Männervereine, damit sind zum Beispiel Burschenschaften, Studentenverbindungen, Karnevalsvereine oder Gesangsvereine gemeint, sind noch ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Männer und Frauen immer noch nicht überall in Deutschland gleichberechtigt sind, denn dort herrscht für Frauen kein Zugang.
Gerne sind die Männer hier unter sich. Frauen sind per Satzung kategorisch ausgeschlossen. Für viele kratzt genau diese Regel an der an der Gemeinnützigkeit eines solchen Vereins. Sollte ein gemeinnütziger Verein nicht allen Geschlechtern zugute kommen?
Bundeskanzler Olaf Scholz findet jedenfalls, dass den gemeinnützigen Vereinen, die Geschlechtertrennung betreiben, Einhalt geboten werden muss. Er besteht darauf, ihnen die Steuervorteile abzusprechen, um sie auf den Pfad der Tugend zu führen.
Für ein modernes Deutschland: Nötige Maßnahme oder absolut sinnfrei?
Diskriminierung zu fördern kann niemand gutheißen. Doch sind die Männervereine tatsächlich so diskriminierend, oder gibt es vielleicht andere Gründe, Frauen auszuschließen?
Männliche Gesangschöre? Die klingen (wenn sie genug geübt haben) wunderschön. Frauenstimmen würden in einem solchen Verein dafür sorgen, dass die Klangwelt des Chors eine völlig andere ist. Genauso andersherum. Warum sollte es problematisch sein, männliche, weibliche UND gemischte Chöre zu haben? In einem modernen Deutschland mit rund 14,9 Millionen aktiv musizierenden Personen müsste das doch möglich sein.
Allerdings haben getrennte Chöre auch einen Sinn. Der Grund ist ganz eindeutig die Stimmlage, die bei Männern sehr viel tiefer ist als bei Frauen. Jedoch gibt es hier wie überall einige Ausnahmen, bei denen Frauen von Natur aus eine so tiefe Stimme haben, dass sie beispielsweise Tenor singen könnte, was eine recht hohe Stimmlage bei Männerchören ist.
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Studentenverbindungen und Burschenschaften? Studentenverbindungen tragen zwar kein großes Ansehen mehr, aber sind noch rund 1000 Mal in Deutschland vertreten. Im Wikipedia-Eintrag wird auch bewusst nur von „Studenten“ und nicht „Studentinnen“ gesprochen, weil für diese eine akademische Ausbildung per se nicht möglich war.
In gerade mal 10% aller Verbindungen entschloss man sich erst in den späten 1960er Jahren, die Geschlechtertrennung aufzuheben und Männer und Frauen als gleichwertige Mitglieder aufzunehmen. In katholischen Studentenverbindungen gibt es weiterhin eine strikte Trennung zwischen Männer- und Frauenvereinen.
Doch auch Frauen haben das Recht, im Verein unter ‚ihresgleichen‘ zu sein. Männer und Frauen werden in allen Lebenslagen miteinander konfrontiert: Sie sind Partner, Kontrahenten und Kollegen. Da ist es doch vollkommen in Ordnung, mal eine kleine Pause voneinander zu bekommen.
Bloß keine Männer im Frauenverein
Selbsthilfegruppen, Faschingsvereine für Frauen und Sportkurse? Natürlich wollen wir da unter uns bleiben. Männer haben da wenig bis gar nichts zu suchen. Das ist keine Diskriminierung, sondern lediglich ein kleines Aufatmen von einem oft anstrengenden Alltag mit dem anderen Geschlecht.
Dieser Karnevalsverein macht Fortschritte
Gott sei Dank sehen wir in Deutschland, zumindest in Regionen mit einer fest verankerten Karnevals-Kultur, zumindest ein bisschen Entwicklung. Die Kölner Karnevalsgesellschaft „Die Große von 1823“ rund 200 Jahre nach ihrer Gründung dazu, auch Frauen als Mitglieder aufzunehmen. Man meinte, dass der Verein sich dem gesellschaftlichen Wandel anpassen müsste. Nach 200 Jahren, würde ich sagen, wirds dann auch langsam Zeit, das zu begreifen.
Allerdings hat „Die Große von 1823“ ihren Kollegen mit dem Entschluss trotzdem Einiges voraus. Nämlich gibt es unter 130 ordentlichen Kölner Karnevalsvereinen etwa ein Dutzend reine Männervereine. Frauen bilden dort keine vollwertigen Mitglieder, geschweige denn können sie Führungspositionen übernehmen.
Auch im modernen Deutschland eine schwierige Debatte
Scholz‘ Idee, geschlechtsgetrennte Vereine steuerlich zu belangen, gibt ein falsches Bild der Gleichstellung. Für uns klingt es nach blindem Aktionismus, der uns Frauen besänftigen soll. Das ist Feminismus an einem ganz falschen Ende.
Dass Männer und Frauen im modernen Deutschland gleichermaßen ihre Rückzugsorte benötigen, ist klar. Beide Geschlechter brauchen sichere Häfen, in denen sie Fünfe gerade sein lassen und und ja, zuzugegeben, auch mal einen über den Durst trinken können.
Die berechtigte Frage nach der LGBT-Bewegung bleibt allerdings ungeklärt. Denn was ist mit denen, die biologisch das eine und charakterlich das andere Geschlecht sind? Was ist mit denen, die sich selbst keinem der beiden Geschlechter zuordnen können? Neue Fragen, die neue Antworten fordern.