Wer krank ist, kann nicht arbeiten. Dennoch schleppen wir uns mit einer Erkältung ins Büro oder zögern den Arztbesuch so lange wie möglich heraus. Denn mit einer Krankschreibung kommen auch die Gewissensbisse. Bin ich überhaupt krank genug? Ich kann doch mein Team nicht hängen lassen! Wer noch immer ein schlechtes Gewissen hat, sich krankschreiben zu lassen, sollte jetzt unbedingt weiterlesen.
Unsere Autorin Anna Chiara setzt sich ehrenamtlich als Erfahrungsexpertin für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein und klärt über Themen rund um mentale Gesundheit und Resilienz auf.
Schlechtes Gewissen bei Krankschreibung: Gründe und Tipps
Studie: Frauen sind häufiger betroffen als Männer
Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse hat jede:r Zweite schon einmal trotz Krankheit gearbeitet. Davon seien Frauen häufiger betroffen als Männer. Wenn du auch dazu tendierst, dich halb fit zur Arbeit zu schleppen, rufe dir ins Gedächtnis: Krank zu arbeiten, verlängert womöglich deine Genesung. Die Folge: Du könntest noch länger ausfallen.
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Zudem könnte es passieren, dass du Mitarbeitende ansteckst oder du dich nicht richtig konzentrieren kannst. Fehler schleichen sich ein, wodurch deine Arbeitsleistung leidet und du noch frustrierter nach Hause gehst, als ohnehin schon. Also: Krankschreibung holen, im Bett bleiben und das schlechte Gewissen ausschalten. Wir zeigen dir, wie’s geht!
Merke: Ein schlechtes Gewissen wegen einer Krankschreibung zu haben, hilft weder dir beim Gesundwerden noch deinem Team.
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Trotz Krankschreibung: Warum habe ich ein schlechtes Gewissen?
Viele Menschen haben ein schlechtes Gewissen, sich krankschreiben zu lassen. Doch woher kommt das?
Hohes Pflichtbewusstsein
Das schlechte Gewissen, das viele Menschen bei einer Krankmeldung haben, rührt womöglich von einem starken, kulturell geprägten Pflichtbewusstsein. Es wird erwartet, dass wir uns durchbeißen und nicht „schwächeln“. Diese Erwartungshaltung führt dazu, dass sich viele schuldig fühlen, wenn sie das Team oder den Betrieb „im Stich lassen“. Steht ein wichtiges Meeting an oder hoher Besuch? Dann ertappst du dich sicher bei dem Gedanken: Ich darf jetzt nicht krank werden. Doch, das darfst du.
Die Gerüchteküche
Hinzu kommt die Angst, als faul, unzuverlässig oder wenig belastbar wahrgenommen zu werden. Vor allem dann, wenn wir gerade einen neuen Job angefangen haben. Büro-Tratsch und negative Gerüchte wollen wir um jeden Preis vermeiden und stellen dies sogar über diese eigene Gesundheit. Lass die Gerüchteküche brodeln und koche dir lieber zu Hause ein Hühnersüppchen, um schnell gesund zu werden.
Häufig denken wir, der/die Arbeitgeber:in könnte uns nicht glauben, dass wir wirklich krank sind und uns unterstellen, blau zu machen. Allerdings bist du nicht absichtlich krank geworden, weshalb dir solche Unterstellungen absolut egal sein können. Solange du ein ärztliches Attest hast, hat alles seine Richtigkeit.
Bin ich überhaupt krank genug?
Nur ein kleiner Schnupfen, das ist morgen wieder vorbei. Ach, ich nehme eine Ibuprofen und dann geht das schon. Viele Arbeitnehmer:innen neigen dazu, ihre Beschwerden zu bagatellisieren. Die Unsicherheit, ob die Erkrankung tatsächlich „schlimm genug“ ist, um eine Krankmeldung zu rechtfertigen, löst direkt ein schlechtes Gewissen aus. Tipp: Überlass diese Entscheidung deinem Arzt oder deiner Ärztin.
Fazit und 3 langfristige Tipps
Ein schlechtes Gewissen zu haben, sich krankschreiben zu lassen, ist an sich nichts Schlimmes. Immerhin zeigt es, dass du deine Arbeit schätzt und dir Gedanken um deine Kolleg:innen machst. Was du jedoch viel mehr schätzen solltest, ist deine Gesundheit. Sie sollte immer an erster Stelle stehen. Das klappt natürlich nicht von heute auf morgen. Diese Tipps helfen dir dabei, das schlechte Gewissen beim Krankmelden in den Griff zu bekommen!
- Sprich dir das Recht zu, krank zu sein: Niemand ist unersetzlich, und es ist völlig normal, sich mal krankzumelden. Denke daran, dass es dir zusteht, dich zu erholen.
- Schlechtes Gewissen annehmen, aber nicht dominieren lassen: Es ist okay, ein gewisses Unbehagen zu verspüren. Lass dieses Gefühl jedoch nicht deine Entscheidung beeinflussen.
- Strukturieren und klar kommunizieren: Wenn du dir Sorgen um deine Arbeit machst, kannst du deinem Team mitteilen, was noch ansteht und welche Aufgaben übernommen werden sollten. So zeigst du, dass du verantwortungsbewusst handelst.