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Schwerbehindertenausweis: Mit diesen psychischen Erkrankungen solltest du ihn beantragen

Manche Erkrankungen und Beeinträchtigungen sind für andere nicht sichtbar. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie keine Herausforderung sind – im Gegenteil.

Frau Depressionen
© Getty Images/NataliaLeb

Tabu-Thema Psyche: Warum wir mehr auf unsere Seele achten sollten

Sind wir körperlich krank, gehen wir zum Arzt. Ist jedoch unsere Psyche instabil, tun wir uns weitaus schwerer, uns von einem Fachmann helfen zu lassen. Irgendwie ist das Thema tabuisiert und kompliziert. Dabei sollte uns eine gesunde Psyche genauso wichtig sein wie ein gesunder Körper.

Eine Behinderung wird meist mit körperlichen Einschränkungen gleichgesetzt. Psychische Erkrankungen werden dagegen oft übersehen oder nicht ernst genommen, dabei schränken sie Betroffene mindestens genauso ein, wie Menschen mit physischen Leiden. Oft müssen sie sich rechtfertigen und ihre Krankheit erklären: Das kann zu einer zusätzlichen Belastung führen und die Symptome noch verschlimmern. Genau deshalb können auch Menschen mit seelischen Erkrankungen einen Schwerbehindertenausweis und damit zumindest teilweise Entlastung erhalten.

Wie wird der GdB bei psychischen Erkrankungen bemessen?

Laut dem Mental Health Report von März 2024 sind derzeit in Deutschland 31 Prozent der Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein, denn gerade seelische Leiden werden nicht immer richtig diagnostiziert beziehungsweise überhaupt erfasst. Die psychische Gesundheit ist noch immer ein Tabu-Thema. Dabei kann Offenheit und Transparenz Entlastungen und Unterstützung bringen, die Betroffene in den meisten Fällen gut brauchen können.

Aber wie misst man die psychische Gesundheit eines Menschen? Keine leichte Aufgabe für das zuständige Versorgungsamt und immer eine individuelle Entscheidung. Die Einstufung ist sehr komplex, allerdings gibt es für die Feststellung des Grades der Behinderung (GdB) einige Anhaltspunkte:

Die Einstufung von psychischen Erkrankungen ist eine individuelle und sehr komplexe Angelegenheit. Quelle: LaGeSo

Mit welcher psychischen Erkrankung bekomme ich den Schwerbehindertenausweis?

So pauschal kann man diese Frage leider nicht beantworten. Das Versorgungsamt beurteilt bei seiner Entscheidung über den Grad der Behinderung nämlich nicht die Krankheit selbst, sondern vielmehr, wie sehr sie dich in deinem täglichen Leben einschränkt. Ob du also mit einer Angststörung, Depressionen oder Zwangsneurosen einen Schwerbehindertenausweis erhältst, hängt immer von der Schwere der Belastung ab.

Wenn du beispielsweise an Depressionen erkrankt bist, bekommst du allein mit der Diagnose nicht automatisch einen Schwerbehindertenausweis. Unter anderem prüft das zuständige Versorgungsamt die Häufigkeit der depressiven Episoden sowie die Einschränkungen im Arbeitsleben und in der Teilhabe am Sozialleben.

Was, wenn der GdB zu niedrig für den Schwerbehindertenausweis ausfällt?

Bei so einer schwierigen Entscheidung kann es immer passieren, dass das Versorgungsamt deinen Grad der Behinderung niedriger ansetzt, als du für angebracht hältst. Sprich in diesem Fall unbedingt mit deinen behandelnden Ärzt:innen und lege Widerspruch ein. Ab einem Grad der Behinderung von 30 ist zumindest eine sogenannte Gleichstellung möglich, sodass du auch ohne Schwerbehindertenausweis Entlastungen und Unterstützung erhalten kannst.

Mehr dazu kannst du hier lesen: Schwerbehindertenausweis: Diese Entlastungen und Hilfen bringt er dir

Du leidest selbst an einer psychischen Erkrankung oder kennst jemanden in deinem Umfeld, der betroffen ist? Unter folgenden Telefonnummern kannst du dich rund um die Uhr beraten lassen:
Telefonseelsorge: 0800 1110111 
Nummer gegen Kummer (Kinder- und Jugendtelefon): 116111 
Nummer gegen Kummer (Elterntelefon): 08000 110550 

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