Hand auf’s Herz: Verurteilst du Leute manchmal nach ihrem Vornamen, ohne sie besser zu kennen? Dann erkläre ich dir, was dahinter steckt. Hast du schon von Kevinismus oder Chantalismus gehört? Sie beschreiben eine Art von Vorurteil, bei dem du Menschen aufgrund ihres Vornamens negativ bewertest. Welche Vornamen oft mit diesen Vorurteilen behaftet sind und welche für Erfolg stehen, erfährst du hier.
Kevinismus: Was steckt dahinter?
Diskriminierung aufgrund von Vornamen beginnt schon in der Grundschule
Waren deine Eltern bei deiner Geburt besonders kreativ sein und haben sich für dich einen speziellen Namen ausgesucht? Mit etwas Pech haben sie dir den Vornamen Popo, Ikea, Smudo oder vielleicht sogar Adolf gegeben. Wieso dieser Name tatsächlich weiterhin vom Standesamt erlaubt ist, kannst du hier nachlesen.
So schlimm die Liste der erlaubten Namen für Neugeborene ist, besonders hart trifft es laut Studien Menschen mit Vornamen wie Kevin oder Mandy. Wir neigen dazu, Menschen mit diesen Namen oft in eine Schublade zu stecken. Vorurteile basieren auf Stereotypen und können zu Diskriminierung führen, besonders in Bildung und Beruf. Der Begriff Kevinismus verdeutlicht, wie Vorurteile und Klischees unseren Umgang mit anderen beeinflussen können.
Psychologen der TU Chemnitz hatten schon in ihrer Studie 2006 herausgefunden, dass wir aus einem Vornamen das Alter, die Attraktivität und die Intelligenz einer Person ableiten. Unter der Leitung von Professor Udo Rudolph wurden Assoziationen mit Vornamen untersucht. „Hören wir einen Vornamen, so schlussfolgern wir daraus das Alter der betreffenden Person und darüber letztlich auch deren Attraktivität und Intelligenz“, folgerten die Psychologen der TU Chemnitz.
Die Ergebnisse machten dabei deutlich, dass Menschen vor allem mit modernen Namen wie „Laura“ oder „Leon“ als jünger wahrgenommen wurden als solche mit altmodischen Namen. Auch jünger klingende Namen wurde mit höherer Attraktivität und Intelligenz in Verbindung gebracht.
Welche Vornamen im Ausland verboten sind, erfährst du hier.
Namen, die gut ankamen bei Lehrkräften
Eine Studie von Prof. Dr. Astrid Kaiser und Julia Kube an der Universität Oldenburg untersuchte 2009 die Bildungschancen anhand von Vornamen. Die kurzen Fakten dazu:
- 2.000 Grundschullehrer:innen wurden zu dem Thema befragt, Auswertung von 500 Fragebögen.
- Lehrer:innen haben Vorurteile und Vorannahmen über Fähigkeiten und Verhalten je nach Vornamen.
- Namen wie Charlotte, Sophie, Alexander, Charlotte, Marie, Hannah, Maximilian, Simon, Lukas und auch Jakob erschienen in den Augen vieler Lehrer freundlicher, leistungsstärker und verhaltensunauffällig.
- Einseitige Erwartungshaltungen könnten Schüler:innen benachteiligen.
- Studienleitung Astrid Kaiser betonte dabei, dass Sensibilisierung von Pädagogen für Vorurteile, vorurteilsbewusste Erziehung wichtig sei.
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Bei diesen Vornamen haben wir Vorurteile
Kevin
Der Name wurde mit niedrigerem sozialen Status und schlechteren schulischen Leistungen in Verbindung gebracht.
Justin
Ähnlich wie Kevin wurde auch dieser Name mit einer negativen Einschätzung der Bildungschancen und dem sozialen Umfeld verbunden.
Mandy
Der Name wurde als Indikator für geringere schulische Leistungen und problematisches Verhalten gesehen.
Chantal
Dieser Name wurde ebenfalls mit negativen Stereotypen assoziiert, die auf geringere Bildungschancen und eine problematische soziale Herkunft hindeuten.
Marvin
Der Name wird oft als asozial und gewalttätig assoziiert
Diskussion um „Alpha-Kevin“ als Jugendwort 2015
Die Wahl des Ausdrucks „Alpha-Kevin“ als Jugendwort des Jahres 2015 durch den Langenscheidt Verlag führte damals zu einigen Diskussionen und Kontroversen. Der Grund dafür liegt in der Bedeutung des Begriffs, der „der Dümmste unter den Dummen“ bedeutet, wobei man „Kevin“ als Vorname für die Beschreibung verwendet.
Die Kontroverse entstand, weil man den Ausdruck als diskriminierend gegenüber Menschen mit dem Vornamen „Kevin“ empfindet. Es wurde argumentiert, dass dies zu Stereotypen und Vorurteilen gegenüber Menschen mit diesem Namen führen könnte.
Einige Kritiker äußerten Bedenken, dass die Wahl dieses speziellen Ausdrucks als Jugendwort des Jahres solche Stereotypen legitimieren und verstärken könnte. Sie betonten, dass Sprache eine mächtige Wirkung auf die Wahrnehmung und das Verhalten der Menschen haben kann und dass solche Ausdrücke die Stigmatisierung bestimmter Gruppen fördern könnten.
Der Langenscheidt Verlag und andere Befürworter der Wahl könnten argumentieren, dass das Wort lediglich eine humorvolle und unbeschwerte Darstellung der Jugendsprache darstellt und nicht ernst genommen werden sollte. Ein klassischer Fall von Kevinismus.