Die japanische Philosophie Kaizen setzt da an, wonach wir alle ein Leben lang suchen: die beste Version unserer selbst. Die Akzeptanz der eigenen Fehler ist der nötige Schritt zur Selbstoptimierung. Darüber hinaus hilft es, die richtigen Fragen zu stellen und mit der 5S-Methode das eigene Leben zu strukturieren.
Was bedeutet Kaizen?
Doch was ist Kaizen überhaupt? Kaizen setzt sich aus dem Wort „kai“ und „zen“ zusammen; „kai“ steht dabei für Veränderung, „zen“ für Verbesserung. Dabei ist wichtig, zu verstehen, dass Kaizen im Kopf beginnt. Es ist eine Denkweise, die vom Willen getragen wird, sich jeden Tag ein kleines Stückchen zu verbessern. Deshalb kennt man im japanischen Raum Kaizen auch unter „Kunst der kleinen Schritte“. Eine Art Zyklus der ständigen Verbesserung, in dem Fehler mehr als willkommen sind.
Verbesserung durch Fehler? Das Prinzip hinter Kaizen
Das Kaizen Prinzip hat alles andere als mit Perfektionismus zu tun. Erfolg lebt von Fehlern, denn ohne sie, wissen wir nicht, wie wir es besser machen können.
Warum wir dennoch solche Angst haben, Fehler zu machen? Das basiert unter anderem auf der westlichen Assoziation des Wortes Fehler, welches negativ konnotiert ist. Häufig werden Fehler als unerwünschter Misserfolg betrachtet. Doch werfen wir beim „Fehler machen“ einen Blick auf morgen, übermorgen, nächste Woche: Ist der gemachte Fehler dann wirklich negativ, hat uns zurückgeworfen, oder doch eigentlich eher nach vorne gebracht?
Ein Fehler kann also der Beginn einer Optimierung sein. Vielleicht ist es an der Zeit, uns im Inneren eine positive „Fehlerkultur“ zu erschaffen. Denn Verbesserung ist alles andere als frei von Fehlern, sie lebt davon.
Selbstoptimierung, geht das auch ohne Druck?
Auch wenn Kaizen einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess darstellt, heißt es nicht, dass du tagtäglich nach Selbstoptimierung streben sollst. Nimm Möglichkeiten zur Verbesserung wahr und an. Bist du derzeit glücklich, wie es ist? Dann ist das völlig okay, in diesem Zustand zu verweilen.
Doch wir alle kennen auch die Sehnsucht nach Verbesserung des eigenen Ichs. Diesem Gefühl kannst du mit Kaizen nachgehen und die beste Version deiner selbst entdecken. Aber bitte ohne Perfektionismus, der häufig keinen Raum für Fehler lässt.
Kaizen: Die 5 goldenen Fragen zur Selbstoptimierung
Vielleicht fängt die Selbstoptimierung ja bei einer ungeliebten Angewohnheit an? Der Mensch ist und bleibt ein Gewohnheitstier. Gibt es da gegebenenfalls die ein oder andere Aneignung, die sich vielmehr als Laster erweist? Dann orientiere dich an folgenden Fragen:
1. Was ist das Problem?
2. Was ist die Ursache des Problems?
3. Was ist eine mögliche Lösung?
4. Wie lässt sich die Lösung langfristig umsetzen?
5. Bin ich happy und/oder gibt es weitere Ideen zur Selbstoptimierung und -verwirklichung?
5S-Methode, wie du deinen Alltag optimierst
Manchmal ist es aber keine Gewohnheit, die man loswerden oder durch eine bessere ersetzen möchte. Man kann auch grundlegend den Alltag optimieren. Dafür eignet sich die 5S-Methode, ebenfalls mit Ursprung in Japan. Diese fügt sich perfekt in das Kaizen Prinzip ein. Ihren Namen verdankt die Methode den fünf folgenden Schritten, die alle mit einem “S” anfangen: Seiri (Selektieren), Seiton (Systematisieren), Seiso (Säuberung), Seiketsu (Standardisieren) und Shitsuke (Selbstdisziplin).
