#bodypositivity erlebt in den sozialen Medien seit einigen Jahren einen unvergleichbaren Hype. Es scheint, als steige das allgemeine Bewusstsein für vielfältige Körperformen: In der Werbung kommen mehr und mehr Curvy Models zum Einsatz und fast alle gängigen Fashionbrands haben einen Plus Size- Ableger gelauncht. Sogar bei Germanys Next Topmodel erlaubt man den Kandidatinnen neuerdings zu essen. Aber wie viel steckt hinter all dieser Body Positivity in der deutschen Medienlandschaft? Ist sie wirklich schon so body inklusiv, wie sie gern vorgibt zu sein?
Was bedeutet Body Inklusivität überhaupt?
In einer body inklusiven Welt wäre die Repräsentation aller möglichen Körpermaße- und formen ausgeglichen. Das Ideal, das über Werbung und Instagram verbreitet wird, wäre das Durchschnittliche. Normale Frauen und normale Männer würden die neuesten Designer-Kollektionen auf den Laufstegen präsentieren und die Baywatch-Girls trügen Badeanzüge in Größe 38-40.
Wenn du dir aber mal deutsche Werbeplakate, amerikanische Serien und französische Insta-Stars anschaust, wirst du schnell feststellen, dass von einer breiten Vielfalt nicht wirklich die Rede sein kann. Wie weit wir noch von einer body inklusiven (Medien-) welt entfernt sind, zeigt jetzt eine Studie, die der Sportmodenhersteller Reebok in Auftrag gegeben hat. Das sind die Ergebnisse:
Studie zeigt: Welche Länder sind body inklusiv?
Reebok hat für die Studie analysiert, wie oft Begriffe wie „Selbstvertrauen“, „Body Positivity“ oder „Plus Size“ in den Nachrichten verschiedener Länder aufgetaucht sind und über Suchmaschinen im Internet aufgerufen wurden.
Das Ergebnis der Studie zeigt: Großbritannien ist Spitzenreiter in Sachen Body Inklusion. Die Berichterstattung zum Thema Body Positivity schneidet hier von allen untersuchten Ländern am besten ab. Es folgen die USA und auf Platz drei Irland. Deutschland ist zwar unter den Top 10 gelandet, hat aber noch viel Arbeit vor sich. Zum Vergleich: In Großbritannien erschienen im vergangenem Jahr 4.245 Artikel zum Thema Body Inklusion. In Deutschland dagegen nur 342.
Wie body inklusiv sind einzelne Bereiche der deutschen Medienwelt?
Zunächst hat sich Reebok deutsche Modelagenturen angeschaut. Gerade in der Hauptstadt sieht es zumindest beim Thema Diversität ganz gut aus: Fast die Hälfte der männlichen und weiblichen Models in Berlin gelten als divers. Es folgen Pariser Agenturen. An der Spitze ist wieder Großbritannien: 57 % der Londoner Models entsprechen nicht dem stereotypen Model. Hier muss aber angefügt werden, dass sich die besagte Diversität in allen Ländern hauptsächlich auf Hautfarben bezieht. Body inklusive Models gibt es in allen drei Top-Ländern eher selten.
Fast noch wichtiger als die Models, die dich von Plakatwänden und in der TV-Werbung anstrahlen, sind inzwischen die Menschen, die ihr Geld mit Instagram oder anderen sozialen Netzwerken verdienen. Mit Reichweiten in Millionenhöhe erreichen sie so viele Menschen auf täglicher Basis, wie es noch vor zehn Jahren nicht denkbar gewesen wäre.
Wie body inklusiv ist Instagram?
Mit den sozialen Medien kam der Wunsch der idealisierten Selbstdarstellung – am liebsten über das „perfekte“ Bild. Wer schön ist, bekommt Likes, Follower – kann vielleicht sogar davon leben, so außergewöhnlich schön zu sein.
Aber der Trend durchlebt seit einigen Jahren einen Wandel. Gerade unter jüngeren Menschen wird der Ruf nach #mehrrealitätaufinstagram und #bodypositivity immer lauter. Viele haben genug davon, einem Vorbild nachzuhecheln, für das man entweder extrem schlanke Gene bräuchte oder nie wieder eine Pizza essen dürfte. Die Popularität des „perfekten“ Bildes wird nach und nach abgelöst vom Ideal der body inklusiven, realistischen Darstellung von Menschen auf den sozialen Medien.
Aktuell aber schafft es nur eine einzige Cuvy Influencerin auf der Liste der Top 10 Bloggerinnen mit den meisten Instagram-Followern: Farina von novalanalove zählt stolze 1,3 Millionen Abonnenten und ist damit auf Platz drei der erfolgreichsten Bloggerinnen in Deutschland. Obwohl die Liste sonst ausschließlich sehr schlanke Frauen wie Caro Daur (Platz 2 mit 2,8 Millionen Followern) oder Leonie Hanne (Platz 1 mit 3,2 Millionen Followern) enthält, werden Influencerinnen der Body Positivity- Bewegung wie Melodie Michelberger, Louisa Dellert oder Charlotte Kuhrt immer beliebter und bekannter.
Das Interesse an „echten“ Influencer:innen, die als realistische Vorbilder dienen, wächst also auch in Deutschland. Laut der Reebok Studie ist es aber wieder Großbritannien, das die Liste der meisten body inklusiven Influencer:innen anführt. Auch befassen sich 8,37 % der Posts der beliebtesten britischen Fitness-Influencer:innen mit dem Thema Body Inklusion. In Deutschland sind es dagegen nur 0,54 %. Auch im Vergleich zu anderen Ländern wie Frankreich (4,30 %) liegt Deutschland am weitesten zurück.
Postiver Trend zu mehr body inklusiven Inhalten
Offensichtlich hat Deutschland sowie die ganze Welt noch einiges aufzuholen in Sachen body inklusive Darstellung von „Idealen“. Aber es ist doch schön zu sehen, dass wir in einer Zeit des Umbruchs leben. Trends entstehen nicht aus dem Nichts und dieser Trend begeistert so viele Menschen, dass er definitiv nicht nur eine Saison überdauert.
Melissa Howard, Gründerin von The Confidence Academy, ist ebenfalls optimistisch gestimmt. Daran, wie sehr wie die Body Positivity-Bewegung in den letzten zehn Jahren durch den Boom von sozialen Medien, den Erfolg von Influencer:innen sowie durch die Nachfrage nach body inklusiven Modemarken profitiert hat, könne man gut sehen, dass das Thema in der Gesellschaft enorm an Bedeutung gewonnen hat.
„Die Neubewertung konventioneller Schönheitsstandards hat sich als Reaktion auf den wachsenden Trend entwickelt, bei dem alle Körper akzeptiert und gefeiert werden. Verbrauchertrends und kulturelle Veränderungen in Bezug auf diese soziale Bewegung haben beeinflusst, wie Medien Inklusivität fördern und bewerben.“, sagte sie Reebok gegenüber. Das heißt für dich: Folge unseren liebsten Plus Size- Bloggerinnen und wenn du keine Lust auf einen Spinat-Ingwer-Smoothie hast, sondern auf Pizza – dann GO FOR IT!
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