Eigentlich ist Aron Boks in Bilderbuchbedingungen groß geworden. 1997 in Wernigerode geboren und behütet aufgewachsen bei Eltern, die immer noch zusammen glücklich sind. Er zieht nach Berlin und beginnt 2016 erst ein Germanistik-Studium, später ein Publizistik-Studium an der Freien Universität.
Aron Boks und seine Leidenschaft für das Schreiben
Im Jahr 2016 startet auch seine Zeit auf den Bühnen dieses Landes. Seine Karriere beginnt mit dem Sieg der Landesmeisterschaft in Magdeburg in der U20 Kategorie und der Stadtmeisterschaft Magdeburg. Die Begeisterung fürs Schreiben wird zu einer Leidenschaft: Er tritt auf immer mehr Bühnen im deutschsprachigen Raum auf und veröffentlicht 2017 erstmals eine Textsammlung seiner Bühnentexte. Weitere Publikationen folgen.
Der Fernsehsender Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) bezeichnete Aron Boks sogar als einen der besten Poetry Slammer überhaupt. Was nach außen nach einem perfekten kreativen Großstadtleben aussieht, wird für ihn zunehmend zur Qual. Er sitzt in seiner Wohnung und leidet, denn er hat eine Essstörung.
Der Hunger nach weniger – Arons Weg in die Magersucht
Ein wichtiger Auslöser hin zur Magersucht war der betrunkene Kommentar eines Bekannten: “Du bist dünn, aber hast ein dickes Gesicht”. Der Kumpel lacht, Aron dreht innerlich durch. Der Kommentar ist nur ein heißer Tropfen auf dem Stein, denn er leidet an einer Körper-Schema-Störung, einer krankhaft verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körpers. Die Gedanken haben sich aber so langsam eingeschlichen, dass Aron Boks sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst wahrgenommen hat.
Er fängt an sich immer weiter runterzuhungern. Seine Gedanken drehen sich nur noch um das Nicht-Essen, darum den Schmerz auszuhalten, denn es geht ja immer noch ein bisschen weniger. Dafür verstrickt er sich immer weiter in Lügen, Versteckspielen und endlosen Schichten Kleidung – um bloß nicht von systemkritischen, also besorgten Kontakten, wie er es nennt, entdeckt zu werden. Bis es eines Tages nicht mehr weiter geht und er in die Universitätsklinik kommt. Diagnose: Magersucht.
Luft nach unten: Ein radikal ehrliches Buch über die eigene Ess-Störung
2019 veröffentlichte Aron Boks das Buch über seine Erkrankung. Darin beschreibt er schonungslos seinen Kampf mit dem eigenen Körper, den Klinikalltag, die Reaktionen aus dem Umfeld und den beschwerlichen Weg zurück in den Alltag. wmn traf ihn bei seiner Lesung am 9. Januar an der Freien Universität Berlin. Er will mit dem Buch Luft nach unten informieren, aber eben auch unterhalten:
Das Buch ist ein Einblick in die innere Gedankenwelt eines Betroffenen, kein Ratgeber, wie man da rauskommt. – Aron Boks
Dieser Einblick ist ihm definitiv gelungen. Der Kampf mit sich selbst ist so eindringlich beschrieben, dass man sich nur schwer vorstellen kann, dass Aron die Geschichte erst viel später aufgeschrieben hat. “Ich habe mir mit dem Buch nichts von der Seele geschrieben oder mich selbst therapiert. Ich hätte das Buch nicht mittendrin schreiben können, da hat mir erstens die Konzentration und Energie gefehlt, zweitens wollte ich aber auch keinen Ratgeber oder Tagebuch schreiben”, so Aron Boks.
Mädchenkrankheit Magersucht oder warum Arons Fall so besonders ist
Es gibt viele Geschichten über Menschen mit Magersucht, aber Aron fällt dabei aus der Reihe. Denn Frauen sind deutlich häufiger von Bodyshaming und Magersucht betroffen, sie wird von Figuren in Arons Buch sogar als Mädchenkrankheit bezeichnet. Erklärungsansätze dafür gibt es verschiedene. Psychotherapeutin Doris Rheile begründet es damit, dass der Wert einer Frau in der Gesellschaft immer noch stark über das Äußere definiert wird.
Auch das Selbstwertgefühl ist stärker an das Äußere geknüpft als bei Männern. Gründe für das verzerrte körperliche Idealbild können für ihn zum Beispiel Werbung und soziale Medien sein:
Werbung ist immer noch sehr geschlechterunterschiedlich. Für Männer wird es nicht so geprägt dünn zu sein wie für Frauen.– Aron Boks
Da Männer jedoch seltener an Magersucht erkranken, wird sie auch oft erst viel später erkannt. Magersucht gilt nämlich immer noch als typisch weiblich. Aron hat mittlerweile gelernt mit der Krankheit umzugehen, aber stellt auch klar: “Ich wurde behandelt, nicht komplett geheilt”. Ganz ablegen könne man die Krankheit nie.
Fazit: Magersucht ist keine Frauenkrankheit
Der Fall von Aron Boks zeigt, dass Magersucht nicht als typisch weibliche Erkrankung gesehen werden sollte – auch wenn die Essstörung häufiger bei Frauen auftritt. Denn damit wird man der Bandbreite der Krankheit und ihren unterschiedlichen Ursachen nicht gerecht.
Da Frauen aber anfälliger für Ess-Störungen sind, ist es umso wichtiger, auf die eigene psychische Gesundheit zu achten. Meditieren lernen kann dabei helfen, die eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken. Glücklicherweise ändern sich aber auch langsam die gesellschaftlichen Vorstellungen von gesunden Körpern, denn die Generation Z hat ein neues Schönheitsideal.