Die Kombination von Borderline und Narzissmus klingt erst einmal komplex, doch in der Tat haben beiden Persönlichkeitsstörungen mehr gemein, als wir es vermutet haben. Wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen und warum Narzissten und Borderliner sich scheinbar magisch anziehen, liest du hier.
Unsere Autorin Anna Chiara setzt sich ehrenamtlich als Erfahrungsexpertin für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein und klärt über Themen rund um mentale Gesundheit und Resilienz auf.
Borderline mit Narzissmus
Was ist Borderline?
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine tiefgreifende, psychische Erkrankung. Stell dir folgendes vor: Deine Gefühlswelt gleicht einer Achterbahn. In dem einen Augenblick bist du oben – fühlst dich gut, empfindest Freude und Glück. Im nächsten Moment fällst du in ein tiefes Loch der Verzweiflung. Es ist, als würde man ständig auf einem seidenen Faden balancieren. Für Menschen mit Borderline ist das Alltag. Ihr Selbstbild, ihre Emotionen, ihre Beziehungen sind extrem instabil. Sowohl für Betroffene als auch für ihr Umfeld ist dieses Auf und Ab ziemlich anstrengend.
Wie äußert sich Borderline?
Nicht nur, dass die Gefühle wie in einer Achterbahn auf und ab wandern – sie werden von den Betroffenen auch als sehr extrem empfunden. Aufgrund dessen legen sie oft ein impulsives Verhalten an den Tag, wie plötzlich viel Geld auszugeben, zu schnell Auto zu fahren oder unüberlegte Entscheidungen. Menschen um sie herum können das oft nicht einordnen. Die häufigsten Anzeichen für Borderline sind:
- Emotionale Instabilität: Das ist so, als ob du auf einer wilden Gefühlsachterbahn sitzt. Mal fühlst du dich super, dann wieder total down. Diese Stimmungsschwankungen können echt extrem sein.
- Angst vor dem Verlassenwerden: Viele mit Borderliner haben große Angst, allein gelassen zu werden. Sie tun oft alles Mögliche, um das zu verhindern, auch wenn es manchmal nicht ganz rational ist.
- Unsicheres Selbstbild: Stell dir vor, du blickst in den Spiegel und hast keine Ahnung, wer zurückblickt. Menschen mit Borderline haben oft Probleme, ein stabiles Selbstbild zu entwickeln.
- Gefühle von Leere: Viele fühlen sich oft leer und unerfüllt, so als ob etwas fehlt, aber sie können nicht genau sagen, was.
- Selbstverletzendes Verhalten: Manche verletzen sich selbst, um mit ihrem emotionalen Schmerz umzugehen. Das kann in Form von Ritzen oder anderen selbstschädigenden Handlungen sein.
Werden Menschen mit Borderline häufig Opfer von Narzissten?
Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung manchmal anfälliger für Beziehungen mit Narzissten sein können. Das liegt an ihrer emotionalen Bedürftigkeit und der Angst, verlassen zu werden. Sie suchen nach intensiven, bestätigenden Beziehungen. Narzissten können anfangs sehr charmant und aufmerksam sein, was Menschen mit Borderline anzieht. Sie kämpfen oft mit einem schwankenden Selbstwertgefühl. Narzissten können dieses Bedürfnis nach Bestätigung kurzfristig erfüllen, was anfangs eine starke Bindung schafft.
Sowohl bei Borderline als auch bei Narzissmus gibt es oft ein Muster von Idealisierung und Entwertung. Eine Person mit Borderline könnte den Narzissten zunächst idealisieren, was dem Bedürfnis des Narzissten nach Bewunderung entspricht. Die emotionale Intensität und Bedürftigkeit der einen Seite passt zur dominanten und selbstbezogenen Art der anderen. Später kann es aber zu Konflikten kommen, wenn der Narzisst die Bedürfnisse der anderen Person nicht erfüllt.
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Borderline und Narzissmus: Wie hängt beides zusammen?
Die typischen Verhaltensweisen eines Narzissten scheinen sich im ersten Moment stark von denen eines Borderliners zu unterscheiden. Doch laut Wissenschaft ist es nicht ungewöhnlich, dass jemand Merkmale beider Störungen zeigt. Es wird vermutet, dass es Überschneidungen in den Ursachen gibt – wie etwa Probleme in der Kindheit.
Gemeinsamkeiten von Borderline und Narzissmus
Tatsächlich haben Borderline und Narzissmus einige Überschneidungen gemeinsam. Abgesehen davon, dass es sich bei beidem um tief verankerte Persönlichkeitsstörungen handelt, haben sie auch Probleme mit dem Selbstbild und der Selbstwahrnehmung gemein. Menschen mit Borderline oder Narzissmus kämpfen oft mit dem Gefühl der Leere und haben Schwierigkeiten, stabile Beziehungen aufzubauen. Sowohl der Narzisst als auch der Borderline:
- sind rastlos
- sind unfähig, Empathie zu empfinden
- leben in innerpsychischer Isolation
- geben ihren selbstsüchtige Bedürfnisse höchste Priorität
- fühlen sich schnell verletzt und gekränkt
- sind schnell verbittert und verzweifelt
- leiden unter Verlustangst und Kontrollverlust
Unterschiede zwischen Borderline und Narzissmus
Es gibt jedoch auch klare Unterschiede, die weitaus umfangreicher sind. Bei Narzissmus steht das übertriebene Selbstbild im Vordergrund. Narzissten sehen sich oft als etwas Besseres, brauchen ständig Bewunderung und haben wenig Empathie für andere. Bei Borderline hingegen geht es mehr um diese emotionale Achterbahn und die Angst vor dem Verlassenwerden. Die Instabilität ist hier viel ausgeprägter.
- Motiviation: Narzissten suchen Anerkennung und Bewunderung, während Borderliner auf Bindung und Abhängigkeit hoffen. „Der Narzisst kann für Ruhm die Liebe opfern, ein Borderliner würde für die Liebe auf den Ruhm verzichten“, erklärt die Seite Umgang mit Narzissten.
- Auftreten: Der Narzisst zeigt sich selbstbewusst und anderen gegenüber überlegen. Der Borderliner unterwirft sich seinem Gegenüber und fühlt sich minderwertig.
- Streit: In einem Streitgespräch reagieren Narzissten meist hasserfüllt, angreifend und verletzend, während Borderliner spontan, explosiv und unlogisch agieren. Zudem sind Narzissten deutlich nachtragender.
- Beruf: In der Regel sind narzisstische Menschen im Job erfolgreich und gehen für ihr Ziel über Leichen. Borderlinern gelten als unzuverlässiger und tun sich schwer, dauerhaft beständige Leistung mit zielgerichtetem Abschluss zu zeigen.
- Beziehungen: Ein Narzisst umgibt sich nur mit Menschen, die ihm beipflichten, während ein Mensch mit Borderline mit allen soziale Kontakte knüpft, um das Alleinsein zu vermeiden.
Für Betroffene ist es entscheidend, sich professionelle Hilfe zu suchen. Denn mit der richtigen Unterstützung können sie lernen, mit ihren Herausforderungen umzugehen und ein erfülltes Leben zu führen.