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Abschaffung der Rasseliste? Experten sehen das kritisch

Viele Menschen wollen eine Abschaffung der Rasseliste. Warum Expert:innen das kritisch sehen.

Listenhund
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Bei Brachyzephalie bei Hunden ist die sofortige tierärztlicher Hilfe notwendig.

In Deutschland gibt es sogenannte Rasselisten, auf welchen Hunderassen stehen, die als potenziell gefährlich gelten. Diese dürfen aufgrund dessen nur unter bestimmten Auflagen gehalten werden. Immer mehr Bundesländer entscheiden sich allerdings gegen die Rassenhunde und die Listenhunde – und das auch aufgrund der Beschwerden von Listenhunden-Besitzer:innen, die immer wieder mit gesellschaftlichem Stigma und bürokratischen Hürden zu kämpfen haben. Expert:innen wissen allerdings, dass das Abschaffen von Rasselisten gar nicht so einfach ist, wie sich das viele vorstellen.

Anika ist selbst Hundemama.

Unsere Autorin Anika ist mit ihrem Hund Sherlock das Dream-Team schlechthin. Alle Tipps und Tricks, die Anika in ihren Artikeln gibt, sind deshalb Hunde-approved und vorher gemeinsam mit Sherlock ausprobiert worden.

Wegfall der Rasseliste: Einfach oder eher ein kompliziertes Unterfangen?

Immer wieder ist die Rede von „Kampfhunden“. Gemeint sind damit allerdings oft die Listenhunde, die auf Rasselisten stehen und dessen Bezeichnung als „Kampfhunde“ schon lange veraltet und nicht mehr gesellschaftstauglich ist. Dazu berichteten wir hier: Darum gibt es keine „Kampfhunde“ mehr – und so heißen sie heute).

Besitzer:innen der Listenhunde klagen nicht nur über die gesellschaftlichen Vorurteile und die Haltungsauflagen, sondern auch über die Kosten zur Erfüllung der Auflagen. Doch ist die Abschaffung von Rasselisten so einfach? Corinna Höpper, Vorsitzende vom Institut Forschung Listenhunde e.V. weiß: Nein, definitiv nicht.

Sie und ihr Verein fordern ein „bundeseinheitliches, sinnvolles Landeshundegesetz, das sich auf alle Rassen bezieht und nicht nur einzelne Rassen trennt“, sagt sie gegenüber Petbook. Sie weiß, dass es ohne die Rasseliste in einzelnen Bundesländern zu Problemen kommen könnte. So bringt sie als Beispiel Niedersachsen an, wo es keine Rasseliste gibt und die Hundehalter:innen nur einen kleinen Hundehalterschein machen müssen, wenn sie in den letzten fünf Jahren keinen Hund gehalten hat. Allerdings überwacht man das Züchten von Listenhunden in diesem Bundesland nicht – und viele Züchter:innen wissen gar nicht, dass die Listenhunde in anderen Bundesländern illegal sind.

Rasseliste abschaffen: „Vermehrer“ werden nicht überwacht

Durch die Abschaffung der Rasseliste profitieren also vornehmlich die Vermehrer:innen dieser Rassen, die man dadurch noch weniger kontrolliert, als es eh schon der Fall ist. Natürlich möchte auch Corinna Höpper, dass die Listenhunde ein besseres Image bekommen und wünscht sich deshalb Regelungen wie in NRW und Rheinland-Pfalz, wo man die betroffenen Hunde aus Tierheimen und Tierschutz übernehmen kann.

„Aber ohne solche Regelungen befürchten wir, dass der illegale Handel auf Online-Plattformen zunimmt, da die Leute denken, sie könnten jetzt einfach Hunde kaufen“, so die Bedenken der Vorsitzenden.

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Das größte Problem beim Thema Listenhunde sind unter anderem die Medien, die Vorfälle, in denen diese Hunderassen involviert sind, medial pushen und so Vorurteile und Angst schüren. „Oft wird bei Biss-Vorfällen ein Bild eines Kampfhundes gezeigt, auch wenn dieser gar nicht beteiligt war. Das vermittelt den Eindruck, dass immer Kampfhunde die Täter sind“, so Corinna Höpper.