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Papa macht den Plan: So verhält sich ein Narzisst als Vater

Du hast Beziehungsprobleme und leidest unter Verlustangst? Möglich, dass du unter einem narzisstischen Vater aufgewachsen bist.

Narzisst als Vater haut auf den Tisch und redet auf Tochter ein
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Als Mutter oder Vater will man über Missbrauch nicht nachdenken. Weil es zu sehr schmerzt. Doch es ist wichtig, dass jedes Kind weiß, wie es sich selbst helfen kann.

Narzissmus wird als extreme Selbstverliebtheit und Selbstzentriertheit definiert. Narzissten halten sich für überlegen und werten andere ab, um sich selbst zu erhöhen. Sie setzen ihre Bedürfnisse über die anderer – sogar über die seiner Familie. Ein narzisstischer Vater überträgt diese Eigenschaften auf die Erziehung seiner Kinder, sieht sich selbst als das Maß aller Dinge und manipuliert alle Familienmitglieder rücksichtslos. Dass sie einen Narzisst als Vater hatten und wie sehr sie darunter gelitten haben, erkennen Betroffene oft erst im Erwachsenenalter.

Anna Chiara schreibt aus Erfahrung.
Foto: privat

Unsere Autorin Anna Chiara setzt sich ehrenamtlich als Erfahrungsexpertin für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein und klärt über Themen rund um mentale Gesundheit und Resilienz auf.

Wie verhält sich ein Narzisst als Vater?

Ein Narzisst als Vater kann eine ziemliche Herausforderung für alle Familienmitglieder sein. In der Regel muss es immer nach Papas Plan gehen! Wenn es nicht so läuft, wie er sich das wünscht, wird es meist sehr ungemütlich für alle.

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Narzisstische Väter wollen ihre Kinder klein halten. Foto: Getty Images / MoMo Productions

Er strebt nach Bewunderung

Er braucht ständig Aufmerksamkeit und Bestätigung. Das bedeutet, dass er oft nicht wirklich auf die Bedürfnisse seiner Kinder eingeht. Er könnte erwarten, dass seine Kinder ihn bewundern oder sogar seinen Erwartungen entsprechen, um sein eigenes Selbstbild zu stärken. Das kann dazu führen, dass die Kinder sich vernachlässigt fühlen oder denken, sie seien nicht wichtig.

Er kontrolliert alles

Besonders, wenn der narzisstische Vater denkt, seine Kinder seien nicht gut genug, wird er sehr streng und kritisierend. Darüber hinaus kann er auch übermäßig involviert und kontrollierend sein, wenn er versucht, sein Kind nach seinem eigenen Bild zu formen. Viele Kinder leiden unter dieser extremen Kontrollsucht. Papa bestimmt die Hobbies, die Freundschaften und am Ende auch die angemessene Berufswahl.

Er macht keine Fehler

Abgesehen davon, dass sich Narzissten sowieso allen überlegen fühlen, sind sie auch unfähig, sich Fehler oder Schuld einzugestehen. In ihren Augen machen sie nichts falsch und zeigen auch keine Schwäche. Geht etwas schief, sind alle anderen dafür verantwortlich. Narzisstische Väter geben die Schuld in vielen Fällen ihren Kindern.

Er hat kein Mitgefühl

Hast du einen Narzisst als Vater, wird Empathie für ihn ein Fremdwort sein. Es ist schier unmöglich für ihn, Mitgefühl zu zeigen und sich in anderen Menschen hineinzuversetzen. Der Grund: Die Emotionen der anderen interessieren ihn schlichtweg nicht. Warum du lachst oder weinst, ist ihm also egal. Deine eigenen Gefühle stellt er oft über das Wohl seiner Kinder – ob bewusst oder unbewusst.

Hinweis: Natürlich ist jeder Fall anders, und nicht jeder Narzisst verhält sich gleich. Die genannten Anzeichen geben lediglich einen allgemeinen Überblick. Jede Persönlichkeitsstörung ist unterschiedlich stark ausgeprägt, weshalb sie individuell betrachtet werden sollte.

Auswirkungen und Spätfolgen narzisstischer Väter

Im Großen und Ganzen ist es für viele Kinder sehr schwer, mit einem Narzisst als Vater aufzuwachsen. Bereits in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter werden sie mit den Spätfolgen konfrontiert. Diese hängen natürlich von vielen Faktoren ab, wie der Persönlichkeit des Kindes, der familiären Umgebung und anderen unterstützenden Beziehungen, weiß das Ratgeberportal familie.de.

Geringes Selbstwertgefühl: Betroffenen Kinder fühlen sich oft nicht gut genug. Sie könnten denken, dass sie nur dann Wert haben, wenn sie den Erwartungen ihres Vaters entsprechen.

Beziehungsprobleme: Sie lernen vielleicht nicht, wie gesunde Beziehungen aussehen, weil ihr Vater ihnen kein gutes Beispiel gegeben hat. Dadurch können sie in ihren eigenen Beziehungen stark nach Anerkennung suchen.

Angst vor Zurückweisung: Da der Narzisst als Vater kritisch und fordernd ist, können Kinder eine tiefe Angst vor Zurückweisung entwickeln. Sie könnten alles tun, um Anerkennung zu bekommen, und Schwierigkeiten haben, Kritik zu verarbeiten.

Probleme mit Autorität: Einige Kinder könnten Probleme damit haben, Autorität zu respektieren oder sich anzupassen, besonders wenn sie negative Erfahrungen mit der autoritären Haltung ihres Vaters gemacht haben.

Wiederholung von Mustern: Es besteht die Gefahr, dass sie unbewusst die Verhaltensweisen ihres Vaters in ihren eigenen Beziehungen wiederholen, besonders in Eltern-Kind-Beziehungen.

Psychische Probleme: Langfristig können auch Depressionen, Angststörungen oder andere psychische Probleme auftreten.

Wenn dein Vater ein Narzisst war, könntest du sogar dein Leben lang unter den Auswirkungen leiden. Nicht jedes Kind erlebt die gleichen Folgen. In der Regel gibt es therapeutische Wege, die Herausforderungen des narzisstischen Vaters zu verarbeiten und zu überwinden.

Umgang mit einem narzisstischen Vater

Dass der eigene Vater ein Narzisst ist, sehen viele Menschen erst im höheren Alter ein, wenn sie bereits aus dem Elternhaus ausgezogen sind. Allein mit der psychischen Misshandlung fertig zu werden, ist schwierig und erfordert oft den Kontaktabbruch zum narzisstischen Vater.

Eine Therapie wird daher auf jeden Fall empfohlen, um den emotionalen Missbrauch vollständig aufarbeiten zu können. In jedem Fall wird dann individuell entschieden, ob und wann der Kontakt zum Elternteil wieder aufgenommen wird.