Seit fast drei Jahren leben wir mit der Corona-Pandemie – und viele Menschen auch mit der Angst vor dem Virus. „Bei einigen wird mit der Zeit so etwas wie Abstumpfung oder Gleichgültigkeit eintreten, andere Menschen werden stark auf ihre Angst fokussiert bleiben und sich Nahrung für ihre Angst besorgen, zum Beispiel durch tägliche Schreckensmeldungen“, erklärt Diplom-Psychologin Edna Westmeier im Interview mit spot on news. Sie hat zusammen mit Jasper Vogt das Buch „Ich habe Angst – ist das gut oder schlecht?“ verfasst.
Doch nicht nur die Angst vor Corona kann vor allem im Winter, wo es dunkel und kalt ist und viele Menschen eh schon mit miesen Stimmungen zu kämpfen haben, die negativen Gedanken befeuern. Wir erklären dir, warum es vor allem diesen Winter für Menschen mit negativen Gedanken schwierig werden könnte.
Alles zum Thema „negative Gedanken“:
Wie entstehen negative Gedanken?
Negative Gedanken entstehen meistens nicht in uns selbst, sondern durch Einflüsse von außen, die an uns herangetragen werden – bewusst oder unbewusst. Dazu zählt die allgemeine Weltsituation, zwischenmenschliche Belangen, aber auch Erfahrungen aus unserem Leben, die das Bild über dich selbst verändert haben und vielleicht dazu führt, dass du von dir selbst keine allzu gute Meinung hast.
Eine Studie fand heraus, dass sich negative Situationen oft in unserem Gedächtnis einbrennen, während der Kontext, in welchem sie stattgefunden haben, verblasst. „Schuld daran ist eine erhöhte Aktivität in der für Emotionen zuständigen Amygdala sowie eine verminderte im Hippocampus, dem Kontextbeauftragten des Gehirns. Diese Mechanismen könnten den Wissenschaftlern zufolge unter anderem die Entstehung Posttraumatischer Belastungsstörungen erklären“, so scinexx.
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3 Gründe, warum diesen Winter besonders negative Gedanken drohen
In manchen Jahren ist es für viele Leute besser, in manchen drohen einen die negativen Gedanken zu überrollen. Wir haben dir drei Gründe herausgesucht, warum du diesen Winter besonders vorsichtig mit dir und deiner Psyche umgehen solltest, denn die negativen Gedanken scheinen im Jahr 2022 Überhand zu nehmen.
1. Die Inflation & dessen Aussichtslosigkeit
Man kommt gar nicht an diesem Thema vorbei: die drohende Inflation und ihre Folgen. In manchen Haushalten wird die Heizung nicht mehr angemacht, weil das Gas knapp ist und das Wasser wird während des Duschens auch nur noch sparsam eingesetzt. Viele Menschen besitzen nicht genug Geld, um die drohende Inflation finanziell händeln zu können. Die Aussichtslosigkeit dieser Situation und die Angst vor dem wahren Ausmaß lässt bei vielen die negativen Gedanken nur so sprudeln.
2. Die Angst vor einem erneuten Lockdown
Auch wenn die Regierenden des Landes davon sprechen, dass es diesen Winter keinen Lockdown geben soll, ist die Angst bei vielen Menschen dennoch gegeben. Für viele war der Lockdown und damit das verbundene zu Hause bleiben kein Problem, andere vereinsamten allerdings in ihren eigenen vier Wänden, fühlten sich allein und hilflos – während die negativen Gedanken über diese gesamte Situation an ihnen nagten.
3. Die Angst vor einem Ende und einem neuen Anfang
Diesen Punkt der negativen Gedanken kann man eigentlich auf jedes Jahr auslegen. Denn Winter bedeutet, dass etwas zu Ende geht aka das Jahr an sich. Mit dem Ende eines Jahres gehen auch schöne Erinnerungen und Möglichkeiten zu Ende und auch wenn sich 2023 neue Türen öffnen werden, haben manche Angst vor der Zukunft – vor allem im Hinblick auf die Inflation, die steigenden Preise und das momentane Weltgeschehen.
Alarmsignale einer Angststörung
Doch ab wann droht eine Angststörung? „Dann, wenn ich über einen längeren Zeitraum – mindestens ein halbes Jahr – diffuse Ängste und Befürchtungen über alltägliche Ereignisse und Probleme habe„, erklärt Westmeier zu den Alarmsignalen. „Dann, wenn ich nicht mehr das Gefühl habe, ich ‚habe‘ Angst, sondern die Angst ‚hat mich‘.“
Negative Gedanken stoppen
Zahlreiche Menschen belastet auch Zukunftsangst. Warum neigen viele Leute dazu, sich negative Gedanken über Dinge auszumalen, die oft gar nicht eintreten? „Seit Urzeiten ist es für den Menschen überlebenswichtig, Gefahren zu erkennen und darauf zu reagieren“, so die Expertin. „Lauert möglicherweise der Säbelzahntiger hinter dem nächsten Baum? Diese Gewohnheit haben viele Menschen übernommen, auch wenn in ihrem Alltag selten eine echte Gefahr auftaucht. Es ist zum unbewussten Gedankenmuster geworden. Wenn ich mir früh genug vorstelle, dass dieses oder jenes passieren könnte, glaube ich, dass ich Macht und Kontrolle über die Zukunft habe. Wenn etwas Negatives eintritt, habe ich Recht, ich habe es ja schon vorher gewusst.“
Und was kann man dagegen unternehmen? „Das Wichtigste ist, zu bemerken, was und wie man denkt. Ich halte inne, ich atme durch, ich richte meine Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment. Was sehe ich? Was höre ich? Das schafft Abstand zu dem eben Gedachten. Ich kann mir Positives und auch Negatives vorstellen. Aber es ist ein Spiel, niemand weiß, was die Zukunft bringt.“