Das Wort Selbstliebe verfolgt uns gerade auf allen Kanälen. Auf Social Media, in Lebenshilfegruppen und in Gesprächen mit Freund:innen hören wir immer wieder, dass wir uns selbst mehr lieben sollten. Wie das geht und welche Schritte man dafür einleiten muss, können einem aber nur die wenigsten erklären. Wir von wmn haben uns gefragt: „Wie schaffe ich es, mich selbst wirklich zu lieben und warum klappt es bei den meisten Menschen einfach nicht?“
Zu dieser Frage haben wir Viola Möbius als unsere weekly heroine zum Interview geladen. Sie ist Expertin auf dem Gebiet. Selbstliebe versprüht sie aus jeder Pore. Im Gespräch erklärt sie uns, was Selbstliebe bedeutet und wie wir sie erlangen können. Einer der ersten Schritte beinhaltet, toxische Menschen aus dem eigenen Leben zu streichen.
Viola Möbius, kurz und knapp:
- Viola ist Edutainerin und Speakerin.
- Sie ist zertifizierte Kriminologin.
- Dieser Satz motiviert Viola Möbius am meisten: „Ich kann das.“
- Sie hat bereits acht Krimis veröffentlicht.
- Heute ist Viola vor allem auf der AIDA zu sehen, wo sie als Edutainerin zum festen Bordprogramm gehört.
- In ihrem neuesten Buch gibt sie Tipps, wie man die Pandemie besser übersteht.
Viola Möbius im Interview: „Es gibt im alltäglichen Leben sehr viel Kriminalität.“
wmn: Was machst du in deiner Arbeit als Life-Coach und wie passt das mit der Kriminologie zusammen?
Viola Möbius: Ich verzichte auf das Wort Life-Coach und spreche lieber von mir als Edutainerin. Es ist mir wichtig, dass ich meinen Zuhörer:innen nicht nur Phrasen und Motivationsfloskeln mitgebe, sondern einen echten Mehrwert bieten kann. Das mache ich, indem ich dem Publikum lustige Anekdoten erzähle, die es sich viel besser merken kann als einfaches Faktenwissen.
Wir Erwachsenen vergessen oft, dass wir viel mehr und besser lernen, wenn wir dabei Spaß haben. Wenn ich dir eine Geschichte erzähle, kannst du dir diese besser merken, als wenn ich dir die Quintessenz trocken darbiete.
wmn: Verstehe! Und wie passt das mit der Kriminologie zusammen?
Die Kriminologie ist eine zusammengesetzte Wissenschaft aus Soziologie, Strafrecht, Psychologie und Psychiatrie. Ich transportiere das, was die Kriminolog:innen durch Analysen ihrer Fälle herausfinden, auf das ganz normale Leben der Menschen. Ich ermutige sie sozusagen dazu, die Fälle des eigenen Lebens zu lösen.
wmn: Kannst du uns ein Beispiel für einen Fall aus dem Leben nennen, bei dem man die Kriminologie anwenden kann?
Viola Möbius: Es gibt im alltäglichen Leben sehr viel Kriminalität. Im Arbeitsleben gibt es sehr viel Mobbing. Und auch Zuhause kommt es immer wieder zu Kriminalität. Gerade durch Corona ist die Gewalt im Elternhaus immer mehr ans Licht gekommen. Eltern misshandeln ihre Kinder, Kolleg:innen oder Chef:innen misshandeln sich gegenseitig. Kriminolog:innen bezeichnen das als abweichendes Verhalten, das es zu verändern gilt.
Hier siehst du das Video zum Interview mit Viola Möbius. Sie erklärt ausführlich, welche Schritte wir für mehr Selbstliebe brauchen, gibt handfeste Tipps mit auf den Weg und gibt einige spannende Anekdoten zum Besten.
wmn: Wie verändern wir denn unser Verhalten? Sollten wir bei uns selbst anfangen oder bei anderen?
Viola Möbius: Es ist immer einfacher, den Fehler bei anderen zu suchen. Doch wir müssen uns erst einmal mit uns selbst beschäftigen.
Unser Verhalten können wir nur verändern, wenn wir Stille zulassen. Wie willst du in dich selbst hineinhorchen, wenn die ganze Zeit Social Media, das Fernsehen und das Radio auf dich einballern? Verbringe erst einmal Zeit mit dir selbst und höre auf deine innere Stimme und frage sie: „Was tut mir gut und was tut mir nicht gut?“
Wenn du das herausgefunden hast, kannst du damit beginnen, dich selbst zu verändern und zu verbessern.
