Die Welt der Mode ist groß, bunt und faszinierend. Bei all den tollen Marken, den ständig wechselnden Trends und Innovationen, verliert man schnell die Menschen aus dem Blick, die hinter all dem stehen. Deshalb wollen wir heute den Fokus auf den familiären Aspekt in der Mode richten und stellen dir fünf tolle Fashion-Label von Schwestern vor.
So berichteten wir im Juni 2021:
Das erwartet dich in diesem Artikel
Fashion-Labels von Schwestern: Nachholbedarf in Sachen Gleichstellung
Die Fast Fashion- Industrie hat schon längst die meisten kleinen Familienunternehmen unter sich begraben. Aber das ist nicht das einzige Problem, das wir bei wmn im Status quo der Modeindustrie sehen. Auch von einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Männern und Frauen kann hier nicht die Rede sein. Und das in einer Branche, die öffentlichkeitswirksam eher weiblich dargestellt wird. Oder kennst du eine Fashion-Serie á la Sex & the City oder The bold Type, in der es um eine Männer-Clique und deren neuesten Shopping-Erfolge geht?
Tatsächlich sieht es so aus, als seien Frauen gern als hübsche Aushängeschilder von Fashion-Labels und als Konsumentinnen von Mode-Serien und -Magazinen gesehen … Viel zu sagen haben sie deshalb aber noch lange nicht. Gerade einmal 14 % der großen Modehäuser in Deutschland werden von Frauen geführt, wie eine Studie von McKinsey im Jahr 2018 feststellte. Woran das liegt und was du gegen diese Ungleichheit tun kannst, erfährst du in unserem Artikel über Frauen in der Modeindustrie.
Fashion-Label von Schwestern: Doppelte Power
Kommen wir nun zu einigen Labels, die nicht nur von Frauen gegründet worden sind, sondern zusätzlich noch die Tradition des Familienbetriebes aufrecht erhalten: Fashion-Labels, die von Schwestern gegründet wurden.
Rodarte: Kate und Laura Mulleavy
Die Schwestern Kate und Laura Mulleavy wuchsen in Kalifornien auf und haben Geschichte und Literatur studiert. Letzteres ist einigermaßen überraschend, denn 2005 gründeten sie mit ihrem Label Rodarte eines der erfolgreichsten Mode-Unternehmen der letzten Jahrzehnte. Ihr Wissen über Modedesign ist selfmade, die Schwestern brachten sich alles Wichtige selbst bei. In der Zwischenzeit haben sie es auf das Cover der US-Vogue geschafft und beim Kostümdesign für den Kinohit „Black Swan“ mitgearbeitet. Seit 2007 stellt das Metropoliten Museum of Art eine Rodarte-Kreation aus. Der Stil der Designer-Schwestern kennzeichnet sich durch elegante, lange Schnittführungen und tolle Materialmixe aus.
Zimmermann: Nicky & Simone Zimmermann
Nicky und Simone Zimmermann führen eines der berühmtesten Fashion-Labels von Schwestern – und das seit 30 Jahren. 1991 fing alles an, als eine Freundin der Schwestern, die bei der Vogue Australia arbeitete, Interesse für die (in der heimischen Garage entstandenen!) Entwürfe entwickelte, die bisher auf Flohmärkten verkauft wurden. Nicky, die eine Modeschule besucht hat, ist der kreative Kopf des Duos. Simone beweist mit dem weltweiten Erfolg der Marke Zimmermann ihr Talent für Marketing und Organisation. So ergänzen sich die beiden Schwestern optimal. Die Zimmermann-Kollektionen sind auf jeder Fashion Week ein Highlight: wunderschöne, fließende Kleider im viktorianischen Stil, Rüschen, Volants und Seide soweit das Auge reicht. Ein echter Mode-Traum!
Ina Kess: Isabelle und Katharina Staub
2015 wurde ein Fashion-Label von Schwestern gegründet, über das wir uns heute besonders freuen. Die Schwestern Isabelle und Katharina Staub kommen aus Zürich und haben mit Ina Kess ein Zuhause für hochwertige Alltagsmode und Sportswear geschaffen. Sie setzen auf schlichte Schnitte und einen hohen Anspruch an Qualität und soziale Verantwortung. Produziert wird in Europa und das Label arbeitet gezielt mit traditionellen Familienbetrieben zusammen.
