Hand aufs Herz: Wir alle haben schon einmal Rat bei Dr. Google gesucht, wenn wir krank waren. Ein großer Fehler, der auf keinen Fall einen Arztbesuch ersetzt und die Sorge vor einer Erkrankung nur noch weiter befeuert. Wird diese Sorge krankhaft und du googelst jede körperliche Veränderung, die du an dir bemerkst, kannst du schnell zum Hypochonder werden. Hypochondrie: eine Erkrankung, die leider immer noch belächelt wird und deren Symptome wir oft verdrängen. Höchste Zeit, sie aufzudecken!
Diese Symptome hat Hypochondrie
Hypochondrie: Was heißt das eigentlich?
Der griechische Begriff Hypochondrie heißt in etwa so viel wie „am Unterleib leidend“ und stammt aus antiken Zeiten. Hier ging man nämlich davon aus, dass Erkrankungen des Gemüts dem Unterleib entsprangen. Nicht selten wurde die Milz in Verdacht genommen, den Verstand zu vernebeln, sodass zum Teil auch die Rede von einer ‚Milzsucht‘ war.
Bis heute ist der Begriff negativ konnotiert. Er beschreibt eine übermäßig wehleidige Person, die zudem von ihrer Angst beherrscht wird. Betroffene bilden sich Krankheiten ein, nehmen Symptome verstärkt wahr und reagieren über. Von ihrem Umfeld werden sie belächelt, abgewertet und treffen auf Unverständnis. Das zeigt sich im Übrigen nicht nur bei Hypochondrie, sondern auch bei einer Panik- und Angststörung.
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Es ist an der Zeit, dieses Stigma aufzulösen: Hypochondrie ist eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung, die behandel- und heilbar ist. Für Betroffene ist das ständige Hineinsteigern kein Spaß, sondern eine enorme Belastung, die nicht selten mit sozialem Rückzug einhergeht.
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Die häufigsten Ursachen der Hypochondrie
Wie kann es sein, dass sich Betroffene an ihren Ängsten festbeißen, obwohl objektive Befunde eine Krankheit widerlegen? Expert:innen vermuten die Erklärung unter anderem in der Kindheit: Der traumatische Verlust eines geliebten Menschen, aber auch übervorsichtige Elternteile oder Großeltern können dann als Ursache angegeben werden.
Doch auch körperliche Ursachen sind nicht ausgeschlossen. Extreme Stresssymptome können sich dann nicht nur in einem Burn-out, sondern eben auch einer Hypochondrie entladen.
Außerdem wäre eine Überlagerung des Verhaltens wie bei Zwangsstörungen deutlich. Die Symptomatik überschneidet sich dann insofern, als beide Störungsbilder von ständig wiederkehrenden Gedanken, sowie dem ständigen Zwang, sich untersuchen zu lassen, gekennzeichnet sind.
Wie viel Hypochonder steckt in dir?
Jeder wird schon mal seine Symptome gegoogelt haben. Doch macht das niemanden sofort zum Hypochonder. Manche achten nur besonders auf ihre Gesundheit und interessieren sich im Besonderen für Clean Eating, dafür, ob sie zu viel Salz im Körper haben und wollen wissen, welche Nebenwirkungen Ingwer hat.
Bei Betroffenen, die als echte Hypochonder gelten, entscheidet dann vor allem, ob und wie sehr sie unter den typischen Symptomen der Hypochondrie leiden.
1. Endlosschleife Internet
Ja, einmal ist keinmal. Doch wer sich zusätzlich zu seinen regelmäßigen Arztbesuchen regelmäßig über seine Symptome im Internet erkundet, kann schnell der sogenannten Cyberchondrie verfallen: Bei diesem auch als Morbus Google bezeichneten Verhalten, sind Betroffene pathologisch damit beschäftigt, medizinische Informationen aus dem Internet zu ziehen und ihre Hypochondrie damit weiter zu befeuern.
2. Nie endende Wachsamkeit
Hypochondrie wird zu den Somatoformen Störungen gezählt: Das heißt, dass Betroffene sich derart intensiv auf bestimmte körperliche Symptome konzentrieren, sodass letztlich ihre Lebensqualität beeinträchtigt wird. Hypochonder ist, wer also im erhöhten Puls sogleich einen Herzinfarkt vermutet. Nicht selten geht dieses Symptom mit Schlaflosigkeit einher.
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3. Totale Körperfixierung
Bei der erhöhten Wachsamkeit findet die Symptomatik längst nicht ihr Ende. Hypochondrie bedeutet für Betroffene auch, sich permanent selbst zu vermessen: Puls- und Blutdruckmessgeräte sind immer griffbereit.
4. Jedem Gegenbeweis zu trotz
Jeder Kopfschmerz ist ein Tumor, jeder Bauchschmerz gleich Magenkrebs: Was sich fast absurd liest, lässt sich für viele Betroffene auch nicht durch die Abklärung eines Arztes oder einer Ärztin und objektive Befunde aus der Welt schaffen. Oft wird ein regelrechtes Ärzte-Hopping betrieben, um verschiedene Meinungen einzuholen. Doch auch dann glauben Betroffene weiterhin daran, krank zu sein.
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Nicht zurückziehen, Hilfe suchen
Betroffene werden um ihr Verhalten wissen und in der Folge nicht selten ein Gefühl von Scham verspüren. Doch anstelle sich nun sozial zurückzuziehen, ist es an der Zeit, Hilfe anzunehmen – immerhin gibt es genügend Anlaufstellen.
Je früher man eine Therapie beginnt, desto höher sind die Heilungschancen. Davor sei so viel verraten: Anzeichen für Hypochondrie im Internet zu suchen, ist nicht aussagekräftig. Ob jemand tatsächlich an Hypochondrie leidet, sollte immer durch einen Arzt oder einer Ärztin diagnostiziert werden. Erste Anlaufstelle sollte in jedem Fall dein Hausarzt- oder deine Hausärztin sein.