Von Narzissmus haben die meisten von uns schon einmal etwas gehört. Aber was genau hat es eigentlich mit weiblichem Narzissmus auf sich? Eines ist klar: narzisstische Züge haben wir alle, so kann es sein, dass du in deinem Umfeld öfter darauf triffst. Was weiblicher Narzissmus eigentlich ist und wie du ihn erkennst, erfährst du hier.
Weiblicher Narzissmus: Das steckt dahinter
Weiblicher Narzissmus: Me, myself and I
Wie stellst du dir einen typischen Narzissten vor? Wahrscheinlich kommen dir direkt Begriffe wie: egoistisch, rücksichtslos und selbstverliebt in den Kopf. Doch was viele vergessen: Narzissmus ist laut Definition eine Persönlichkeitsstörung, die von schweren Minderwertigkeitskomplexen und einem drastischen Mangel an Selbstbewusstsein ausgelöst wird. Genau dieser Aspekt tritt speziell beim weiblichen Narzissmus stark in den Vordergrund.
Doch mit den weiblichen Narzissten verhält es sich noch einmal anders als beim generellen Narzissmus. So kann man beispielsweise weiblichen Narzissmus gut von männlichem Narzissmus abgrenzen. Die Ursachen für Narzissmus sind allerdings häufig dieselben:
- Ein mangelndes Selbstwertgefühl
- Das Gefühl von Minderwertigkeit
- Starke Selbstzweifel
- Ein großes Maß an Selbstkritik
- Eine traumatische Kindheit
- Extremer Leistungsdruck
- Fixierung auf Status und Materielles
Männlichen Narzissten wird häufig nachgesagt, dass sie diese Ursachen meist versuchen zu überspielen. Weibliche Personen hingegen sollen eher nach Anerkennung und positivem Feedback suchen. So gibt es zwei völlig unterschiedliche Reaktionen auf dieselben Symptome.
Nice to Know: Natürlich können diese Ausprägungen nicht nur auf das Geschlecht bezogen werden. So kann es sein, dass auch Männer Symptome des sogenannten weiblichen Narzissmus zeigen.
Weiblicher Narzissmus: So erkennst du ihn
Das Auffällige an weiblichem Narzissmus ist: Er ist unglaublich schwer zu erkennen! So kann es durchaus sein, dass uns nahestehende Personen diese Anzeichen zeigen und wir es nicht einmal bemerkt haben.
Wichtig ist dabei allerdings, dass narzisstische Verhaltensweisen oder Strukturen menschlich sind und auch wichtig, um unseren Selbstwert anzuerkennen. So sagt die Psychotherapeutin Dr. Bärbel Wardetzki im Interview der Cosmopolitan gegenüber:
Frauen mit einer weiblich narzisstischen Struktur geben sich nach außen hin sehr selbstbewusst, fühlen sich innerlich, aber sehr minderwertig. Im Beruf sind sie häufig erfolgreich, da sie durch Leistung, Perfektionismus und auch Attraktivität versuchen, ihr Minderwertigkeitsgefühl auszugleichen.
Dr. Bärbel Wardetzki
1. Perfektionismus
Weiblicher Narzissmus wird oft in Verbindung mit einem starken Perfektionismus gesehen. Denn je perfekter wir sind, desto wertvoller sind wir laut narzisstischem Denken.
2. Auffällig gepflegtes Aussehen
Weibliche Narzisstinnen sind absolute Expertinnen darin, ihr Inneres zu verstecken. Das gelingt zum Beispiel auch durch ein perfekt gepflegtes Auftreten, für das Narzisstinnen versuchen, so viel Anerkennung zu erhalten wie nur möglich.
3. Scheinbar sicheres Auftreten
Mit einem starken Auftreten verstecken sowohl weibliche als auch männliche Narzisst:innen ihre Unsicherheiten perfekt.
4. Extrem hohe Ansprüche
Damit einher geht nicht nur ein starker Perfektionismus, sondern auch eine Erwartung von Höchstleistung. Der Durchschnitt ist demnach nie genug.
5. Bescheidenheit
Bescheidenheit würden wir zunächst vielleicht keinem narzisstischen Menschen zuordnen. Doch weiblicher Narzissmus geht oft mit einem großen Minderwertigkeitsgefühl einher, welches
6. Fehlerfreiheit
Laut einer Studie der Oregon State University, lernen Narzissten selten dazu, da sie glauben, keine Fehler zu machen. So verhält es sich auch bei den weiblichen Narzissten. So machen diese in der Regel nie Fehler und schieben die Schuld gerne von sich.
Die weibliche Narzisstin: Steckt sie in jeder von uns?
„Jeder Mensch hat narzisstische Anteile“, so der Psychologe und Therapeut Dr. Simon Mota von der Universität Münster gegenüber Planet Wissen. Wenn sich das ein oder andere aufgezählte Anzeichen von uns für dich also normal anfühlt, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Laut Mota ist Narzissmus ein Spektrum mit unterschiedlichen Ausprägungen. Ein Stück weit gesunder Narzissmus ist also nicht schädlich und ein gesundes Selbstbewusstsein hilft uns, leichter durchs Leben zu kommen.
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Und wie gehe ich mit weiblichem Narzissmus um? Laut Dr. Wardetzki ist der Umgang mit narzisstischen Verhaltensweisen aus zwei Gründen kompliziert: Entweder die Menschen geben einem das Gefühl, nicht gut genug zu sein oder stellen einen buchstäblich auf ein Podest, um einen zu idealisieren. Die Balance des Selbstwertgefühles des Gegenübers ist demnach sehr wankelmütig. Man sollte deshalb laut Dr. Wardetzki weder die Idealisierung noch die Abwertung annehmen. Je stabiler das eigene Selbstbewusstsein, desto leichter fällt der Kontakt.