„They’re eating the dogs!“ Nach dieser Falsch-Aussage von Donald Trump zum Thema Einwanderung während des TV-Duells mit Kamala Harris konnten viele einfach nur noch den Kopf schütteln. Laut ihm würden Migrant:innen Hunde und Katzen essen – was natürlich nicht der Fall ist. Was der US-Präsidentschaftsbewerber dabei aber vergisst: Seine eigenen, deutschen Vorfahren haben bis vor kurzem noch Hundefleisch gegessen! Richtig gehört: Das Essen von Hunden ist in Deutschland erst seit einigen Jahren verboten. Wir haben uns mit der gesamten Historie auseinandergesetzt.
Unsere Autorin Anika ist mit ihrem Hund Sherlock das Dream-Team schlechthin. Alle Tipps und Tricks, die Anika in ihren Artikeln gibt, sind deshalb Hunde-approved und vorher gemeinsam mit Sherlock ausprobiert worden.
Alles zum Thema „Hundefleisch“:
Hundefleisch: Erst seit Mitte der 1980er-Jahre in Deutschland verboten
Tatsächlich war es erlaubt, Hunde bis 1986 zu schlachten und das Fleisch dann zu verzehren. Der Fachausdruck für die Hundefresserei lautet „Kynophagie“ – und diese hatte in Deutschland vor allem dann Hochkonjunktur, wenn die Not, zum Beispiel in der Industrialisierung, besonders groß war. Der Grund hierfür war einfach: Hundefleisch war günstig.
Während man 1892 für ein Kilo Rind oder Schwein zwischen 1,24 und 1,52 Mark bezahlen musste, kostete ein Kilo von dem Hundefleisch nur 50 Pfennig! Besonders stark stieg der Verbrauch während des ersten Weltkrieges sowie während der Wirtschaftskrise der Zwanzigerjahre.
Übrigens: Hundefett (Axungia Canis) wurde hierzulande als Heilmittel gehandelt und bis in die 50er-Jahre hinein zur äußerlichen Einreibung bei Tuberkulose verwendet.
Hundefleisch: Eine lange Geschichte in der Essenskultur von Deutschland
Werfen wir noch einen tieferen Blick auf die Essenskultur in Deutschland und den Verzehr von Hundefleisch. Laut dem Ernährungshistoriker Uwe Spiekermann wurden in den Jahren 1920 bis 1924 circa 115 Tonnen Hundefleisch geschlacht, so berichtet auch DeineTierwelt.
Während man das Hundefleisch in asiatischen Ländern als Delikatesse anzieht, wurde es hierzulande als Essen für Arme angesehen und gehandelt, welche sich ‚richtiges Fleisch‘ nicht leisten konnten. Einige Regionen schätzten das Hundefleisch allerdings damals in besonderem Ausmaße. So war das Fleisch der Vierbeiner vor allem in Sachsen, Thüringen und Schlesien etwas ganz Besonderes.
So sollen in den Jahren 1904 bis 1924 in den deutschen Städten Chemnitz, Breslau und München insgesamt 42.400 Hunde für den Verzehr geschlachten worden sein. Sogar der bekannte Dichter Wilhelm Busch beschrieb in einem seiner Münchner Bilderbogen um 1866 die Schlachtung eines Hundes!
»Den schlacht‘ ich!« spricht der böse Mann, // »Weil er so fett und gar nichts kann.«
Busch, Wilhelm, Bildergeschichten, Die Strafe der Faulheit – Zeno.org
Hundefleisch in Deutschland: Gesetzliches Verbot zur Schlachtung
Heute darf Hundefleisch in Deutschland nicht mehr verzehrt werden. Welche Tiere geschlachtet werden dürfen, regelt die Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung. Hier steht zum Thema Hundefleisch das Folgende:
Es ist verboten, Fleisch von Hunden (Canidae), Katzen (Felidae) sowie von Affen zum Zwecke des menschlichen Verzehrs zu gewinnen oder in den Verkehr zu bringen.
§ 22 Tier-LMHV – Einzelnorm (gesetze-im-internet.de)
Dies bedeutet, dass das Schlachten von Hunden und auch der Verkauf von Hundefleisch nicht erlaubt ist. Es ist zwar nicht ausdrücklich verboten, das Fleisch der Vierbeiner zu essen – es gibt aber praktisch gesehen keinen legalen Weg, an das Fleisch heranzukommen.
Dass der Verzehr von Hundefleisch nun verboten ist, geht vor allem auf die veränderte Moralvorstellung der Menschen zurück. Immerhin sind die Vierbeiner nun in vielerlei Hinsicht Familienmitglieder und dienen nicht mehr nur als Nutztiere. Auch christliche, islamische und jüdische Wertvorstellungen widersprechen dem Konsum von Hundefleisch – und das unter anderem, weil die Tiere als unrein gelten.
Wo isst man heute noch Hundefleisch?
Wie schon zuvor erwähnt, gibt es bestimmte Länder, wo Hundefleisch auch heute noch gegessen wird. In Südchina, vor allem in der Provinz Kanton, ist das Fleisch der Vierbeiner bis heute traditionell eine Delikatesse. Anscheinend arbeiten dort sogar 100.000 Menschen in der Hundefleisch-Produktion!
In den folgenden Ländern isst man außerdem noch heute Hundefleisch: China, Indonesien, Korea, Mexiko, Philippinen, Polynesien, Taiwan, Vietnam, die Arktis und die Antarktis
In diesem deutschen Nachbarland wird ebenfalls Hundefleisch gegessen
Allerdings muss man seinen Blick gar nicht so weit schweifen lassen, um Länder zu finden, die Hundefleisch essen. Denn auch aus der Schweiz gibt es immer wieder Berichte über Menschen, die gerne das Fleisch des besten Freund des Menschen essen. Im Alpenland ist die Gesetzeslage auch anders als in Deutschland. Hunde dürfen hier nicht aus kommerziellen Gründen geschlachtet werden, die private Schlachtung von Haustieren zur Lebensmittelproduktion ist allerdings erlaubt.
Wer seinen Hund in der Schweiz essen möchte, darf dies also straffrei tun – allerdings nur für den Eigenbedarf. Gäste zum Hundeessen einzuladen oder das Fleisch weitergeben ist somit eine illegale Handlung. Trotz dieser Regelungen wird Hunde- oder auch Katzenfleisch in der Schweiz nicht als ein Lebensmittel angesehen. Laut Medienberichten sollen aber im Jahr nur 100 bis 200 Schweizer:innen regelmäßig das Fleisch ihrer Haustiere konsumieren – was bei acht Millionen Schweizer:innen eine eher geringe Quote ist.
Hundefleisch: Wie schmeckt das eigentlich?
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hundefleisch schmeckt.“ Dieser Gedanke kommt mir während des Schreibens dieses Artikels in den Sinn. Doch: Wie genau schmeckt Hundefleisch eigentlich?
Der Geschmack lässt sich laut wie-schmeckt.de aus einer Mischung von Rind und Wildbret beschreiben. Zudem wird das Fleisch als recht würzig beschrieben. In Vietnam stellt man aus diesem Fleisch gerne Würste eher – ähnlich wie beim Katzenfleisch. Hundefleisch soll außerdem sehr nährstoffreich sein und sogar besser als Rinderfleisch. In der traditionellen asiatischen Ernährungslehre wird es als „wärmend“ beschrieben, weshalb dieses Fleisch auch oft im Winter als scharfes Fondue gekocht wird.
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Quellen: Bundesministerium für Justiz, Wochenblatt.de, inFranken.de, SPIEGEL, DeineTierwelt, wie-schmeckt.de, GEO