Wenn die Mieze irritiert durch die Wohnung läuft, an jeder Ecke schnuppert und verzweifelt miaut, wird schnell klar: Sie sucht vergeblich nach ihrem Kumpel, der vor ein paar Tagen eingeschläfert wurde. Mittlerweile wissen wir, dass die Katze trauert, wenn ein geliebter Mensch oder ein Artgenosse verstirbt. Doch wie äußert sich diese Trauer bei Katzen? Wir von wmn haben uns schlau gemacht.
Unsere Autorin Anna Chiara lebt seit 15 Jahren mit ihrer Katze „Anouk“ zusammen. Ihre alltäglichen Erfahrungen teilt sie in zahlreichen Ratgeber-Artikeln und hält dich mit spannenden News und emotionalen Tiergeschichten auf dem Laufenden.
Katze trauert um „wichtigen Sozialpartner“
Unseren Stubentigern wird noch immer nachgesagt, sie seien unabhängig und bräuchten uns Menschen lediglich als Dosenöffner. Wer selbst eine Katze hat, weiß, dass die Vierbeiner zu uns und auch zu ihren Artgenossen eine enge Bindung aufbauen. Wir werden zur Bezugsperson unserer Katze, denn wir bieten ihr Geborgenheit, Schutz, Sicherheit und Zuwendung.
„Es gibt immer mehr Katzen, die in enger Gemeinschaft mit Menschen aufwachsen und in einzelnen oder auch mehreren Personen Freunde und soziale Bezugspersonen sehen“, erklärt Diplom-Tierpsychologin Birgit Rödder dem Industrieverband Heimtierbedarf (IVH). „Stirbt oder verschwindet ein vertrauter Mensch, trauert die Katze, weil sie einen wichtigen Sozialpartner verloren hat“, so die Expertin.
Genauso wie die hinterbliebenen Zweibeiner trauern also auch die Vierbeiner um ihre geliebten Menschen oder Artgenossen. Der Verlust bedeutet in ihrem Leben eine große Veränderung, die für Unsicherheit sorgen kann. In der Zeit der Trauer können sich Mensch und Katze gegenseitig Halt geben und unterstützen. Drum gilt es, die Anzeichen einer trauernden Katze zu kennen.
3 Phasen der Trauer bei Katzen
Dass deine Katze trauert, erkennst du an den Verhaltensänderungen, die sie womöglich an den Tag legt. Hat sie bis vor kurzem noch ausgiebig gespielt, könnte sie jetzt nur noch lustlos in der Ecke herumliegen. Einige Miezen neigen dazu, extrem viel zu fressen – andere lassen sogar die Lieblingsleckerlis links liegen. Ebenso wie bei uns Menschen sind die Facetten der Trauer vielseitig und jede Katze trauert auf ihre persönliche Art und Weise. Im Großen und Ganzen lässt sich der Trauerprozess laut Ein Herz für Tiere in drei unterschiedliche Phasen einteilen.
1. Phase: Schock und Suchen
Ganz gleich, ob ein geliebter Mensch oder ein Artgenosse stirbt – für die Katze ist der Verlust erst einmal ein Schock. Hat sie sich von dem anfänglichen Schreck etwas erholt, wird sie wahrscheinlich anfangen, die Person oder das Tier zu suchen, indem sie in der Wohnung herum läuft und schnuppert. Es wirkt beinah so, als würde sie nicht wahrhaben wollen, dass ihr Gefährte verschwunden ist und als wolle sie sich vergewissern, dass er sich nicht einfach irgendwo versteckt hat.
2. Phase: Realisation
Mit der Zeit versteht die Fellnase, dass Frauchen und Herrchen nicht zu finden sind. Auch die äußeren Umstände, die mitunter traurige und hektische Stimmung der Hinterbliebenen wirken sich auf die Mieze aus. Je nachdem, welche Erfahrungen die Katze in ihrem Leben bereits gemacht hat, insbesondere in Bezug auf Verlustangst, könnte sie einige Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Zum Beispiel:
- Antriebslosigkeit
- Appetitverlust oder Fress-Flash
- Aggressivität
- Desinteresse (am Spielen)
- Innere Unruhe
- Mangelhafte Körperpflege oder Putz-Zwang
- Rückzug
- Schlafprobleme
- Ungeduld
- Unsauberkeit
Es müssen nicht alle Anzeichen von Trauer auftreten oder direkt erkennbar sein. Achte jedoch auf deine Fellliebling, damit du erste Veränderungen schnellstmöglich bemerkst.
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3. Phase: Akzeptanz und Neustart
Ist etwas Zeit ins Land gegangen, wirst du feststellen, dass die Katze nach und nach die neue Lebenssituation annimmt. Sie lernt, die Umstände zu akzeptieren und sich neu zu orientieren, indem sie sich neue Sozialpartner und Bezugspersonen sucht, zu denen sie eine Beziehung aufbauen kann. Nun sollte sie auch alte Gewohnheiten wieder aufnehmen. Jetzt könnte die richtige Zeit sein, einen neuen tierischen Artgenossen ins Haus zu holen. Überlege dir diesen Schritt vorher jedoch gut und wäge ab, ob die Mieze schon bereit dafür ist.
Wie lange trauern Katzen?
Jede Katze trauert unterschiedlich lang. Der Prozess ist ebenso wie bei uns Menschen äußerst individuell und gestaltet sich bei jedem Tier anders. Während einige Miezen ein ganzes Jahr in tiefer Trauer leben, gehen die meisten bereits „nach zwei bis sechs Wochen wieder zum Alltagsleben über und haben den Verlust verarbeitet“, weiß Tierpsychologin Birgit Rödder.
Stellst du allerdings fest, dass deine Katze auch nach einigen Tagen ihre normalen Gewohnheiten vernachlässigt, solltest du versuchen, sie etwas aus der Reserve zu locken. „Eine fröhliche Ansprache und einige aufmunternde Streicheleinheiten, ein ruhiges Spiel oder Leckerlis können die Katze aus ihrer Trauer wecken und sie ins Leben zurückführen“, rät Birgit Rödder. Beobachte jedoch die Körpersprache der Katze und ihre Reaktion – wirkt sie genervt, lasse sie lieber in Ruhe.
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Was du tun kannst, wenn deine Katze trauert
Natürlich kannst du die Samtpfote in ihrer Trauer unterstützen. Dabei kommt es darauf an, das richtige Maß zu finden und auszuprobieren, was deiner Katze gut tut. Diese Möglichkeiten hast du:
- Animiere deine Katze mit neuen Spielsachen oder ihrem Lieblingsspielzeug immer mal wieder zum Spielen, um sie aus der Trauer herauszuholen.
- Schenke der Katze besonders viel Zuwendung und Aufmerksamkeit durch ausgiebige Streicheleinheiten und gemeinsame Kuschelzeit. Vielleicht braucht sie jetzt mehr Körperkontakt als sonst.
- Biete dem Stubentiger ausreichend Ruhezeit und Rückzugsmöglichkeiten an, um sich zu verstecken.
- Zur Entspannung helfen Katzenminze, Baldrian oder Pheromon-Duftstecker, die einen Wohlfühlgeruch versprühen.
Was du auf keinen Fall tun solltest: Gerade nach einem Todesfall ist das Bedürfnis stark, die Wohnung umzuräumen. Für die Katze bedeutet das allerdings noch mehr Stress und Veränderungen. Warte, wenn möglich, eine Weile, um deine Mieze nicht zu überfordern. Gewohnte Geräusche und ihre vertraute Umgebung sind für sie in dieser Zeit sehr wichtig.