Deine Lieblingsinfluencerin postet ein neues Foto und erzählt dir in der Beschreibung von ihrem letzten Urlaub. Fast so, als würdest du mit einer guten Freundin sprechen. Kommt dir so etwas bekannt vor? So etwas nennt man parasoziale Beziehung. Was das genau ist und wie parasoziale Beziehungen Einfluss auf uns haben, erfährst du hier.
So interagieren wir mit Influencer:innen
Was sind parasoziale Beziehungen?
Parasoziale Beziehungen sind laut Definition Beziehungen zwischen Konsument:innen und Prominenten oder fiktiven Charakteren. Das Auffällige an diesen Beziehungen: Sie geschehen einseitig. So glauben wir alles über unsere Lieblingsinfluencerin zu wissen, doch diese kennt uns nicht.
Parasoziale Beziehungen existieren neben anderen sozialen Beziehungen. Die soziale Nähe zu Freund:innen oder Kolleg:innen baust du auf ähnliche Art auf: durch regelmäßige Interaktionen über einen längeren Zeitraum mit einem hohen Maß an Identifikation.
Das Phänomen dieser Art von Verhältnis gibt es allerdings nicht erst, seitdem Social Media so populär ist. In den 1950er Jahren schon versuchten Psycholog:innen, diese Art von Verhaltensweisen zu erforschen. Früher wurden die parasozialen Beziehungen natürlich nicht über Social Media, sondern beispielsweise über Konzerte und Live-Auftritte geführt. Heute wird es uns durch die digitale Welt noch einfacher gemacht, uns einer Person nah zu fühlen.
Positive und negative Seiten der digitalen Interaktion
Parasoziale Beziehungen sind demnach mehr als nur etwas Fangirl-Sein. So können solche Beziehungen auch positive Aspekte haben. Beispielsweise können starke Fangemeinschaften entstehen, die sich für gemeinsame Interessen einsetzen. Oder aber es werden Freundschaften innerhalb einer Fangemeinde geschlossen.
Gefährlich werden können diese Beziehungen allerdings auch. Denn sobald es zu einer obsessiven Dynamik kommt und die Erwartungen der einen Seite nicht erfüllt werden, können negative, emotionale Gefühle aufkommen.
Wer führt parasozialen Beziehungen?
Im Grunde genommen, können wir alle parasoziale Beziehungen führen. Verschiedene Studien belegen allerdings, dass Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl parasoziale Beziehungen bevorzugen. Der Grund: Das Risiko, von einer Internet-Persönlichkeit, die einen ja gar nicht kennt, abgelehnt zu werden, ist gering bis gar nicht vorhanden. In manchen Fällen werden solche Beziehungen als kleine Pause von Beziehungen aus dem realen Leben angesehen.
Außerdem besagen die Studien, dass Teenager eher dazu neigen, parasoziale Beziehungen einzugehen, unabhängig vom Geschlecht. Der Begriff des „verrückten Fangirls“, der sich meist eben darauf bezieht, Frauen eine solche Verhaltensweise zuzuschreiben, ist demnach mehr eine frauenfeindliche Sichtweise, als ein bewiesenes Phänomen. Gen Z ist also eben genau aus dem Grund anfällig für das Phänomen, da sie zu jeder Zeit über sämtliche soziale Plattformen Zugang zu dem Leben unzähliger prominenter Persönlichkeiten hat.
Parasoziale Beziehungen als weit verbreitetes Phänomen
Grundsätzlich sind parasoziale Beziehungen also nicht gefährlich und jeder, der auf Social Media einer prominenten Persönlichkeit folgt, führt eine kleine parasoziale Beziehung. Im Grunde genommen sind sie aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Denn laut der Medienpsychologin Nicola Döring hat die Konfrontation mit Medienpersonen teilweise ähnliche sozialpsychologische Effekte wie die unvermittelte Begegnung mit unseren Mitmenschen. So können wir gegenüber Medienpersonen zum Beispiel Empathie empfinden.
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Viele sehen ihre Lieblingsinfluencerin auch als Vorbild und versuchen ihren Kleidungsstil zu kopieren. Inwieweit eine solche Art der Beziehung gesund ist, hängt von jedem Menschen und dessen Bindungstyp ab. Am wichtigsten ist laut Studien aber, dass parasoziale Bindungen keinen kompletten Ersatz für soziale Beziehungen bieten, sonst kann es zu einer sozialen Isolation kommen. Wir können uns also beruhigt weiter Outfit-Inspiriation auf Instagram holen und Urlaubsstorys ansehen. Denn ein wenig leben wir alle in der digitalen Welt.