Wer will schon so richtig erwachsen werden? Tief in uns wollen wir doch alle wie Pippi Langstrumpf unser Pferd auf der Veranda striegeln oder wie Peter Pan ins Nimmerland fliegen, ohne an all die Besorgungen, Verpflichtungen und Termine von morgen zu denken. Es ist jedoch ein Unterschied, sich das innere Kind bewahren zu wollen, oder sich tatsächlich kindlich zu verhalten. Für Männer, die sich diesem unangemessen kindlichen Verhalten bedienen, wurde sogar ein Begriff entworfen: das Peter-Pan-Syndrom. In diesem Artikel verrate ich dir, was dahintersteckt und wie sich dieses Verhalten auf deine Beziehung auswirkt.
Peter-Pan-Syndrom: Was dich in diesem Artikel erwartet
Was ist das Peter-Pan-Syndrom?
Wenig überraschend basiert der Begriff auf dem gleichnamigen Kinderbuch von J.M. Barries, das Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlicht wurde. Der amerikanische Familientherapeut Dan Kiley bediente sich in diesem Buchtitel und nannte seinen populärwissenschaftlichen Ratgeber kurzerhand „The Peter Pan Syndrom“. Hier beschreibt Kiley das Verhalten von Männern, die nie erwachsen werden. Der Begriff sollte sich durchsetzen und hat bis heute Bestand, um das unangemessene kindliche Verhalten von Männern zu beschreiben.
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„Unangemessen kindlich“: Was bedeutet das?
Männer, die vom Peter-Pan-Syndrom betroffen sind, legen bestimmte Verhaltensweisen an den Tag und haben bestimmte Persönlichkeitsmerkmale. In seinem Buch beschreibt Kiley sechs Anzeichen, an denen man Männer erkennen kann, die sich den Herausforderungen des Lebens nicht stellen wollen:
1. Verantwortungslos
Was bedeutet es, erwachsen zu werden? Ganz klar: Wer Verantwortung für sich und für andere übernimmt, ist erwachsen. Männer mit dem Peter-Pan-Syndrom entziehen sich allerdings jeder Verantwortung. Sie können weder Entscheidungen treffen, noch agieren sie situationsgerecht. Ihr oberstes Ziel im Leben? Spaß haben. Vor Problemen drücken sie sich und auch der umsichtige Umgang mit Geld ist ihnen nicht in die Wiege gelegt.
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2. Ängstlich
Nach Kiley würde das Peter-Pan-Syndrom sich auch durch Bindungsängste offenbaren. Diesen Männern fällt es daher schwer, Gefühle zu zeigen. Es wird vermutet, dass dieses Verhalten mit einem geringen Selbstwertgefühl einhergeht.
3. Einsam
Bindungen fallen solchen Männern allerdings nicht nur in Liebesbeziehungen schwer. Auch tiefe Freundschaften knüpfen sie nur schwerlich. Die Folge? Einsamkeit. Um dieser nicht zu verfallen, haben sie Tausende Bekannte, mit denen sie oberflächliche Freundschaften führen können, die keine Verantwortung nach sich ziehen. Meist sind diese Freundschaften nicht von langer Dauer.
4. Sexuell einseitig
Wer sich weder binden noch Verantwortung übernehmen möchte, wird sich auch sexuell nicht fallen lassen können. Statt nach einer tiefen Bindung zu suchen, führen diese Männer lieber oberflächliche Affären. One-Night-Stands sind ihr Ding. Ein erfülltes Sexleben sucht man hier größtenteils vergebens.
5. Narzisstisch
Ehrgeiz, Erfolg und Egoismus sind die Eigenschaften des klassischen Narzissten. Männer, die vom Peter-Pan-Syndrom betroffen sind, sind selbstverliebt und fühlen sich anderen überlegen. Wobei die Betonung auf Gefühl liegt. Denn sich selbst nüchtern und selbstkritisch zu betrachten, liegt ihnen nicht.
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6. Chauvinismus
Zuletzt war Kiley überzeugt davon, dass Männer mit diesem Syndrom echte Chauvinisten sind – also sich ihrer Überlegenheit gegenüber dem anderen Geschlecht sicher sind. Sexistische Stereotype und klassisches Machogehabe sind für sie typisch.
Das Peter-Pan-Syndrom in der Beziehung
Diese Charaktereigenschaften lesen sich sehr negativ. Dabei haben Männer mit dem Peter-Pan-Syndrom auch zahlreiche positive Eigenschaften: Sie sind spontan, humorvoll und sie umgibt eine Leichtigkeit, von denen sich viele gerne eine Scheibe abschneiden würden. Gerade diese Attribute finden viele Frauen anziehend. Besonders anfällig für diesen Charme sind Frauen, die selbst früh Verantwortung übernehmen mussten. Die Peter Pans dieser Welt verkörpern dann all das, wonach sich diese Frauen sehnen.
Eine Beziehung mit einem solchen Mann bedeutet jedoch auch große Herausforderungen. Denn so spaßig und leicht sich die erste Phase der Beziehung anfühlen mag, so schwer kann sie werden, sobald es ans Eingemachte geht. Das Eingemachte beginnt meist schon im Alltag: Wer kauft ein, wer putzt, wer holt die Kinder ab? Männer, die keine Verantwortung übernehmen wollen, sind für diese Tätigkeiten schwer zu begeistern.
Und auch in Konflikten ist es nicht hilfreich, einen defensiven Partner vor sich zu haben, der einfach seinen Spaß haben möchte und sich nicht auf die Ernsthaftigkeit der Situation einlassen kann. Oft reagieren sie trotzig und kompromisslos. Auf Dauer belastet so etwas Beziehungen enorm.
Kann das kindliche Verhalten abgestellt werden?
Die Frage ist also: Kann man einen solchen Mann ändern? Eines muss dabei klar sein. Möchte der Mann sich nicht ändern und sieht an seinem Verhalten selbst kein Problem, wird er sich auch nicht ändern. Ist der Mann der Beziehung wegen bestrebt, sich zu ändern, stehen die Chancen allerdings gut. Auch, wenn man sich auch nicht über Nacht verändert. Und dann steht auch immer noch die Frage im Raum: Möchte ich einen anderen Menschen wirklich ändern? Suche ich nicht besser nach einem, der wie die Faust aufs Auge zu mir passt?
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Die beste Herangehensweise an eine Beziehung mit einem Peter Pan ist die: Gleich zu Beginn der Beziehung sollte man dem anderen sagen, was man an ihm liebt und welche Zukunft man sich mit ihm wünscht. Dann sollte man ihm klarmachen, dass man sich Verantwortung und Verlässlichkeit wünscht, um diese Ziele gemeinsam zu erreichen. Bereits hier zeichnet sich ab, ob diese Beziehung eine Zukunft haben kann.
Wer bereits an einem späteren Punkt der Beziehung das kindlich verantwortungslose Verhalten in den Griff bekommen möchte, fährt mit einer Psychotherapie gut. Hier werden Ursachen ausgemacht, die zu dem Verhalten führen, die häufig bereits in der eigenen Kindheit zu finden sind. Vor allem Betroffene, die zusätzlich zu Suchtverhalten neigen, sollten das Angebot der Therapie wahrnehmen.