Dôen: Margaret und Katherine Kleveland
Dieses Fashion-Label von Schwestern ist in vielfacher Hinsicht bemerkenswert: Nicht nur machen Margaret und Katherine Kleveland ganz wundervolle hippieske Boho- Mode, die sofort Lust auf Sommer und Natur macht. Sie haben außerdem die Missstände der Fast Fashion- Industrie erkannt und kündigten kurzerhand ihre Jobs. Heute produzieren sie mit Dôen faire Mode und arbeiten unter anderen mit Fotografinnen und Künstlerinnen zusammen, um Frauen in der Mode- und Kreativbranche zu stärken. Das Label unterstützt die NGO Room to Read und engagiert sich für die Rechte von Frauen und Müttern
Tipp der Redaktion: Wie alltäglich die Diskriminierungen von Müttern gerade in der Kunst- und Kreativbranche noch immer ist, liest du in unserem Interview mit Fotografin und Mutter Katharina Bosse.
Sandro & Maje: Evelyne Chétrite & Judith Milgrom
Diese beiden Frauen haben zwar kein gemeinsames Fashion-Label, sind aber Schwestern und führen zwei der bekanntesten französischen Modemarken. Judith Milgrom designt für Maje Mode im Stil des klassischen Pariser Chic, während ihre ältere Schwester Evelyne Chétrite ein Label führt, das in keinem Luxus-Kaufhaus Europas fehlen darf: Sandro.
Die Schwestern wuchsen in Marokko in ärmlichen Verhältnissen auf. In Paris suchte die Familie ein besseres Leben. Stattdessen starb einer ihrer Brüder mit nur 24 Jahren an einer Behinderung. Mit dem teuren Pariser Modeleben hatten die Schwestern lange Zeit nichts zu tun. Aber nach der Schule saßen sie an der Nähmaschine, wie sie es von ihrer Tante aus Marokko kannten. Evelyne Chétrite arbeitete auf Flohmärkten und bald in einer edlen Boutique. Mit 19 Jahren heiratete sie und gründete mit Ihrem Mann das Label Sandro.
Währenddessen spielte die jüngere Schwester Judith Milgrom mit dem Gedanken, Fotografin zu werden. Sie arbeitete in den Ferien im Atelier ihrer Schwester und blieb irgendwann einfach dort. Ab 1998 führte sie dann zusammen mit ihrem Bruder das Label Maje. Als dieser das Geschäft verlassen hat, schlossen sich die Schwestern zur SMCP Group zusammen, die vom Luxuskonzern LVMH gestärkt wird. Es könnte kaum besser laufen für die Schwestern – und für uns, die sich ihrer tollen Mode erfreuen können.
Fun Fact: Der Name Maje setzt sich aus den Initialen der Namen der Familie zusammen: „M“ steht für Milgrom, den Familiennamen, das „A“ für den Bruder Alain, das „J“ für Judith selbst und das „E“ für Evelyn. Wenn das mal keine Familienliebe ist!
Fashion-Labels von Schwestern: Geballte Frauenpower
Es sieht also nicht nur schlecht aus in Sachen female Empowement in der Mode-Branche. Diese Geschwister-Pärchen haben geschafft, wovon viele nur träumen können und beweisen einmal mehr, was (familiärer) Zusammenhalt bewirken kann. Und der Erfolg dieser Fashion-Labels von Schwestern beweist auch, dass Frauen eben doch genau so gut in der Lage sind ein Unternehmen zu führen, wie Männer. Wir freuen uns über die tolle Mode, die wir ihnen verdanken und nehmen uns ein Beispiel an dieser geballten Frauenpower!
Du willst noch mehr Frauenpower? Wir stellen dir die größten Stilikonen des 20. Jahrhunderts vor. Und wenn dir das noch nicht reicht, haben wir auch noch die größten Stilikonen des 21. Jahrhunderts für dich.