Ein bisschen perfektionistisch sind wir vermutlich alle. Doch Perfektionismus ist nicht immer gesund und kann ab einem bestimmten Punkt sogar krankhaft werden. In diesem Artikel erklären wir dir, an welchen Symptomen du krankhaften Perfektionismus erkennst.
Was ist Perfektionismus?
Mit Perfektionismus ist das Streben nach Perfektion gemeint, also nach Vollkommenheit und Fehlerlosigkeit. Menschen, die perfektionistisch sind, legen ein hohes Maß an Engagement und Motivation an den Tag und zeigen eine starke Leistungsorierentierung. Das macht sich dann in allen Lebensbereichen bemerkbar, vor allem im Beruf.
Dabei unterscheidet man zwischen zwei Formen des Perfektionismus:
- Funktionaler Perfektionismus umfasst Eigenschaften, die sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben vorteilhaft sind und bei der Bewältigung von anspruchsvollen Aufgaben helfen, wie eine hohe Leistungsbereitschaft und Engagement. Wenn das Ergebnis nicht In vollem Maße ihren Erwartungen entspricht, können Menschen mit funktionalem Perfektionismus es akzeptieren.
- Krankhafter Perfektionismus geht mit starken Symptomen einher und charakterisiert sich durch die Besorgnis, die gesetzten Ziele nicht zu erreichen. Betroffene definieren sich selbst über ihre Leistung und haben meist ein geringes Selbstwertgefühl – einen Fehler zu machen, bedeutet für sie, nicht liebenswert zu sein. Durch überdurchschnittliche Leistungen versuchen sie Anerkennung von außen zu bekommen, da sie denken, dass ihr Umfeld genau so hohe Erwartungen an sie stellt wie sie selbst. Betroffene betreiben die größten Anstrengungen, um ein Scheitern zu vermeiden, was hohen inneren Druck und Stress verursacht.
An diesen Symptomen erkennst du krankhaften Perfektionismus
Es gibt demzufolge einige Symptome, an denen du einen krankhaften Perfektionismus erkennen kannst. Denn die Besorgnisse Ziele nicht zu erreichen, äußern sich durch verschiedenes Verhalten oder bestimmte Situationen.
1. Versagensangst
Krankhafter Perfektionismus geht mit vielen Ängsten Hand in Hand. Zum Beispiel der Angst nicht gut genug zu sein, den Erwartungen nicht zu entsprechen oder von anderen nicht wertgeschätzt zu werden. Ihnen allen liegt die Angst vor dem Versagen zugrunde. Wer vor wichtigen Prüfungen, Vorstellungsgesprächen oder Präsentationen von Gedanken über ein mögliches Scheitern gequält wird, zeigt Symptome eines krankhaften Perfektionismus. Die Versagensangst kann dazu führen, dass Herausforderungen gar nicht mehr angegangen werden.
Dabei gehen die Symptome auch oft einher mit dem Imposter Syndrom.
2. Prokrastination
Es gibt zwei verschiedene Arten, wie Betroffene auf perfektionistische Gedanken reagieren: entweder aktiv oder passiv. Dazu unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Perfektionismus. Letzterer äußert sich oftmals durch Prokrastination, die eigentlich im Widerspruch zum Leistungsgedanken steht. Die Versagensangst ist irgendwann so groß, dass sie das Handeln blockiert.
Aufgaben, werden so immer wieder aufgeschoben. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich zu versagen oder ein schlechtes Ergebnis zu erzielen.
3. Körperliche Beschwerden
Menschen mit dysfunktionalem Perfektionismus haben die höchsten Erwartungen an sich selbst und denken zeitgleich, dass auch ihr Umfeld das von ihnen erwartet. Daraus entsteht das Bedürfnis, bloß keinen Fehler zu machen. Die Folge: enormer psychischer Stress. Der Körper wird immer wieder mit Stresshormonen überflutet, was verschiedenste Beschwerden verursacht.
Zu den typischen körperlichen Symptomen des krankhaften Perfektionismus gehören demnach Magen-Darm-Probleme, Verspannungen und Kopfschmerzen. Chronischer Stress kann darüber hinaus Konzentrationsschwierigkeiten und Leistungseinbußen zur Folge haben. Auf lange Sicht hin erodiert somit das Streben nach obsessiver Perfektion gerade das, was die Voraussetzung zur Erreichung hochgesteckter Ziele ist: die Leistungsfähigkeit.
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4. Schlafstörungen
Menschen mit krankhaftem Perfektionismus leiden außerdem unter Gedankenspiralen. Betroffene steigern sich besonders nachts in ihre Gedanken hinein und finden keinen Schlaf. So berichten sie von einer verminderten Schlafqualität, die durch die psychische Belastung bedingt ist.
5. Burnout
Der Gegensatz zu passivem Perfektionismus ist der aktive Perfektionismus. Dabei motiviert die Angst, dazu zu handeln und sich noch mehr anzustrengen. Zwar kann sich eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft besonders im beruflichen Kontext auszahlen. Allerdings birgt aktiver Perfektionismus das Risiko, sich zu verausgaben, was auf Dauer in ein Burnout münden kann.
6. Depression
Auch kann es bei einem krankhaften Perfektionismus zu weiteren Symptomen wie einer Depression kommen. Ein vermindertes Selbstwertgefühl spielt hierbei eine große Rolle: Je geringer es ist, desto stärker ist der Perfektionismus ausgeprägt und desto höher ist das Risiko für eine depressive Verstimmung. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein und Perfektion niemals erreichen zu können, hat negative Auswirkungen auf unsere Seele.
Krankhafter Perfektionismus: Was tun?
Wenn der Perfektionismus die Kontrolle übernimmt, ist es laut Expert:innen wichtig die eigenen Grenzen nicht aus den Augen zu verlieren. So solltest du dir klarmachen, dass eine gewisse Fail-Kultur normal ist und Fehler bei jedem Menschen zum Leben dazugehören. Auch Strategien für mehr Gelassenheit und Achtsamkeit sowie eine Stärkung des Selbstwertgefühls sind von Vorteil. Such dir dazu auch gern Hilfe von außen, beispielsweise von Therpeut:innen oder im Gespräch mit Freund:innen. Bewusste Pausen können ebenfalls helfen. So kannst du deinen Perfektionismus nach und nach ablegen.