Wer einen Narzissten im Umfeld hat, der weiß: Betroffene sind sich ihrer Persönlichkeitsstörung nicht bewusst. Daher stellt sich für viele die Frage: Kann man Narzissmus heilen? Wo setzt die Psychotherapie an und kann sie tatsächlich erfolgreich sein? Wir haben uns schlau gemacht.

Unsere Autorin Anna Chiara setzt sich ehrenamtlich als Erfahrungsexpertin für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein und klärt über Themen rund um mentale Gesundheit und Resilienz auf.

Was ist Narzissmus?

Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung, die durch ein überhöhtes Selbstbild, mangelndes Einfühlungsvermögen und ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung charakterisiert ist. Personen mit narzisstischen Zügen zeigen oft arrogantes Verhalten und eine übertriebene Selbstwichtigkeit.

Sie können Schwierigkeiten haben, mit Kritik umzugehen und neigen dazu, Beziehungen zu dominieren. Ihr Selbstwertgefühl scheint hoch, ist aber oft fragil und abhängig von der Anerkennung anderer. In extremen Fällen kann das zu manipulativem und ausbeuterischem Verhalten führen, weshalb es von großem Interesse ist, Narzissmus zu heilen.

Persönlichkeitsstörungen sind in der Bevölkerung weit verbreitet – allerdings werden sie nur selten als solche diagnostiziert. Die Neurologen und Psychiater im Netz zitieren eine Studie, laut der insgesamt 9,4 % der Deutschen von einer Persönlichkeitsstörung betroffen sind. Narzissmus tritt dabei bei etwa 0,4 % auf. Ein auf den ersten Blick geringer Anteil, der jedoch schwer zu therapieren ist.

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Warum ist so schwer, Narzissmus zu heilen?

Wer sich mit der narzisstischen Persönlichkeitsstörung tiefer auseinandersetzt, wird feststellen: Narzissten sehen sich selbst nicht als Narzissten. Sie sind der festen Überzeugung, alles richtigzumachen und halten alle anderen für Idioten – auch Psychiater:innen oder Therapeut:innen.

Das macht es schwierig, Betroffene zu einer entsprechenden Therapie zu bewegen. Nur selten lassen sie sich professionell helfen, wenn weitere Begleiterkrankungen auftauchen, die ihnen den Alltag erschweren oder es zu einer privaten Lebenskrise kommt.

Hinzu kommt, dass es zur therapeutischen Maßnahme gehört, die Patient:innen auf Augenhöhe zu behandeln. Da sich narzisstische Menschen jedoch als erhabener und dominanter wahrnehmen, versuchen sie ihr Gegenüber abzuwerten und zu unterwerfen.

Selbst wenn sich ein narzisstischer Mensch behandeln lassen möchte, könnte er daher auf Ablehnung stoßen. Einige Therapeut:innen möchten aufgrund des geringen Behandlungserfolges keine Narzissten behandeln.

Des Weiteren gehen Fachleute davon aus, dass sich eine Persönlichkeitsstörung im Allgemeinen und Narzissmus im Besonderen nicht heilen lässt, da man die Persönlichkeit nicht von Grund auf verändern kann.

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Wann eine Therapie funktionieren kann

Narzissmus zu heilen, ist demnach nicht möglich. Allerdings sei das Ziel der Therapie vielmehr, die Symptome zu reduzieren, sodass sich das Leid der Betroffenen und ihres Umfeldes verringert. Dazu muss der Narzisst sein Verhalten erst einmal selbst verstehen und als problematisch anerkennen.

In der Therapie lernt er dann, seine narzisstischen Verhaltensweisen zu kontrollieren und arbeitet aktiv an der Selbstwahrnehmung. Um diesen Zustand zu erreichen, bedarf es jedoch oft jahrelanger Therapie.

„Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung wird in erster Linie mit Psychotherapie behandelt. Bei begleitenden Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen können zusätzlich auch Medikamente eingesetzt werden“, schildert Prof. Sabine Herpertz von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) bei Neurologen und Psychiater im Netz.

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Fazit: Narzissmus kann man nicht heilen

Eine vollständige Heilung wird in den meisten Fällen ausgeschlossen. Auch für alternative Heilmethode sieht die Wissenschaft derzeit noch keine Erfolge. Narzissmus lässt sich also nicht heilen, sondern nur in seiner Ausprägung abschwächen. Doch ist es möglich, dem vorzubeugen oder ist Narzissmus vererbbar?