Die Supermärkte Deutschlands battlen sich derzeit immer mehr bei ihren Werbekampagnen. Sie versuchen durch große Investitionen und sehr viel Brimborium aufzufallen und die Kund:innen auf ihre Seite zu ziehen. Manchmal geht das aber auch nach hinten los und bringt einen unvermeidlichen Shitstorm mit sich…
Werbespots zur Prime-Time, bunte Prospekte im Briefkasten oder einprägsame Melodien im Radio: Werbung ist überall und begleitet uns durch den ganzen Tag. Aber nicht immer kommt diese so gut an, wie die Macher:innen sich das vielleicht erträumt haben. Die größten Supermarkt-Fails der letzten Jahre und welchen Shitstorm sie nach sich gezogen haben, liest du jetzt.
Das erwartet dich in diesem Artikel
Supermarkt-Fails: Was ist schief gelaufen?
Man würde meinen, einen Werbespot zu den neusten Produkten zu machen, kann nicht so schwer sein. Aber tatsächlich gibt es viele Fettnäpfchen in die man treten kann, wenn man diese Regeln nicht 100%ig beachtet:
- Personen dürfen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Abstammung, ihrer Sprache, ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihrer politischen Anschauung etc. in keinem Fall diskriminiert werden
- Gewalt oder Verharmlosung von Gewalt ist ein absolutes No-Go
- es darf nicht der Eindruck erweckt werden, Personen seien käuflich zu erwerben
Supermärkte, die sich nicht an diese Grundsätze gehalten haben, haben sofort die Quittung mit einem saftigen Shitstorm bekommen. Und genau diese Supermarkt-Fails, stellen wir dir jetzt vor.
1. Edeka: Weihnachtswerbung
Edeka-Werbung ist bekannt dafür, etwas kontroverser und anstößiger zu sein. Oftmals trifft das auf Anerkennung, jedoch aber nicht im Jahr 2020. Pünktlich zu Weihnachten war auf allen Kanälen die Edeka-Weihnachtswerbung zu sehen, in der folgendes Szenario zu sehen war:
Eine Familie mit dem typisch deutschen Namen Müller erreicht die Fleischtheke einer Edeka-Filiale. Der Verkäufer ist, gemäß seiner Aussprache, eindeutig Italiener. Die Familie weiß nicht so recht, was sie für das diesjährige Weihnachtsessen kaufen möchte und so erzählen sie dem Verkäufer, dass in den letzten Jahren die Tochter die Menüauswahl getroffen hat – gemäß ihrer Männerwahl. Vor 2 Jahren war sie mit einem Japaner zusammen, also gab es Sushi. Das Jahr danach war ihr Freund Marokkaner, also standen Falafel auf dem Speiseplan.
Am Ende kommt dann der Slogan: „Wir lieben Lebensmittel und ihre Vielfalt, deshalb ist unser Weihnachtsangebot so bunt wie unsere Gesellschaft.“
Dass Edeka mit so einer Botschaft einen solch großen Shitstorm kassiert, hätten sie wohl selbst nicht gedacht. Dass irgendwelche Nazi-Trolls aus ihren Höhlen gekrochen kamen und sich über die „bunte Gesellschaft“ echauffiert haben, ist wahrscheinlich gar keine große Überraschung. Aber tatsächlich gab es auch Kritik aus der anderen Richtung. Die lautete, der Spot sei fremdenfeindlich, da er Menschen mit Migrationshintergrund als „Konsumgüter“ darstelle und „mit Essen vergleiche“. Außerdem bediene er Klischees.
Dass der Spot so nicht gemeint war, beweist die Stellungnahme Edekas sowie eine Spendenaktion, die die Kampagne begleitete. Pro verkauftem Glas der Suppe Appetit auf Vielfalt spendete das Unternehmen 50 Cent an die Deutschland-Stiftung Integration.
2. Kaufland: Der Wendler
Michael Wendler hat 2020 polarisiert und wohl den größten Abstieg des Jahres erlebt. Während er Anfang des Jahres noch mit Freundin Laura durch die TV-Welt tingelte, war er Ende des Jahres auf Instagram gesperrt und bei DSDS verpixelt. Und auch einen der größten Supermarkt-Fails der letzten Jahre, lies sich der Wendler nicht entgehen.
Passend zu seinem Erfolgshit Egal! schmetterte der Wendler in einer Kaufland-Filiale „Regal!“ und verwies mit dem Satz „…und junges Gemüse gibt’s auch!“ auf seine Freundin Laura. Eigentlich eine witzige Idee sollte man meinen, hätte der Wendler sich nicht zur gleichen Zeit über die Corona-Maßnahmen echauffiert, Verschwörungstheorien zum Besten gegeben und mit Querdenkern sympathisiert.
Da Kaufland dieses Image natürlich nicht haben will, war der Spot einen ganzen Tag zu sehen, ehe er wieder gelöscht wurde und sich der Discounter entschuldigte.
Übrigens: Kurz nachdem sich der Wendler als Verschwörungstheoretiker outete, verarschte Edeka den Wendler mit einem genialen Spot.
3. Lidl: „Loch ist Loch“
Im Jahr 2019 sorgte Lidl für einen der größten Supermarkt-Fails. Mit der Kampagne „Loch ist Loch“ wollte das Unternehmen eigentlich nur ihre Donut- und Bagel-Auswahl anpreisen. Nur schade, dass das gar nicht so gut ankam.
Viele Nutzer:inner sahen in der Werbung nämlich nur eines: einen frauenverachtenden Witz. Die Kritik an Lidl lautet, Frauen zu Objekten zu machen und zu tolerieren, dass sich Menschen über diese Aussage lustig machen. Für viele Menschen bedeutet der Satz „Loch ist Loch“ auch so viel wie: Es ist egal, mit welcher Frau man geschlafen hat, Hauptsache, man hatte Sex.
Nachdem die Social-Media-Abteilung von Lidl ihre Idee erst auf Facebook feierte, kam einige Tage eine Entschuldigung des Konzerns und die Werbung wurde gelöscht.
Denn’s: „Kernkraft? Ja, bitte!“
Der Biomarkt Denn’s hatte eine vermeidlich gute Idee, die bei vielen Konsument:innen allerdings nicht so gut ankam. Der Biomarkt spielt mit dem Slogan „Kernkraft? Ja, bitte!“ auf den kultigen Slogan der Atomkraft-Gegenbewegung „Atomkraft? Nein, danke!“ an. Natürlich wollte der Biomarkt nicht wirklich für Kernkraft werben, sondern vielmehr für ihr nachhaltiges und vielfältiges Saatgut.
Den umweltbewussten Konsument:innen des Biomarktes gefällt diese Supermarktwerbung gar nicht. Zwar wurde der Slogan um den Satz „Wir essen, was wir säen“ ergänzt, da war das Kind aber längst in Brunnen gefallen.
Von Anti-Atom-Bündnissen in Berlin und Potsdam wurde der Vorschlag „Kornkraft? Ja, bitte!“ vorgebracht, Denn’s lehnte diesen allerdings ab, da laut der Geschäftsführung ein Werbeslogan provokant sein muss. Es fehlte also an Einsicht!
Supermarkt-Fails: Werbung darf viel, aber nicht alles
Genau wie in Sachen Satire keimt immer wieder die Diskussion aus, wie viel Werbung darf. Anhand unserer Supermarkt-Fails zeigt sich: Werbung darf nicht alles. Denn egal wie gut die Kampagne gemeint ist, wenn das nötige Feingefühl fehlt, wird ein Shitstorm kommen und das zurecht.
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