man eine Angststörung, bei der Betroffene extreme Angstzustände und Panikattacken durchleben, wenn sie allein sind oder sich einsam fühlen. Zudem schwingt oft eine enorme Verlust- und Trennungsangst mit sowie die Furcht, ausgeschlossen oder ignoriert zu werden. Nicht selten wird dieser Zustand von Depressionen begleitet.
Habe ich Angst, allein zu sein? So erkennst du es
Die Autophobie macht sich durch verschiedene körperliche sowie seelische Symptome bemerkbar. Neben starken Angstgefühlen verspüren Betroffene auch oft Panikattacken, die sich durch Herzrasen, Kurzatmigkeit, Schwindel, Übelkeit oder enormes Schwitzen äußern können. Ihnen fällt es schwer, sich zu konzentrieren und klar zu denken. Eine Situation, die stressig und durchaus beängstigend sein kann und meist von physiologischen Veränderungen wie Zittern, Benommenheit, Kopfschmerzen und Mundtrockenheit begleitet wird.
Autophobe Personen haben auch mit mentalen Auswirkungen zu kämpfen. Diese sind zum Beispiel:
- Du vermeidest es, allein zu sein.
- Das Alleinsein bereitet dir große Angst.
- Du machst dir Sorgen, dir könnte etwas zustoßen, wenn du allein bist.
- Schon der Gedanke daran, alleine zu sein, bereitet dir Unwohlsein.
- Du suchst ständig die Gesellschaft anderer und hast viele soziale Kontakte.
- Du bleibst mit deinem Partner/deiner Partnerin zusammen, obwohl du in der Beziehung nicht glücklich bist – aus Angst vor der Einsamkeit.
- Deine Verlustangst lässt sich extrem anhänglich werden.
Du hast mit dem Alleinsein kein Problem, aber fürchtest dich vor Menschen? Dann könntest du an einer sozialen Phobie leiden. Ließ hier mehr!
Angst vor dem Alleinsein – diese Ursachen stecken dahinter
Erinnerst du dich an einen Verlust aus deiner Kindheit oder an eine schwierige Trennung? Expert:innen vermuten, dass die krankhafte Angst vor dem Alleinsein durch frühere Erfahrungen und traumatische Erlebnisse verursacht wurde. Das kann beispielsweise die Trennung der Eltern oder der Tod einer geliebten Person sein. Auch genetische Faktoren innerhalb der Familie können eine Autophobie auslösen.
Damit sich dieses befürchtete Szenario nicht wiederholt, versuchen Betroffene Abschiede, Trennungen und Einsamkeit in ihre alltäglichen Leben zu vermeiden. Dazu pflegen sie bestehende Kontakte sehr intensiv, planen viele Verabredungen, verbringen möglichst viel Zeit in Gesellschaft und bauen bewusst neue Beziehungen auf.
Kann Autophobie behandelt werden?
Die gute Nachricht ist: Ja, Autophobie kann behandelt werden. Allerdings gibt es kein Allheilmittel, welches bei jeder Person eingesetzt werden kann. Je nach Situation und Persönlichkeit gibt es spezifische Therapieformen. In den meisten Fällen wird eine Psychotherapie empfohlen. Hierbei entscheidet man zwischen der Tiefenpsychologie und der kognitiven Verhaltenstherapie.
Nicht selten wird auch die Konfrontationstherapie angewandt, bei der die Betroffenen erst in einer kontrollierten Umgebung und später in einer realen Situation mit ihren Ängsten konfrontiert werden. Zusätzlich zu einer Psychotherapie können auch verschreibungspflichtige Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome der Angst und Panik zu stabilisieren.
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3 Tipps, die bei Angst vor dem Alleinsein helfen
- Akzeptanz: Um die Angst vor dem Alleinsein zu überwinden, gilt es zuallererst, sie zu akzeptieren. Es hilft, wenn du mit dir selbst sprichst und immer wiederholst: „Ich akzeptiere, dass ich Angst vor dem Alleinsein habe“. Denke an verschiedene Momente, in denen du allein warst und es dir gut ging. Diese Erinnerungen können beruhigend sein.
- Anfreunden: Auch wenn es dir schwer fällt, solltest du die Angstgedanken nicht verdrängen, sondern sie bewusst wahrnehmen und zu dir einladen. Sieh deine Angst als einen ständigen Begleiter an, mit dem du dich anfreunden kannst. Denn wenn du deine Angst zulässt, wirst du sehen, dass sie dir weniger im Weg steht. Hast du abends Angst, alleine einzuschlafen, empfiehlt Hello Better die Angst gedanklich neben dich auf dein Kopfkissen zu legen.
- Alleine sein: Richtig gelesen! Um die Angst vor dem Alleinsein hinter dir zu lassen, solltest du dich ihr stellen und alleine sein. Du wirst sehen: Deine Angstgedanken werden weniger werden, wenn du das Alleinsein bewusst erlebst. Somit gewinnst du auch die Kontrolle wieder und erlangst ein großes Stück Selbstbestimmung zurück.