Wie oft hast du in deinem Leben schon den Satz gehört: „Jetzt sei doch nicht so sensibel.“ Nicht nur, dass dieser Satz ganz schön nervig ist, oft hinterfragt man sich dann aber auch und es entwickelt sich eine Art Unsicherheit. Wie du Hochsensibilität erkennen kannst und welche Stärken diese Menschen haben, erfährst du in diesem Artikel.
Alles zum Thema Hochsensibilität erkennen
Was genau ist Hochsensibilität eigentlich?
Hochsensitivität oder Hochsensibilität (HSP) ist ein Persönlichkeitsmerkmal, bei dem das Nervensystem von betroffenen Personen anders arbeitet als bei Normalsensiblen.
Hochsensible Menschen haben schwächer ausgeprägte Wahrnehmungsfilter, weshalb sie empfänglicher für äußere und innere Reize sind und störende Einflüsse wie Lärm, grelles Licht oder unangenehme Gerüche schwer ausblenden können. In Deutschland sind schätzungsweise 15 – 20 % der Menschen hochsensibel.
Hochsensibilität erkennen: Diese Stärken hast du
Es gibt einige Anzeichen, die darüber Aufschluss geben, ob du hochsensibel sein könntest oder nicht. Außerdem gibt es einige Online-Tests, die zwar keiner wissenschaftlichen Diagnose entsprechen, aber eine grundlegende Orientierung geben können. Bisher gibt es keine einheitliche Methode, um Hochsensibilität zu erkennen, aber die folgenden Merkmale zeichnen hochsensible Menschen aus.
1. Starke Wahrnehmung der Umgebung
Hochsensible Menschen nehmen Feinheiten in der Umgebung stärker wahr. Gerüche, Geräusche und Lichteffekte haben eine große Wirkung auf HSPler. Informationen aus der Umgebung werden tiefer und differenzierter verarbeitet und hallen länger nach als bei Anderen. So kann sich ein Streit nach einigen Tagen oder Wochen noch genauso intensiv anfühlen wie in der Situation selbst.
Das hoch erregbare autonome Nervensystem sorgt aber auch dafür, dass starke Gerüche, laute Sirenen oder grelles Licht schnell zu einer Reizüberflutung und Überforderung führen können. Zudem sind hochsensible Menschen dadurch besonders schreckhaft.
2. Reiches Innenleben
Hochsensibilität erkennst du auch an einem reichen Innenleben, also einem intensiven Empfinden, tief gehenden Gefühlen und und plastischen Träumen am Tag – dem Kopfkino – und in der Nacht. Dazu gehören auch eine große Vorstellungskraft und Fantasie, die ungewöhnliche und kreative Lösungen für Probleme finden.
3. Intensives Empfinden für Kunst, Musik und Natur
Da hochsensible Menschen stärker auf ihre Umgebung reagieren, können auch Kunst und Musik stärkere Reaktionen verursachen. Filme oder gefühlvolle Songs bringen HSPler nicht selten vor Freude oder Trauer zum Weinen. Fernsehserien mit Gewalt oder Nachrichten mit tragischen Ereignissen können sie dagegen leicht aus der Bahn werfen.
Hochsensible lassen sich leicht durch Kunst und Musik inspirieren und fühlen oft eine starke Verbindung zu Natur und Tieren. Sie lassen sich für viele Dinge begeistern und pflegen daher die unterschiedlichsten Interessen.
4. Ausgeprägtes Einfühlungsvermögen
Wenn du Hochsensibilität erkennen willst, kannst du dich selbst hinterfragen, ob es dir leicht fällt, dich in die Gefühlswelt und die Denkweisen andere Menschen einzufühlen. Hochsensible Menschen haben ein gutes Gespür für die Bedürfnisse von Anderen und merken sofort, wenn etwas nicht stimmt. Durch ihr starkes Einfühlungsvermögen denken sie oft in großen Zusammenhängen und nehmen auf verschiedene Perspektiven Rücksicht.
Sie haben ein großes Gerechtigkeitsempfinden und ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis. Gleichzeitig lassen sich HSPler stark von den Stimmungen ihrer Mitmenschen beeinflussen und können sich nur schwer von den Gefühlen Anderer abgrenzen.
