Am 09. November 2019 steht den Deutschen eines der wichtigsten Jubiläen überhaupt ins Haus: 30 Jahre Mauerfall, das vereinigte Deutschland hat Geburtstag. Wir ziehen eine Ost-West-Bilanz: Wer war Gewinner und wer war Verlierer der Wende? Und warum haben gerade die Frauen des Ostens so sehr gelitten?
30 Jahre Mauerfall – viele Versprechen, wenig dahinter?
Es klang alles so vielversprechend: Osten und Westen gehören nun zusammen; so wie es sein soll. Wir sind modern, wir sind frei, wir sind eins. Jeder sollte davon profitieren, wenn die Nation an einem Strang zieht. Doch haben wir dabei nicht ein paar Menschen vergessen?
Spätestens nach der Wahl in Thüringen ist unter anderem klar geworden, dass Ostdeutschland sich – zumindest teilweise – das geteilte Deutschland zurückwünscht. Zu groß sind noch immer die Unterschiede; zu sehr haben gerade die Frauen des ehemaligen Ostens einstecken müssen.
Ostfrauen – die wahren Verlierer der Wende
Frauen genossen in der DDR beinahe vollkommene Gleichberechtigung, die ihnen ganz bald nach der Wende abgesprochen wurde. So handelten die Frauen im Osten selbstbestimmt und hatten (im Durchschnitt) viel mehr Verantwortung als die Westfrauen: Sie kümmerten sich nicht nur um die Familie, sondern hatten zudem meist ein eigenes Einkommen. Doch das änderte sich schnell. Wir haben die Geschichte der Ostfrauen in drei Phasen zusammengefasst.
Phase 1: Vor der Wende – flexibel & sexuell freizügig
Die Frauen der DDR galten als robust, widerstandsfähig und fleißig. Ihr Sexleben soll um einiges besser gewesen sein als das der gut behüteten Westfrauen.
Frauen wurden in der Wirtschaft gebraucht. Die Regierung Ostdeutschlands investierte in Kindergärten und -krippen, damit Frauen arbeiten gehen konnten. So erlernten Frauen Fähigkeiten, die ihnen im Westen oft abgingen. Was war das Resultat? Zum Mauerfall waren 91 % der Frauen berufstätig, im Westen waren es nur knapp 50 %.
Nicht falsch verstehen! Wir behaupten nicht, dass das the way to go ist, denn einen Vollzeitjob zu haben UND einen Familienhaushalt zu führen, muss den Ostfrauen ganz schön den Schlafrhythmus vermasselt haben. Zum Glück bekamen die Damen einmal im Monat (kein Witz) einen freien “Haushaltstag”.
Phase 2: Nach der Wende – risikobereit & tatkräftig
Die Zahlen der Ostfrauen, die unter den Folgen des Mauerfalls litten, sind nicht ganz zuverlässig. Schätzungen zufolge verloren aber gut 80 % der Ostfrauen zumindest zeitweise ihren Job. Es ging abwärts – Nur 5 Jahre nach dem Mauerfall, im Jahr 1994, gab es doppelt so viele Frauen wie Männer im Osten, die arbeitslos waren.
Die Folge: Weniger Frauen in Ostdeutschland
Dass viele Frauen es im ehemaligen Ostdeutschland nicht länger aushielten, leuchtet ein. Ganze Scharen schwappten aus den neuen Bundesländern in die alten herüber, um dort Arbeit zu finden. Auch die großen Städte Ostdeutschlands bekamen weiblichen Zuwachs. Auf dem Lande ging man allerdings leer aus.
Phase 3: Heute – politisch & selbstbestimmt
In den letzten 30 Jahren haben die Frauen des ehemaligen Ostdeutschlands mit großen Hürden zu kämpfen gehabt. Doch heute sitzen die Ostfrauen an vielen Stellschrauben der deutschen Politik und Wirtschaft. Die bekanntesten deutschen Politikerinnen wie Angela Merkel und Sarah Wagenknecht sind Ostdeutsche.
Und auch was Führungsqualitäten anbelangt, sind ostdeutsche Frauen offenbar karrieremotivierter als westdeutsche. Von den 100 umsatzstärksten deutschen Unternehmen mit ostdeutscher Führung sind ganze 25 % der Führungsebene ostdeutsche Frauen. Im Westen sind es gut 1 %.
Fazit – Keine Sorge um die Ostfrauen
Was wir aus der Geschichte lernen können, ist vor allem eines: Die Frauen des ehemaligen Ostens können für sich selbst einstehen. Obwohl sie unter der Wende mehr gelitten haben, als die meisten anderen Gruppierungen.
Wie sehr sich die Ostfrauen wünschen, die Wende wäre nie geschehen, kann man nur spekulieren. Sicher ist jedoch, dass sie das Beste aus ihrer Situation gemacht haben.