Das Wort „toxisch“ hat einen festen Platz in unserem Vokabular. Wenn sich die beste Freundin plötzlich von ihrem Freundeskreis distanziert, nur weil sie eine neue Beziehung hat, bezeichnen wir dies als eine toxische Beziehung. Wenn unser Arbeitskollege täglich ein unsoziales Verhalten zeigt, dann deutet das auf ein toxisches Arbeitsumfeld hin. Doch seltsamerweise verwenden wir das Adjektiv „giftig“ eher selten, wenn es um die Menschen geht, die uns aufgezogen haben. In diesem Artikel erfährst du, welche Erfahrungen nur Menschen machen, die toxische Eltern haben.
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Diese 6 Dinge kennen nur Menschen mit toxischen Eltern
Toxische Eltern kommen fast genauso häufig vor, wie eine ungesunde Liebesbeziehung. Anders als bei einer Partnerschaft können sich viele Menschen hier jedoch nicht so einfach lösen. Die Psychologin Dr. Susan Forward hat den Begriff “toxische Eltern” erstmals in ihrem Buch Toxic Parents im Jahr 1989 populär gemacht. Jedoch gibt es ungesunde Eltern-Kind-Beziehungen natürlich weitaus länger als nur 33 Jahre. Doch was macht toxische Eltern eigentlich aus? Mit dieser Frage hat sich auch das Online-Magazin Bustle beschäftigt und eine Expertin nach ihrer fachlichen Meinung gefragt. Das kam dabei heraus:
1. Die Gefühle der Eltern stehen an erster Stelle
Meine Mutter gab mir und meinen Schwestern immer genug Raum, um unsere Gefühle offen zu kommunizieren. So lernten wir, dass unsere Gefühle nicht nur zählen, sondern auch berücksichtigt werden. Nie habe ich nur einen Moment daran gezweifelt, dass die Emotionen meiner Mutter wichtiger waren als meine. Bei toxischen Eltern dreht sich jedoch, ähnlich wie bei einer ungesunden Liebesbeziehung, alles um sie selbst.
Psychologin Heidi McBain weiß: „Die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder werden entweder ignoriert, heruntergespielt oder als unwichtig erachtet“, so McBain zum Online-Magazin Bustle. So wollen toxische Eltern stets an erster Stelle stehen, auch wenn ihre Bedürfnisse nicht Teil des Gesprächs sind.
Diese emotionale Entwertung kann auch noch im Erwachsenenalter zu Problemen führen, da diese Kinder nie gelernt haben, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse wichtig sind. Damit sind sie später auch anfälliger für eine Beziehung mit einem narzisstischen Menschen.
2. Sie neigen zu emotionaler oder physischer Gewalt
Die meisten toxischen Eltern zeigen ihre Verhaltensweisen nicht in der Öffentlichkeit. So kann es vorkommen, dass selbst Freund:innen oder Familienmitglieder nicht ahnen, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht. So kann bei einer toxischen Eltern-Kind-Beziehung auch Gewalt eine zentrale Rolle spielen. „Toxische Eltern können entweder emotionale oder körperliche Gewalt anwenden“, so McBain.
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Dieser körperliche und seelische Missbrauch bleibt meist unentdeckt, weil sich viele Kinder nicht trauen, sich anderen Personen anzuvertrauen und nach Hilfe zu bitten. Außerdem geben toxische Eltern dem Kind selbst die Schuld und das so lange und so oft, dass es selbst glaubt diese Art von Strafe zu verdienen.
3. Nicht sie, sondern du kümmerst dich
Ein weiteres Anzeichen, dafür, dass du toxische Eltern hast, sieht Heidi McBain darin, dass Kinder die Elternrolle einnehmen müssen. So erfüllen sie all die Aufgaben, die sonst eigentlich die Mutter oder der Vater macht, inklusive seelischer Stütze. Das Kind tut demnach alles, damit sich die Eltern sicher und geborgen fühlen. Die Bedürfnisse des Kindes bleiben dabei vollkommen auf der Strecke.
4. Bringen dich in gefährliche Situationen
Toxische Eltern bringen ihre Kinder oftmals in unangenehme oder sogar gefährliche Situationen. Laut McBain fehlt ihnen der sogenannte Mutter- oder Vater-Instinkt. „Eltern mit toxischen Verhaltensweisen können ihre Kinder weder schützen noch dafür sorgen, dass sie sicher aufgehoben sind“. Hier wird ersichtlich, wie sehr toxische Eltern ihre Kinder vernachlässigen, weil sie nur sich selbst als höchste Priorität sehen.
5. Sie wollen nicht das du deinen eigenen Weg gehst
Eltern mit toxischen Verhaltensweisen möchten nicht, dass du selbstständig wirst und deinen eigenen Weg gehst. „Toxische Eltern haben oftmals Probleme damit, wenn ihre Kinder ausziehen und ihr eigenes Leben leben“, so die Psychologin. Aus diesem Grund tun sie alles dafür, die Kontrolle über ihr Kind nicht zu verlieren.
Außerdem versuchen sie auch noch im Erwachsenenalter Entscheidungen zu untergraben oder in die Richtung zu lenken, damit es vorteilhaft für sie ist. Kinder, die das nicht zulassen, werden oft mit Eltern konfrontiert, die unglücklich, manipulativ oder aggressiv reagieren.
6. Ignorieren deine Grenzen
Grenzen setzen ist wichtig und jeder Mensch, auch deine Familienmitglieder sollten diese respektieren. Bei Eltern mit ungesunden Verhaltensmustern ist das jedoch gar nicht so leicht, wie McBain weiß. „Selbst wenn Kinder ihre Grenzen klarmachen, werden toxische Eltern diese jedes Mal absichtlich oder unabsichtlich überschreiten“.
Du darfst toxische Eltern niemals ignorieren
Du bist in einer toxischen Familie aufgewachsen und nimmst die Verhaltensmuster deiner Eltern bis heute hin? Damit wirst du auf Dauer nicht glücklich und schlimmstenfalls überträgst du diese Erziehung später auch auf deine Kinder. Um den Teufelskreis zu durchbrechen ist es wichtig, das Verhalten deiner toxischen Eltern zu hinterfragen, statt zu ignorieren.
Vielleicht ist es sogar möglich gemeinsam Vergangenes aufzuarbeiten. Sollten sie jedoch ihr Verhalten nicht reflektieren, ist auch hier der einzige Weg sich von der ungesunden Beziehung zu lösen.