Selbstliebe hat sehr wenig mit Wellness zu tun
wmn: Selbstliebe wird gerade auf Social Media oft mit Wellness verwechselt. Nach dem Motto: „Mach dir eine Feuchtigkeitsmaske ins Gesicht und dann liebst du dich selbst.“ Was ist Selbstliebe für dich?
Viola Möbius: (lacht) Das hat natürlich nichts mit Selbstliebe zu tun. Selbstliebe bedeutet, auf sich selbst zu achten. Es hat auch nichts mit Egoismus zu tun. Solange ich mich nicht vor den Spiegel stellen kann und sagen kann „Ich liebe mich“, brauchen wir keine Feuchtigkeitsmaske und keine Badekugeln, um Selbstliebe zu betreiben.
Die eigentliche Arbeit ist, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und einige Stunden am Tag damit zu verbringen, sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Dadurch, dass du dir sagst „Ich liebe mich“ programmierst du es dir selbst ein.
Mit „Ich liebe mich“ programmierst du dein Gehirn um.
Viola Möbius
Wir haben es verlernt, uns selbst Mantren zu sagen und Dinge zu verbalisieren. Kleine Kinder machen das ständig: Sie brabbeln den ganzen Tag irgendetwas vor sich hin. Doch im Alter von ungefähr fünf Jahren verlegen wir diesen äußeren Monolog nach innen. Wir verlernen, mit uns selbst zu sprechen. Selbstdialoge sind aber ganz wichtig für das Gemüt.
Manifestiere deine Selbstliebe
Es gibt einen Weg, um ganz einfach mit dem Manifestieren der Selbstliebe anzufangen. Man stellt sich vor den Spiegel und sagt ganz oft hintereinander „Ich liebe mich.“ Irgendwann wird man es zwangsläufig glauben. Und ist das für dich vielleicht noch zu viel, dann fang an mit „Ich mag mich.“
Folgende Fragen kann man sich für mehr Aufmerksamkeit und Selbstliebe stellen:
- Wie hat sich mein Umfeld in den letzten Jahren entwickelt?
- Wie habe ich mich weiterentwickelt?
- Wohin möchte ich mich noch entwickeln?
- Helfen die Menschen in meinem Umfeld mir dabei, der Mensch zu werden, der ich sein will?
- Gibt es Neid und Missgunst in meinem Umfeld?
wmn: Hier sprichst du auch darüber, dass das Umfeld zu fehlender Selbstliebe beiträgt. Stimmt das?
Viola Möbius: Aber natürlich! Viele wollen es nicht wahrhaben, aber wir nähern uns immer unserem Umfeld an. Wenn das Umfeld schlecht ist, sind wir schlecht. Wenn das Umfeld gut ist, haben auch wir eine Chance besser zu werden.
Ein Gedankenspiel: Mit wem willst du deinen Urlaub verbringen?
Dazu habe ich ein Gedankenspiel mitgebracht. Stell dir mal vor, du verbringst eine Urlaubswoche mit sehr trägen Menschen, die gerne Alkohol trinken, sehr viel Ungesundes essen und zu allem Überfluss noch Trash-TV schauen. Wie fühlst du dich nach einer Woche mit diesen Menschen?
Und nun stell dir vor, du verbringst eine Woche mit Menschen, die es lieben, an der frischen Luft zu sein. Sie gehen auf lange Wanderungen, ernähren sich gesund und haben gute Gespräche am Abendbrottisch. Wie fühlst du dich nach einer Woche mit diesen Menschen?
Ich wette mit dir, dass du dich nach der zweiten Woche besser fühlst und mehr Selbstliebe empfindest. Denn andere Menschen beeinflussen unser Handeln und unser Fühlen.
wmn: Wir sollten uns also von toxischen Menschen befreien. Das Wort „toxisch“ zieht sich gerade durch alle Plattformen. Toxische Freundschaften und toxische Beziehungen. Was haben toxische Menschen mit Selbstliebe zu tun und wie sollten wir uns ihnen gegenüber verhalten?
Viola Möbius: Das ist nicht so einfach. Zunächst musst du dein Umfeld analysieren und prüfen, ob diese Menschen dir guttun oder nicht.
Das Wort „toxisch“ ist übrigens kein neues Wort. Es wird nur jetzt durch die Möglichkeiten von Social Meidia noch viel weiter aufgeblasen. Leider werden hier solche Dinge eher gepusht. Nehmen wir das Beispiel der Social Media-Kommentare: Wieso gibt es so viel mehr schlechte Kommentare als gute Kommentare?
