Die Studierenden unter uns wissen: Manchmal reicht das Geld von vorne bis hinten nicht. Doch jetzt heißt es erst mal aufatmen, denn schließlich wurde vor Kurzem beschlossen, dass es eine Bafög-Erhöhung geben soll. Doch viele Menschen sind sich darüber einig, dass das Geld nicht ausreiche. In diesem Artikel erfährst du, was das genau bedeutet und wie Studierende über ihre finanzielle Situation denken.
So geht es Studierenden finanziell
Bafög-Erhöhung zum Wintersemester
Erst einmal die gute Nachricht: Bafög-Empfänger bekommen zum Wintersemester mehr Geld. Statt den bisher geplanten 5 Prozent steigt der Satz um 5,75 Prozent, so berichtet die FAZ. Für Studierendenvertreter sei das trotzdem viel zu wenig. Der Bafög-Satz für Studierende steigt demnach von 427 auf 452 Euro im Monat. Wer nicht mehr bei den Eltern lebt, kann außerdem 360 statt bisher 325 Euro für die Miete bekommen. Der geplante Satz von fünf Prozent wurde so aufgrund der Inflation noch etwas angehoben.
Doch das ist den meisten noch weitaus zu wenig. So kritisieren das Deutsche Studentenwerk (DSW) und Studierendenvertreter die Bafög-Erhöhung als viel zu niedrig. So könne es nicht bleiben, die Bundesregierung müsse schnellstmöglich nachlegen, sagte DSW-Generalsekretär Matthias Anbuhl der Deutschen Presse Agentur: „Die aktuelle Erhöhung um 5,75 Prozent wird faktisch von der Inflation schon wieder aufgefressen. Die Bedarfssätze müssten um mindesten 10 Prozent angehoben werden, damit die Studierenden keinen Kaufkraftverlust erleiden.“
So plädieren viele Stimmen auf eine komplette grundlegende Erneuerung des Bafög-Systems, denn die jetzige Version hilft nur temporär.
Schwierige Situation für Studierende und das nicht erst seit gestern
Neben den digitalen Herausforderungen für Lehren und Lernen hat sich für viele Studierende in Deutschland die Finanzierungssituation im Zuge der Covid-19-Pandemie verschlechtert. Traditionell fußt die Finanzierung des Lebensunterhalts der Studierenden auf drei Säulen: eigene Erwerbstätigkeit, Familie und Staat. Durch die Auswirkungen der Pandemie sind für einige Studierende so allerdings große Bruchteile dieser Säulen weggefallen.
Zwar reagierte die Bildungspolitik auf diese veränderte Finanzierungssituation der Studierenden bereits mit einer dritten Säule der Studienfinanzierung in Form einer Aufstockungsmöglichkeit des Bafög und der Überbrückungshilfe in pandemiebedingten Notlagen. Doch laut vielen Berichten reiche diese Absicherung für eine ausreichende Abdeckung der Lebenshaltungskosten nicht aus.
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So viel kosten WG-Zimmer in Deutschland
Auch die Mieten steigen aktuell weiter an. So berichtet der Spiegel, dass WG-Zimmer mittlerweile so teuer wie nie seien. Laut dem Spiegel wohnen Studierende in München am teuersten, denn hier kostet ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft bei einer Neuvermietung im Schnitt 680 Euro im Monat. Dahinter folgen mit einigem Abstand Frankfurt am Main (550 Euro), Hamburg und Berlin (beide 500 Euro). So zeigt auch eine Grafik von Statista, einen deutlichen Anstieg der Warmmieten an Hochschulstandorten, schon im Jahr 2019.
3 Studierende berichten: „Wer kann es sich leisten zu studieren?“
Natürlich brauchen Studierende nicht nur eine Wohnung, sondern haben auch noch andere Lebenshaltungskosten, die gedeckt werden müssen. Auch werden gerade erneute Universitätschließungen hoch diskutiert. Annika, Nicole und Katharina studieren im Master. Mit uns haben sie über ihre aktuelle Situation gesprochen.
Annika (25): “Ich denke, dass Unischließungen kein probates Mittel sind, da so die Heizkosten komplett auf die Studierenden abgewälzt werden. Außerdem war die Uni während der Pandemie schon so lange geschlossen. Ich gebe im Monat unterschiedlich viel für Essen aus, meist summiert es sich allerdings auf 300 Euro im Monat, da ich persönlich gerne Geld für Essen ausgebe. Ich beziehe auch Bafög, deswegen freue ich mich, dass der Satz steigt. Allerdings reicht der neue Satz noch immer nicht aus. Ich habe gelesen, dass die Mieten diesen Herbst um 11 Prozent steigen sollen und dann kommen noch die Energiekosten obendrauf. Meiner Meinung nach schleicht das Bafög dem nur in kleinen Schritten hinterher. Für mich siebt das die Gesellschaft aus: Wer kann es sich leisten zu studieren und wer nicht? Viele müssen fürs Studium in eine andere Stadt ziehen oder sind gezwungen bei den Eltern wohnen zu bleiben, das ist nicht für jeden eine tragbare Situation.”
- Weiterführende Info:
- Die Ausgaben für Lebensmittel sind von Haushalt zu Haushalt unterschiedlich. Laut einigen Quellen lassen sich die Ausgaben eines Single-Haushaltes auf 200–300 Euro im Monat beschränken. Andere berichten von Ausgaben von 170 Euro pro Monat.
Trotz Bafög-Erhöhung: „Das Geld reicht vorne und hinten nicht.“
Nicole (27): “Ich finde den Bafög-Satz noch immer nicht ausreichend, in der Regel müssen studierende nebenbei arbeiten gehen, um sich zu finanzieren. Wenn man mal Kleidung kaufen muss oder Freizeitaktivitäten mit Freund:innen ausübt, muss man das auch bezahlen können. Ich selbst beispielsweise bin chronisch krank und kann dadurch aktuell nicht nebenbei arbeiten. Ich bin finanziell auf meinen Freund angewiesen und muss mein Erspartes anbrechen. Gerade mit den steigenden Energiekosten, müssten die Sätze dementsprechend noch mehr angepasst werden. Das Geld reicht vorne und hinten nicht. Im Schnitt gebe ich 50 Euro pro Woche für Essen aus. Ich würde mir mehr Unterstützung für Studierende wünschen. Sei es durch bessere Kreditmöglichkeiten oder attraktivere Rückzahlungsmöglichkeiten. Auch Unischließungen sind für mich keine gute Lösung, studierende saßen in der kompletten Pandemie abgekapselt zu Hause, der Austausch mit Kommiliton:innen ist essentiell.”
Katharina (26): „Ich finde den aktuellen Höchstsatz zu wenig, wenn man bedenkt, wie viel WG-Zimmer kosten. Neben der Miete muss man noch den Semesterbeitrag bezahlen und Lebensmittel werden aktuell immer teurer. Dazu kommen noch Bücher und andere Arbeitsmittel, die für das Studium angeschafft werden müssen. Ohne einen Nebenjob ist es meiner Meinung nach nicht zu schaffen. Ich glaube auch, dass es extrem auf die Stadt ankommt, in der man lebt, aber gerade in den Großstädten benötigen Studierende mehr Geld zum Leben.“