Ema ist ein Filmdrama des chilenischen Regisseurs Pablo Larraín, welches am 31. August 2019 im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig seine Weltpremiere feierte. Der Kinostart ist in Deutschland der 22. Oktober 2020.
Worum es in dem Film Ema geht, das erfährst du hier.
Worum gehts in dem Film Ema?
Im Mittelpunkt des Familiendramas stehen die junge Tänzerin Ema und ihr zwölf Jahre älterer, womöglich schwuler Choreograf Gastón. Gemeinsam haben sie vor einiger Zeit den kolumbianischen Jungen Polo adoptiert, der sich jedoch als unerwartet schwierig herausstellte.
Die Illusion einer heilen und glücklichen Familie zerbrach daher bereits nach kürzester Zeit. Stattdessen sorgte Polos rebellische und übermütige Art dafür, dass nicht nur seine Eltern an ihre Grenzen kamen, sondern auch die Schwester der Hauptdarstellerin durch ein von ihm verursachtes Feuer verletzt wurde. Die Folge: Das junge Paar zögerte nicht lange und gab den jungen Kolumbianer zurück ans Jugendamt.
Die Reaktionen aus dem Umfeld des Paares waren vielseitig. Vonseiten des Jugendamts wurde deutlich gemacht, dass insbesondere Ema nicht in der Lage wäre, eine gute Mutter zu sein und auch die Entscheidung, den Jungen zurückzugeben ging mit starker Kritik einher.
Es scheint, als würde diese Entscheidung sich nicht nur negativ auf die Beziehung des Paares auswirken, sondern auch auf Emas berufliche Laufbahn, ihre Tanzgruppe und die Familie. Demzufolge wurde bereits zu Beginn des Films die Ernsthaftigkeit der Thematik deutlich.
Der Film sorgt für ordentlich Verwirrung!
Das Kernthema des Films ist nicht direkt zu Beginn zu erkennen, sondern es werden eine Vielzahl an Türen geöffnet. Folglich dauert es eine ganze Weile, bis es dem Zuschauer gelingt, die einzelnen Puzzelteile zusammenzusetzen und vollständig zu verstehen.
Außerdem fallen die Spannungen zwischen den Hauptcharakteren Ema und Gastón auf, die besonders durch Emas provozierende Art geprägt sind. Er hingegen ist eher der ruhige Typ, der mit Worten statt mit seinem Verhalten oder Lautstärke den Gegenüber verletzt. Doch trotz der Dramatik und den ständigen Verletzungen zwischen dem Paar, bleibt das Gefühl, dass da etwas Echtes zwischen ihnen ist.
Eine Beziehung zueinander, die von großen Gefühlen geprägt ist und die danach drängt, gelebt zu werden. Inwieweit das für jeden Einzelnen gut ist, ist jedoch fraglich. Denn es ist nicht ganz ersichtlich, ob es sich hierbei um eine toxische Beziehung handelt oder um eine Kombination aus echten Gefühlen und Verletzungen, die als Grundlage für die Entfaltung der Kreativität dient.
Fest steht: Tanzen ermöglicht es Ema, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Daher fand sie auch hier die nötige Ablenkungen von den Sorgen um den jungen Polo. Bei ihren Tänzen handelte es sich jedoch nicht um einen ruhigen, gewöhnlichen Tanz, sondern sie tanzt als gäbe es kein Morgen mehr. Ihre Tänze sind geprägt von ausdruckstarken und schnellen Bewegungen.
Außerdem tanzt sie nicht nur alleine, sondern auch gemeinsam mit ihrer Tanzgruppe. Die Nähe des gemeinsamen Tanzens überträgt sich dabei auch auf das Privatleben, sodass Ema mehrere Affären einging – es scheint, als würde sie sich selbst verlieren.
Ein Plan soll das Chaos beheben & Polo zurück bringen
Vielleicht genau aus dieser Gefühlslage heraus, trifft sie eine wichtige Entscheidung: Sie will versuchen, die Situation zu verbessern. Die Art und Weise der Umsetzung nimmt dabei jedoch zunehmend groteskere Züge an. Um ihren Plan in die Tat umzusetzen, schreckt sie vor kriminellem Verhalten keineswegs zurück. Sie zieht nachts durch die Straßen – bewaffnet mit einem Flammenwerfer – und setzt ein Denkmal oder eine Ampel in Brand. Alles, um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
Dies ist dem Zuschauer zu Beginn des Films jedoch nicht bekannt. Denn die Geschichte wird nicht auf konventionelle Weise erzählt, sondern folgt einem widersprüchlichen Kurs, der kaum vorhersehbar ist. Unterstützt wird die Verwirrung durch die von hinten aufgerollte Geschichte und dem Sprung von einer Szene in die nächste.
Besonders zu Beginn des Films sorgen die vielen Persönlichkeiten der Hauptdarstellerin und die sprunghaften Szenenwechsel zu viel Verwirrung – es fehlt häufig der emotionale Zusammenhang. Begleitet werden die Szenen von energiegeladener Musik mit elektronischen Verfremdungen. Deren aneinander Reihungen unterstützen besonders die lustbetonten Aktivitäten.
Doch trotz der Verwirrtheit wird in dem Film ein besonders sensibles und wichtiges Thema aufgegriffen. Er legt die Schwierigkeiten offen, mit denen Eltern im Zuge einer Adoption zu kämpfen haben und die Unsicherheit, die entsteht, wenn sich das Kind in einer neuen Familie nicht eingewöhnt.
Auch bringt jedes Kind eine Vorgeschichte mit, die es in seiner Entwicklung und seinem Verhalten prägt. Der Film beschreibt jene Situationen, in denen sich die neuen Eltern die Frage stellen, wie viel man einem Kind durchgehen lassen kann und ab wann eine Adoption als gescheitert betrachtet werden sollte.
Dabei fällt besonders auf, dass in dem Film Ema nicht der Junge im Vordergrund steht, sondern die Eltern. Polo wird nicht nur erst später gezeigt, sondern es wird auch von ihm in der Dritten Person gesprochen.
Eine Erklärung, wie es dazu kam, dass er sich zu einem derart brutalen und zerstörerischen Kind entwickelte, wurde nicht näher erläutert. Dennoch macht der Film deutlich, wie sehr Kinder bei einer Adoption hin und hergeschoben werdenkönnen und wie wenig Mitspracherecht sie dabei haben.
Den kompletten Trailer zum Film findest du hier.
Fazit: Das Kernthema ist Ernst
Der Film Ema ist einerseits lebensnah und andererseits vollkommen überzogen. Dadurch wirkt er faszinierend und verwirrend zugleich. Auch regt er zum Nachdenken an und lässt genügend Spielraum für eine Interpretation und anschließende Diskussionen. Dadurch hat der Regisseur es geschafft, die Emotionalität der Thematik mittels Bildern, dynamischen Tänzen und angespannten Gesprächen zum Ausdruck zu bringen.
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