Ein Mensch, der sich selbst liebt, schreibt keine bösen Kommentare
Das ist ganz einfach: Ein Mensch, der sich selbst liebt, hat nicht das Bedürfnis, einen schlechten Kommentar zu schreiben und jemand anderem wehzutun. Ganz im Gegenteil: Durch mehr Selbstliebe erfolgt auch mehr Liebe und Toleranz für andere.
Meiner Meinung nach zeigen diese Kommentare viel mehr über die Psyche der Kommentierenden, als dass sie etwas über andere aussagen. Die Menschen, die solche bösen Kommentare schreiben, sollten sich viel mehr mit ihrem Inneren auseinandersetzen.
wmn: Was passiert, wenn diese Fragen nicht positiv für das Umfeld und die Freundschaften ausfallen?
Viola Möbius: Bei jeder Freundschaft sollte man sich fragen, ob einem diese Freundschaft überhaupt noch etwas gibt oder nicht. Sollte sie dir nichts mehr geben, dann musst du keine Scheu davor haben, dich gegen eine Person im eigenen Leben zu entscheiden.
Toxische Beziehungen beeinflussen die Selbstliebe
wmn: Gehen wir noch einen Schritt weiter und stellen wir uns vor, wir leben in einer toxischen Beziehung. Wie geht man mit einer toxischen Partnerschaft um?
Viola Möbius: Erst einmal muss man sich fragen: Was macht eigentlich eine toxische Beziehung aus? Der eigene Partner kann der größte Booster oder der größte Verhinderer deines Lebens sein. Das liegt daran, dass dein Partner am nächsten an dir dran ist.
Diese Fragen solltest du dir und deinem (toxischen) Partner stellen:
- Ist mein Partner mein wichtigster Unterstützer?
- Ist er mein Verbündeter?
- Kann ich mich auf ihn verlassen?
- Kann ich über alles mit ihm sprechen?
- Empfinde ich wirklich Liebe, wenn ich mit ihm zusammen bin?
- Ist mein Partner stolz darauf, was ich tue oder macht er mir das madig?
Sei dir bei einer Beziehung immer bewusst: Du hast dir wirklich aus acht Milliarden Menschen diesen einen Menschen ausgesucht, der dein engster Verbündeter sein soll. Dann erwarte von ihm aber auch, dass er dir keine Red Flags in der Beziehung zeigt.
Natürlich ist kein Mensch und auch keine Beziehung perfekt. Jeder hat seine Vor- und seine Nachteile. Doch wir sollten immer darauf achten, ob uns eine Beziehung noch guttut oder nicht. Wenn du das geschafft hast und die toxischen Personen aus deinem Leben gestrichen hast, bist du der Selbstliebe einen ganzen Schritt näher gekommen.
10 schnelle Fragen an Viola Möbius: In diesem Video haben wir Viola sehr persönliche Fragen gestellt, die sie wahrheitsgemäß beantwortet hat. Was hättest du auf Frage Nummer 10 geantwortet?
Viola Möbius über Motivation
wmn: Du brennst so sehr für das, was du tust. Wo kommt deine Motivation her?
Viola Möbius: Ich sehe das Leben durch eine Sanduhr, bei der der Sand immer weiter nach unten rieselt. Ich weiß, es gibt so viele Dinge auf der Welt zu erleben und so viel zu sehen. Dabei haben wir aber alle so wenig Zeit.
Meine Motivation nährt sich also aus Dankbarkeit dafür, dass ich die Möglichkeit bekomme, so viel von der Welt zu sehen und gleichzeitig von der Angst, das alles aus Zeitmangel zu verpassen.
Es wäre arrogant von mir, wenn ich die Chancen, die das Leben mir bietet, nicht ergreifen würde. Denn es gibt so viele Menschen, die eben diese Möglichkeiten, wie ich sie habe, niemals bekommen werden. Ich kenne mein Warum. Ich stehe morgens auf und weiß, wofür ich das alles mache.
Morgens ein bisschen besser sein als gestern
Ich habe mal einen sehr inspirierenden Film gesehen: The Last Samurai mit Tom Cruise. Dort erklärt Tom Cruise, warum die Samurai in dem Dorf jeden Tag ihrem Alltag nachgehen. Er sagte: „Sie streben nach Perfektion“
Und das ist auch mein Antrieb. Wenn ich morgens aufstehe, dann will ich immer noch ein bisschen besser sein als gestern. Ich will kein Mittelmaß sein, sondern das beste sein, das beste Selbst, das ich erreichen kann.
Redaktionstipp: Du willst auch kein Mittelmaß sein? Vielleicht hilft dir der 5 AM Club, wenn du dich selbst verbessern willst.
Und kennst du schon die 20-20-20-Regel: Mit nur einer Stunde Aufwand am Tag bekommst du dein Leben in den Griff.
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