1. Seiri, Selektieren
Minimalismus ist nicht ohne Grund ein Lebenskonzept des ein oder anderen Menschen. Wir leben in einer Konsumgesellschaft, was dazu führt, dass wir gern mal den Überblick über unseren Besitz verlieren. Ordnung, durch Selektieren und Sortieren hilft uns dabei, uns zu besinnen. Also entsorge alles Unnötige. Wenn du dabei unsicher bist, frage dich, wann du diesen Gegenstand das letzte Mal benutzt hast.
2. Seiton, Systematisieren
Natürlich kann nicht alles verbannt werden, hier kommt Seiton ins Spiel. Eine klare Ordnung in den eignen vier Wänden hilft dabei, den Alltag einfacher und effizienter zu gestalten. Gleichzeitig erspart es uns ein paar Nerven, die sonst bei verzweifelten Suchaktionen verloren gehen. Gib allem in deinen vier Wänden einen festen und sinnvollen Platz. Was zusammengehört, wird gemeinsam aufbewahrt. Gegenstände, die selten genutzt werden, können in Boxen verstaut werden. Und auch hier die Systematisierung nicht vergessen und die Boxen beschriften.
3. Seiso, Saubermachen
Zur 5S-Methode gehört auch Saubermachen, was die Säuberung des Eigenheims sowie die Instandsetzung von kaputten Dingen beinhaltet. Insbesondere Schritt eins bis drei sind eng miteinander verbunden und ergänzen sich.
4. Seikets, Standardisieren
Doch die 5S-Methode geht über die äußere Ordnung hinaus. Hier kommt wieder die Gewohnheit ins Spiel, die natürlich auch positiv sein kann. Ein Alltag mit festen Strukturen gibt Halt; etablierte Rituale können zur innerlichen Selbstoptimierung beitragen. Manchmal ist es sinnvoll, Routineabläufe zu durchdenken und gegebenenfalls Schritt für Schritt zu verbessern.
5. Shitsuke, Selbstdisziplin
Neue Routinen und Gewohnheiten zu etablieren, dauert rund einen Monat. Es heißt also, dranbleiben; auch was die Ordnung in den eigenen vier Wänden betrifft. Hast du im Inneren abgespeichert, wo du was findest, benötigst du nur noch wenige Handgriffe im Alltag. Die optimierte Umgebung und die Abläufe unterstützen dich dabei, produktiv und klar den Tag zu bestreiten. So trägt die 5S-Methode neben der Optimierung des eigenen Lebens ebenfalls zur positiveren Stimmung bei und lässt dich abends besser einschlafen.
Kaizen, eine Philosophie mit Wurzeln in der japanischen Automobilbranche
Viele japanische Lebensphilosophien sind Jahrtausende alt, bei Kaizen ist es anders. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wird die Philosophie publik, allerdings nicht als Methode zur Selbstoptimierung, sondern als Verbesserungsprozess für Unternehmen. Den Anfang macht der japanische Autohersteller Toyota. Mit der systematischen Managementmethode möchte das Unternehmen weltweiten Erfolg. Den Durchbruch für Kaizen auf der ganzen Welt bringt knapp vierzig Jahre später der japanische Organisationstheoretiker und Unternehmensberater Masaaki Imai mit seinem Buch „Kaizen: Der Schlüssel zum Erfolg der Japaner im Wettbewerb“.
Heute gilt das Kaizen Prinzip als Managementbestandteil vieler Unternehmen. Und auch zur Selbstoptimierung wird Kaizen inklusive passender Methoden immer wieder genutzt. Schließlich möchten wir alle erfolgreich sein, wie auch immer das individuell aussehen mag.
Autorin dieses Artikels ist Judith Püschner.