Vor genau einem Jahr wurde der erste Lockdown ausgerufen. Damals war Corona für uns alle noch etwas Neues und niemand wusste wirklich, wie man damit umgehen sollte. Seither hat sich einiges geändert. Jetzt, wo die Deutschen mitten in der dritten Welle sind und noch immer im ewigen Lockdown sind, ist Corona definitiv nichts Neues mehr. Was sich nicht geändert hat: Unsere Lernkurve. Denn seit einem Jahr ist es stetig das Gleiche: Schließen, öffnen, schließen…
22. & 23. März 2020: Das ist letztes Jahr passiert
- Der erste Lockdown begann mit Kontaktverboten. Nicht mehr als zwei Personen durften in der Öffentlichkeit gesichtet werden.
- Sogenannte „Kernfamilien“, Lebenspartner waren als Kontaktpersonen geduldet. Von einem Knuffelkontakt haben wir damals noch nichts gewusst.
- Gründe, das Haus zu verlassen, waren damals wie heute zwingende berufliche Gründe, der öffentliche Nahverkehr und Beerdigungen
- Restaurants, Friseure, Tattoostudios, Massagepraxen müssen ebenfalls schließen
- Bundeskanzlerin Angela Merkel musste sich in Quarantäne begeben, da ihr Arzt positiv auf Corona getestet wurde.
Corona 2021: Haben wir wirklich dazugelernt?
Schon 15 Monate ist es her, dass der Coronavirus das erst Mal in Deutschland aufkam – Seit genau einem Jahr stecken wir immer mal wieder im Lockdown. Erst seit gestern sind die Geschäfte per Click & Meet wieder geschlossen worden.
Damals wurde davon berichtet, dass ein mysteriöses Virus gerade in China wütet. Niemand wusste damals, was das für Auswirkungen auf uns haben würde. Bald kämpfen wir seit 1,5 Jahren gegen das Virus und die damit einhergehenden Einschränkungen. Die Gesellschaft hat sich teilweise gespaltet: Es gibt Querdenkende, „Schafe“ und Verzweifelte. Corona ist das erste Thema am Morgen und das letzte Thema am Abend geworden. Und genau das ist der große Fehler.
Der große Fehler seit Corona
Niemand kann sich davon freisagen: Wir wollen alle wissen, was das Coronavirus gerade tut und unterhalten uns mit jedem, den wir treffen, manchmal stundenlang über Maßnahmen, Infektionszahlen oder beschweren uns einfach nur. Und das seit mehr als 15 Monaten.
Was das bedeutet? Wir haben eine Art Tunnelblick bekommen, der wenig Platz mehr für andere Themen in unserem täglichen Leben lässt.
Der Tunnelblick durch die Coronabrille
Man kann niemanden dafür verurteilen, dass wir das Thema Corona derzeit so hoch halten wie noch nie ein anderes Thema. Das Virusthema strahlt immer überall hin und ist omnipräsent: Egal, ob wir uns mit Freund:innen und Kolleg:innen verabreden wollen, es aber an der Internetverbindung scheitert. Oder, ob wir an Ostern die Oma besuchen wollen. Immer macht Corona uns einen Strich durch die Rechnung.
Und doch müssen wir uns zwischenzeitlich am Riemen reißen und uns klarmachen: Es geschehen auch noch andere Dinge auf der Welt. Corona ist bei weitem nicht alles.
Während der Pandemie haben wir ein noch nie dagewesenes Wechselspiel aus Medien und Medienkonsumenten erlebt. Die Informationsflut mit der großen Themenwolke rund um Corona wurde immer mächtiger. Die meisten Medienhäuser, Produktionen und Verlage waren sich wohl einig über die Dringlichkeit des Themas und berichteten beinahe ausschließlich darüber.
Der Medienforscher Dennis Graf drückte es so aus: „Sondersendungen wurden zum Normalfall und gesellschaftlich relevante Themen jenseits von Covid-19 ausgeblendet: Es war eine Verengung der Welt“.
Es war eine Verengung der Welt.
Dennis Graf
Auf der anderen Seite war es auch genau das, was die Bevölkerung gefordert hat. Sie wollte immer mehr Informationen über das Virus. Immer schneller. So ist von einer reinen Informationsbeschaffung durch die Medien über ein wichtiges Thema etwas ganz anderes geworden: Coronacontent wurde zur neuen Norm. Man fühlt sich schon schlecht, wenn man mal zwei Stunden lang nicht die Zahlen gecheckt hat, oder die neuen Beschlüsse gegoogelt hat.
Die ARD unterstützt diese These. Der Chefredakteur Rainald Becker wies schon im Sommer darauf hin, dass “ das Informationsbedürfnis zur Corona-Pandemie außerordentlich hoch war und ist (und das) belegt nicht zuletzt das große Interesse der Zuschauerinnen und Zuschauer an unseren Sendungen zum Thema“.
Der große Fehler der Coronazeiten
Es scheint eine völlig natürliche Reaktion zu sein, dass ein so großes, kontroverses Thema den Alltag größtenteils bestimmt. Allerdings ist niemandem mit dem Tunnelblick geholfen, den wir seit Monaten haben. Lasst uns die Coronabrille zwischendurch einmal abnehmen und Platz für andere wichtige Dinge in der Welt schaffen.
Beispiele gefällig?
die Temperatur der Erde steigt täglich um 0,0002192 Grad Celsius. Wenn wir davon ausgehen, dass die Erde sich in den letzten 100 Jahren um 0.8 Grad erwärmt hat. Dass das eine Katastrophe ist, haben die meistern bereits verinnerlicht.
Die Weltmeere sind komplett im Eimer. Die Umweltaktivistin Tharaka Sriram erklärt es so: „Stell dir vor, du hast eine eigene Wohnung. Du hast alle Möbel von deinem hart erarbeiteten Gehalt bezahlt – und darfst dich am Ende nur in 2,6 % der Fläche zurückziehen – in Ruhe Essen, Schlafen, Sex haben, etc.. Weil rücksichtslose Menschen im Rest deiner Wohnung einfach deine Möbel wegtragen und sich an deinen Habseligkeiten bedienen. Die Situation kommt dir unreal vor? Tja, leider passiert genau das tagtäglich in unserem Meer“. Was das bedeutet, kannst du hier nachlesen.
Corona: Ablenkung ist das A & O
Versuchst du dich noch immer abzulenken und nicht über die Pandemie nachzudenken? Dann höre dir doch vielleicht ein paar Comedy-Podcasts an. Wir können dir auch einige unserer liebsten Feel-Good-Serien ans Herz legen.
Weißt du nicht mehr, was du mit dir an deinen Wochenende im Lockdown anfangen sollst. Wir haben einige Erledigungen gesammelt, die dein Lockdown-Wochenende richtig produktiv machen.