Kann ein Psychologe mich krankschreiben, wenn ich aufgrund psychischer Probleme nicht arbeiten kann? Eine Frage, die mich sehr lange beschäftigt hat und die immer noch für viel Verwirrung sorgt. Wir verraten dir, wer dir wirklich eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen darf.
Unsere Autorin Anna Chiara setzt sich ehrenamtlich als Erfahrungsexpertin für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein und klärt über Themen rund um mentale Gesundheit und Resilienz auf.
Kann ein Psychologe krankschreiben?
Psychologen sind keine Mediziner
Psychologen und Psychologinnen haben die Expertise, wenn es um die menschliche Psyche geht. Sie helfen dir, tiefere Probleme zu erkennen, sie zu bewältigen und wieder in deine innere Balance zu kommen. Quasi wie ein Arzt oder eine Ärztin für die Seele. Doch der entscheidende Punkt ist: Ein Psychologe ist in der Regel kein Mediziner.
Psychologe vs. Psychiater – kleiner, aber feiner Unterschied
Das Missverständnis entsteht oft, weil die Begriffe Psychologe und Psychiater gerne durcheinander geworfen werden. Ein Psychologe oder eine Psychologin hat Psychologie studiert. Ein Psychiater/eine Psychiaterin hingegen ist ein Arzt oder eine Ärztin, der/die zusätzlich zur psychologischen Behandlung Medikamente verschreiben und auch Krankschreibungen ausstellen darf.
Mehr erfahren: Psychologe, Therapeut, Psychiater – so unterscheiden sie sich
Warum ist diese Unterscheidung wichtig?
Psychische Gesundheit wird immer ernster genommen, und das ist auch gut so. Doch gerade bei der Frage, ob eine Psychologin oder ein Psychologe krankschreiben kann, herrscht noch viel Verwirrung. Wenn du unter Stress, Depressionen oder Angstzuständen leidest, ist es wichtig zu wissen, an wen du dich wenden musst, um die richtige Unterstützung zu bekommen.
Auch wenn ein Psychologe keine Krankschreibung ausstellen darf, spielt er eine entscheidende Rolle bei der Behandlung psychischer Erkrankungen. In Zusammenarbeit mit deinem Hausarzt oder Psychiater kann er Therapien vorschlagen, die dir helfen, wieder fit für den Alltag zu werden. Dein Arzt kann die psychische Belastung einschätzen und dich entsprechend krankmelden.
Kann ein Psychologe krankschreiben?
Im Gegensatz zu einem Psychiater oder einer Psychiaterin ist ein Psychologe bzw. eine Psychologin nicht befugt, dich krankzuschreiben. Der Grund: Eine Arbeitsunfähigkeit muss von einem Mediziner/einer Medizinerin fest- und ausgestellt werden, so der Focus. Darüber hinaus haben Psycholog:innen zwar Kenntnisse über die menschliche Psyche, jedoch keine Erlaubnis, Menschen medizinisch zu behandeln.
Erst mit einer therapeutischen Ausbildung dürfen Psycholog:innen als Psychotherapeuten oder Psychotherapeutinnen Patient:innen therapieren. Sie stellen Diagnosen, führen Behandlungen durch und schreiben gegebenenfalls Überweisungen. Dürfen sie dann auch Krankschreibungen ausstellen?
Die ernüchternde Antwort: nein. Auch Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen dürfen keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen. Dies bleibt ebenfalls Ärzten und Ärztinnen vorbehalten.
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BPtK fordert neue Regelungen
Da psychische Erkrankungen oft langwierige Genesungsprozesse mit sich bringen und die Betroffenen enorm belasten, wäre es eine große Entlastung, wenn auch Psychologinnen und Psychologen ihre Patient:innen krankschreiben dürften.
Laut der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) sollte die Regelung bei Arbeitsunfähigkeit für die Zukunft überdacht werden. Zahlreiche Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen fordern bereits eine Befugnis zur Krankschreibung.
Fazit: Kann ein Psychologe krankschreiben?
Die Krankschreibung ist in Deutschland ausschließlich Ärzten/Ärztinnen vorbehalten. Das bedeutet, dass ein Psychologe oder eine Psychologin, der oder die kein Medizinstudium absolviert hat, dich nicht krankschreiben kann. Dafür musst du entweder zu einem Psychiater/einer Psychiaterin oder zum Hausarzt/zur Hausärztin gehen.