5. Selbstkritische Gedanken
Obwohl HSPler bei anderen Menschen sehr verständnisvoll sind, gehen sie mit sich selbst häufig besonders hart ins Gericht. Sie haben hohe Ansprüche an sich selbst, geben sich Mühe perfekt zu sein, probieren Fehler zu vermeiden und nichts zu vergessen. Daraus können innere Konflikte entstehen, da Reizüberflutungen sie häufiger dazu zwingen, Pausen einzulegen. Dadurch können Selbstzweifel aufkommen, die zu Depression oder Burnout führen können. Wie du Panickattacken bekämpfen kannst, findest du auch bei uns.
Die Selbstzweifel basieren auch dem Gefühl der Andersartigkeit, weil Hochsensible häufig seit der Kindheit in Frage gestellt werden – dazu gehören Aussagen, dass man sich nicht so anstellen, nicht so empfindlich oder nicht eine Mimose sein soll. All das resultiert in einen hohen Anspruch an sich selbst und eine große Angst vor Zurückweisung.
6. Harmoniebedürfnis
Ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis und auch eine gewisse Scheu vor Konflikten sind ebenfalls ein Hinweis auf Hochsensibilität. Da Hochsensible Menschen jede noch so kleine Emotion wahrnehmen können, entsteht schnell ein Gefühl von einer nicht vorhandenen Harmonie. So können hochsensible Menschen schnell durch die Emotionen anderer beeinflusst werden. Wichtig dabei ist es zu beachten, dass nicht immer alles harmonisch sein kann und trotz der Harmonie in Beziehungen beispielsweise, Konflikte aufkommen können.
7. Introvertiert aber begeisterungsfähig
Viele hochsensible Menschen bezeichnen sich als introvertiert, was nicht bedeutet, dass sie sich nur zurückziehen. Denn hochsensible Menschen sind ebenfalls sehr begeisterungsfähig, gerade für kreative Hobbies und die Interessen anderer Menschen.
HSP erkennen & lernen damit umzugehen
Mit Hochsensibilität im Alltag umzugehen, ist nicht immer leicht. Zunächst ist es allerdings wichtig, diese überhaupt zu erkennen. Im ersten Schritt kann es dir helfen deine Hochsensibilität und die damit einhergehenden Eigenschaften nicht als Schwäche wahrzunehmen, sondern als Stärke oder Begabung. Denn durch deine ausgeprägte Wahrnehmung hast du viel Empathie, eine zuverlässige Intuition und bist sehr verantwortungsbewusst, vielleicht auch besonders kreativ. Bring dir also selbst etwas mehr Wertschätzung entgegen.
Erzähl deinen engsten Freunden von deiner Vermutung, dass du hochsensibel bist und wodurch sich das Persönlichkeitsmerkmal auszeichnet. Das kann ihnen dabei helfen dich zu verstehen und deine Grenzen besser zu tolerieren.
Du solltest dir außerdem genügend Auszeiten gönnen, um wieder Ruhe und neue Energie zu tanken. Auch Achtsamkeit oder meditieren lernen können dabei helfen, die Energiereserven wieder aufzufüllen. Das schließt aber nicht aus, dass du dich neuen Herausforderungen stellen solltest. Du solltest dich zwar nicht überfordern, aber dich wie bei einer Phobie deinen Ängsten stellen. Kreatives Arbeiten kann dabei ein Ventil sein, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten und sich vor Überlastung in Acht zu nehmen.
Hochsensibilität ist keine Schwäche
Falls du nun einige Anzeichen von Hochsensibilität in dir selbst erkennst ist vor allem eines wichtig: Dass du lernst deine hochsensible Seite zu akzeptieren und nicht dagegen ankämpfst, nur um weniger aufzufallen oder mehr dazuzugehören. Probiere stattdessen deine Hochsensibilität als Stärke zu sehen und dir genügend Auszeiten zu genehmigen, nur so kannst du deine Begabung richtig nutzen. Um dein Selbstvertrauen zu stärken und Achtsamkeit im Alltag lernst, erfährst du auch bei uns.