Kunst ist ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens. Sie unterhält, inspiriert – und kann sogar dabei helfen, mental stärker zu werden.
Timo Kuilder stellt sich mit seiner Kunst der Vergangenheit
Der Amsterdamer Illustrator Timo Kuilder weiß, wie therapeutisch künstlerische Arbeit wirken kann. Er ist mit einem Bipolaren Vater aufgewachsen und verarbeitet seine Erfahrungen in seiner Kunst. „Ich habe realisiert: Ich spreche nicht gern über meine Ängste – ich zeichne sie lieber“, sagt Timo im Interview mit kronendach. „Das ist der Weg für mich, damit umzugehen. Es funktioniert übrigens auch andersherum: Was ich fühle, das verraten mir manchmal auch meine Zeichnungen. Denn in ihnen kehre ich mein Innerstes nach außen. Insofern trägt meine Arbeit als Illustrator zu meiner mentalen Heilung bei.“
Der persönliche Stil des in Amsterdam lebenden Illustrators ist gekennzeichnet durch unkomplizierte Farbpaletten, eine klare Linienführung und reduzierte Charaktere. Heute zählen weltweit tätige Unternehmen wie Google, Firefox, Twitter und Slack sowie internationale Magazine und Zeitungen wie Vogue, New York Times, The New Yorker und The Gurdian zu den Kunden des 37-jährigen. Einblicke in sein Portfolio gibt der Designer, der unter dem Künstlernamen Zwarte Koffie (zu Deutsch: schwarzer Kaffee) arbeitet, auch auf zwartekoffie.com. Seiner Erfahrung nach kann Kunsttherapie auch mentalen Problemen vorbeugen: „Die absolute Fokussierung auf das Zeichnen kommt einem meditativen Zustand sehr nahe. Wenn ich in einen Flow gerate, verschwindet die Welt um mich herum. Dann sind alle To-do-Listen, Klient:innen, Deadlines und Gemüseeinkäufe ganz weit weg. Ich bin im Moment – und endlich ganz bei mir“, sagt Timo.
Kunsttherapie zuhause für mehr mentale Fitness
Timo Kluider’s Geschichte zeigt: Die Konzentration auf eine künstlerische Arbeit wirkt beruhigend, geradezu meditativ. Wir gönnen unseren Gedanken und negativen Gefühlen eine Pause und können uns entspannen. Der Spiegel des Stresshormons Cortisol wird gesenkt. Außerdem kann Kunst für viele Menschen ein Weg sein, sich selbst kennenzulernen. Das Schaffen von Kunstwerken dient als Selbstentdeckungsreise, da oft unbewusste Gedanken und Emotionen an die Oberfläche gespült werden. Deshalb lohnt es sich, Zeit einzuräumen für künstlerisches Arbeiten und genau wie Timo Kluider deine ganz persönliche Kunsttherapie zu starten. Was du immer und überall machen kannst, ist intuitives Malen. Dabei nimmst du einen Stift und ein Papier und malst drauflos.
Du brauchst keine Skizze, keinen Plan, lass deinem kreativen Prozess einfach freien Lauf. Wenn du möchtest, kannst du dabei auch die Augen schließen. Diese kunsttherapeutische Übung hilft dir dabei, die Gedanken abzustellen, ganz im Jetzt zu sein und zur Ruhe zu kommen. Schau dir an, was du gemalt hast – was vor dir liegt, sind deine inneren Bilder. Sie geben dir Aufschluss darüber, was in dir vor geht und was du gerade mit dir herumträgst. Oder du fragst dich ganz gezielt, was heute deine Grundstimmung ist. Bist du gestresst, glücklich, melancholisch? Bringe dieses Gefühl auf ein Blatt Papier. Diese Übung kannst du täglich oder wöchentlich wiederholen und damit eine Art Kalender deiner Emotionen anfertigen. Diese kreativen Übungen helfen dir dabei, deine mentale Fitness zu trainieren und dein Wohlbefinden zu steigern.
Welche Vorteile bietet Kunst in der Therapie von Krankheiten?
Kunst findet längst auch in der professionellen Behandlung psychischer Krankheiten Anwendung. Im Rahmen einer angeleiteten Kunsttherapie lernen Patientinnen und Patienten wie sie mit Pinsel und Papier ihren Ängste begegnen können. Kreatives Arbeiten hilft bei der Bewältigung von Traumata, wie Studien über die positiven Auswirkungen von Kunst auf die mentale Gesundheit belegen.
Mithilfe von Kunst können Patientinnen und Patienten sich in einem sicheren und kontrollierten Umfeld mit Erfahrungen auseinandersetzen, ein besseres Verständnis für ihre Gefühle und Gedanken entwickeln. Künstlerisches Arbeiten kann als Ventil dienen, durch das innere Konflikte und Ängste Ausdruck nach außen finden – auf nonverbalem Wege. Kunsttherapie kann im wahrsten Sinne des Wortes einen Ausweg eröffnen. Denn bei seelischen Verletzungen fällt es Patientinnen und Patienten in der Therapie oft schwer, das Erlebte in Worte zu fassen und sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen. Ob Malen, Bildhauern, oder Zeichnen: Die kreative Tätigkeit hilft, unterdrückte Emotionen zu verarbeiten.
Autorin dieses Artikels ist Katrin Brahner.