Ein Einbruch kann schwere psychische Folgen nach sich ziehen, die weit über den Ekel hinausgehen. Allein im Jahr 2023 gab es in Deutschland rund 77.800 polizeilich erfasste Wohnungseinbrüche (Statista, Stand 20.09.2024).
Die eigenen vier Wände, die früher als sicherer Rückzugsort galten, fühlen sich plötzlich fremd an. Ein Umzug macht laut Expertinnen alles nur noch schlimmer. Was also tun? Ein Psychologe erklärt, wie man auch die seelischen Spuren beseitigt.
Unsere Autorin Anna Chiara setzt sich ehrenamtlich als Erfahrungsexpertin für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein und klärt über Themen rund um mentale Gesundheit und Resilienz auf.
Psychische Folgen nach Einbruch überwinden – 3 Experten-Tipps
Was haben die alles angefasst?
Wer im eigenen Reich einen Einbruch erlebt hat, bricht oft auch psychisch ein. Das geht aus einer Untersuchung der Basler Versicherungen hervor. So sollen nahezu 70 % der Einbruchsopfer im Nachhinein unter psychischen Folgen leiden. Frauen seien dabei häufiger betroffen als Männer. Außerdem schätzen Experten und Expertinnen, dass die Ängste im hohen Alter zunehmen.
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Doch was genau triggert die Betroffenen so sehr? Ist es die Angst davor, noch einmal ausgeraubt zu werden oder eher der Ekel davor, dass sich die Eindringliche an privaten Dingen zu schaffen gemacht haben? Die Ursache sieht Gerd Reimann von der Deutschen Psychologen Akademie in Berlin darin, dass das Grundvertrauen erschüttert ist.
5 häufige psychische Folgen nach einem Einbruch
Die Diebe nehmen uns weitaus mehr als nur Schmuck, Bargeld oder den Fernseher. Sie nehmen uns das sichere Zuhause, den wohlverdienten Rückzugsort und das Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden. Neben dem materiellen Verlust nach einem Einbruch müssen wir damit leben, dass uns psychischen Folgen ereilen.
Gegenüber dem Spiegel erklärt Reimann: „Das ist eine starke psychologische Belastung, die sich in verschiedenen Symptomen äußern kann: Ängste, Nervosität, Schlafstörungen, Alpträume bis hin zu psychosomatischen Störungen wie Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf- oder Magen-Darm-Problemen.“
Ein Einbruch ist also weit mehr als ein materieller Verlust – er kann psychische Folgen nach sich ziehen, wie:
- Angststörungen und Panikattacken
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- Schlafstörungen
- Depressionen und soziale Isolation
- Psychosomatische Symptome
Weiterhin erläutert der Experte, dass ein Umzug in eine andere Wohnung das Problem langfristig nicht lösen wird. Was können Betroffene also tun, um die psychischen Folgen nach einem Einbruch zu überwinden?
Ein Einbruchsopfer, das aus Angst in eine andere Wohnung zieht, wird sich dort nicht automatisch sicherer fühlen. Im Gegenteil: Die Ängste werden nicht weniger, sondern stärker.
Gerd Reimann von der Deutschen Psychologen Akademie in Berlin
3 Tipps, die Angst zu überwinden
Das A und O in der Nachsorge ist es, sich direkt Hilfe zu suchen und über das Erlebte zu sprechen, rät Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des Weissen Rings. Nur so besteht die Möglichkeit, das Gesehene auch zu verarbeiten. Wer nicht mit der Familie oder dem Freundeskreis sprechen möchte, kann sich jederzeit an Hilfsorganisationen oder psychotherapeutische Einrichtungen wenden. Was du zusätzlich tun kannst, hat die AXA-Versicherung aufgelistet:
- Übernachtungsparty: Wenn du dich zu Hause unwohl fühlst, übernachte doch mal bei Freundinnen oder im Hotel. Das bringt Abwechslung rein und kann in der ersten Zeit nach dem Einbruch hilfreich sein. Noch besser: Lad deine Mädels zu dir nach Hause ein und feiert eine kleine Pyjama-Session.
- Wohnung umräumen: Die Möbel umstellen, die Wand streichen oder die Sofakissen austauschen. Ein neuer Wind trägt die Sorgen der Vergangenheit davon. Lass dich auch fachmännisch rund um Einbruchsschutz beraten.
- Achtsamkeitsübungen: Ob zum Einschlafen oder einfach als Beruhigung – Atemtechniken oder Konzentrationsübungen helfen dir, dich zu fokussieren und in der Realität zu bleiben. Scheue dich nicht, offen über die psychischen Folgen nach dem Einbruch zu sprechen.
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Hinweis: Merkst du jedoch, dass die Symptome länger als zwei Wochen anhalten und deinen Alltag enorm einschränken, solltest du dir professionelle Hilfe suchen.